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Venloer StrasseBickendorfer Postbank-Kunden müssen nach Ehrenfeld ausweichen

Lesezeit 4 Minuten

Hans Johnen und seine Mitarbeiterinnen Doris Herzog (v.l.), Yasemin Kasap und Silvia Schulte, die bei der Post angestellt bleibt.

Bickendorf – Das Ende der fast 100-jährigen Ära der Post in der Rosenhofsiedlung kam sang- und klanglos. Am Donnerstagmittag schlossen Mitarbeiter die Glastür des Schalterraumes, zogen die Lamellenvorhänge zu, und das war es. Die Postfiliale Am Haselbusch ist für immer geschlossen. Ein paar Kunden, die am Nachmittag verschlossene Türen vorfanden, reagierten verwundert und auch ein wenig verärgert.

Noch hat es sich nicht überall herumgesprochen, dass die Dienstleistungen rund um Briefe und Paketsendungen seit Freitag vergangener Woche an der Venloer Straße 660 erledigt werden können. Das ist etwa zehn Gehminuten vom alten Standort entfernt.

Neue Filiale privat betrieben

Statt zum Postbank-Center am Haselbusch müssen die Kunden nun zur Venloer Straße 660.

Die neue Filiale wird in Kooperation mit der Deutschen Post/DHL privat vom Lotto- und Totogeschäft Johnen betrieben. Am neuen Standort im Geschäftszentrum des Stadtteils sind auch Brief- und Paketmarken, Einschreibemarken oder Packsets erhältlich. Die Annahme von Brief- und Paketsendungen sowie Auskünfte zu Produkten und Service gehört ebenso zum Angebot der neuen Filiale. Außerdem können Kunden den Service „Postfiliale Direkt“ nutzen und sich Sendungen direkt an die Filiale senden lassen, um sie später dort abzuholen.

Das Postgeheimnis bleibe gewahrt. Das Team der neuen Filiale, teilt die Deutsche Post/DHL mit, sei hierzu genauso verpflichtet wie die Postmitarbeiter. Die neue Filiale ist Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr sowie Samstag von 9 bis 13 Uhr geöffnet.

„Wir bieten darüber hinaus aber weiterhin die Annahme von Brief- und Paketsendungen sowie den Briefmarkenverkauf in unserem Lotto- und Totogeschäft an der Venloer Straße 654 an“, sagt Inhaber Hans Johnen. Das bedeute, dass wenn die Postfiliale schon geschlossen sei, die Lottoannahme aber noch geöffnet, könne man seine Sendungen trotzdem abschicken. In dieser Hinsicht hätten die Postkunden aus Bickendorf und Umgebung nun sogar bessere Bedingungen als vorher. Das Abholen von Einschreib- oder Paketsendungen sei jedoch nur in der Postfiliale möglich.

Statt zum Postbank-Center am Haselbusch müssen die Kunden nun zur Venloer Straße 660.

Johnen hofft, dass es möglich wird, unmittelbar vor der neuen Post zwei Autostellplätze als Kundenparkplätze tagsüber freizuhalten. Dazu sei ein politischer Beschluss nötig. Insgesamt aber, so Johnen, sei durch den Standortwechsel die Anfahrt mit dem Auto besser als an der oftmals sehr engen Ecke Am Haselbusch/Grüner Brunnenweg. Einige der neuen Geschäftsräume werden von einer Versicherungsagentur genutzt, deren Reklame-Transparent noch die Fassade beherrscht. Leuchtreklame der Post werde noch installiert.

Bedauert wird die Schließung der Post Am Haselbusch von vielen Menschen im Viertel. Kunden war die Dienststelle seit Jahrzehnten vertraut. Nicht zuletzt verlängert sich für manch einen der Weg bis zur Bickendorfer Post, deren Einzugsbereich bis nach Ossendorf reicht. Ein kleiner Trost: Zwei der bisherigen Mitarbeiterinnen werden auch am neuen Standort tätig sein.

Die Post Am Haselbusch existierte seit Bestehen der Siedlung, die nach Plänen von Caspar Grod und Wilhelm Riphahn Anfang der 1920er Jahre von der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft GAG erbaut wurde. Zur Frage, wie die ehemaligen Geschäftsräume der Post künftig genutzt werden, kann das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Angaben machen.

Nicht mit zur Venloer Straße umgezogen ist das Postbank-Finanzcenter. Für Geldgeschäfte am Postbankschalter müssen die Kunden nach Ehrenfeld zur Postbank im Barthonia-Forum fahren. Darüber ärgern sich zahlreiche Kunden. Möglichkeiten, als Postbank-Kunde Geld abzuheben, gibt es im Stadtteil Bickendorf gleich mehrere. Die Shell-Tankstelle an der Venloer Straße hat einen Geldautomaten ebenso wie das Reisebüro Thomas Cook, Venloer Straße 626. Dort können die Kunden auch ihren Kontostand überprüfen.

Inhaber Armin Kammermeier hat bereits festgestellt, dass mehr Menschen diesen – für alle offenen – Service in Anspruch nehmen. Zusammen mit Hans Johnen sei er bereits mit der Post in guten Gesprächen, um auch einen Kontoauszugsdrucker im Reisebüro aufstellen zu können. „Es ist einerseits der Trend, dass Geldunternehmen ihren Service zunehmend digital abwickeln und das direkte Kundengeschäft abbauen. Andererseits haben viele das Bedürfnis nach persönlichem Kontakt.“ Er hoffe, dass die Aufstellung eines Kontoauszugsdruckers möglichst bald erfolge. „Vielleicht steuern wir damit ein wenig gegen den Trend. Für mich passt es zum Charakter von Bickendorf, dass die Menschen hier in den Läden noch möglichst viel persönlichen Service erhalten.“