Vergessener SchatzKölner fand einen 1951er Samba-Bully und restaurierte ihn
Köln – Etwas aufgeregt steuert Florian Kalff seinen rasselnden VW-Transporter durch den dichten Verkehr in Ehrenfeld. Schließlich ist es eine der ersten großen Probefahrten für den 53-Jährigen und sein wertvolles Fahrzeug, das vor nicht allzu langer Zeit noch ein kläglicher Haufen Schrott war. Fünf Jahre Arbeit und rund 100.000 Euro hat es den Bonner Großhändler für Ersatzteile historischer Volkswagen-Modelle gekostet, die Reste eines 1951er Samba-Busses in ein funktionierendes Auto zurückzuverwandeln.
Jahrzehnte lang hatte der „Bulli“ mit den acht charakteristischen Dachfenstern auf einer Wiese in der Eifel vor sich hingegammelt. Nun werkelt der 24 PS schwache Käfer-Motor wieder im Heck und beschleunigt das Fahrzeug auf maximal 85 Stundenkilometer.
„Aber ausreizen möchte ich das nicht“, sagt Florian Kalff und kurbelt am dünnen Lenkrad. Der vom Volksmund „Samba“ getaufte Kleinbus war zwar die luxuriöse Variante der allerersten Bulli-Generation. Die Bremsanlage war jedoch alles andere als luxuriös.
Sabas lassen sich an einer Hand abzählen
Als der Bonner das Wrack angeboten bekam, erkannte er schnell, welcher Schatz dort auf der Wiese in Vergessenheit geraten war: Mit insgesamt nur 269 produzierten Exemplaren sind die Freizeitgefährte aus ihrem allerersten Produktionsjahr 1951 schon immer selten gewesen. Heute allerdings lassen sich die weltweit noch existierenden Sambas der ersten Stunde an einer Hand abzählen. Für Florian Kalff, VW-Fan seit seinen Kindertagen, war schnell klar, der raren Ruine von der Eifelwiese neues Leben einzuhauchen – für ihn ist es ein „Heiliger Gral“.
Für das fast fertige Projekt wurde die überlieferte Originalsubstanz aufwendig mit Ersatzteilen verheiratet. Denn Wind, Wetter und Bewuchs hatten nur etwa 60 Prozent des einstigen Kleinbusses übrig gelassen. Die Hauptarbeit des großen Puzzles übernahm ein englischer Karosseriespezialist, der neue und alte Bleche bewusst so verknüpfte, dass Rostnarben erhalten blieben. „Die Alterungsspuren sollten sichtbar bleiben“, sagt Florian Kalff, der sich selbst um Motor, Elektrik und die Vorderachse kümmerte.
Nur noch wenige Teile fehlen zur "Wiedergeburt"
Die ursprüngliche Drei-Farben-Optik aus Rot, Braun und Grau trat erst wieder hervor, als das überlackierte Weiß entfernt war. Die Restaurierung sei nach Plan verlaufen, sagt der Bulli-Archäologe. Nur noch einige Fenster, die Innenverkleidungen und die hinteren Sitzbänke fehlen zur kompletten Wiedergeburt. Was nicht vorankommt, ist die Rekonstruktion der Fahrzeuggeschichte.
Bei seiner Tour nach Köln macht Florian Kalff Station am Autohaus Fleischhauer an der Ehrenfelder Fröbelstraße. Nach seinen Recherchen wurde der Bus 1951 als neuer Vorführwagen hierhin geliefert. In einer Zeit, als Köln noch größtenteils in Trümmern lag. Darauf wiesen verschiedene Indizien wie die Kölner Kennzeichen hin, die zur Samba-Ruine gehörten. „Außerdem gingen die Sambas erst 1952 in den regulären Verkauf“, sagt Florian Kalff.
Kölner hofft auf Hinweise zur Samba-Historie
Die 51er-Modelle hingegen seien als Demonstrationsobjekte unter anderem an VW-Autohäuser geliefert worden. Zwei ehemalige Fleischhauer-Lehrlinge hätten ihm übereinstimmend versichert, dass damals im Betrieb ein alter Samba-Bus im Einsatz gewesen sei. Aber einen Beweis dafür habe er nicht. Deshalb hofft der VW-Experte nun auf Kölner Zeitzeugen, die ihm Näheres erzählen können oder den auffälligen Wagen damals vielleicht sogar fotografiert haben. „Ich wüsste auch zu gern, warum der Samba dann in der Eifel gelandet ist.“ Dort fiel er wahrscheinlich 1961 in seinen Dornröschenschlaf.
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Der Motor läuft nicht rund, als Florian Kalff über die Zoobrücke in Richtung Mülheim fährt. Zwei Mal muss er rechts ranfahren, aber nach wenigen Minuten hat er das Problem beseitigt. Die Technik ist zum Glück übersichtlich. Mit einem Neupreis von rund 9000 Mark sei der Samba Anfang der 1950er dennoch für viele Deutsche „obszöner Luxus“ gewesen. Heute ist der Bulli mit den insgesamt 23 Fenstern längst Kult und erzielt weitaus höhere Preise. 2017 wurde ein Samba von einem Auktionshaus für mehr als 300.000 Dollar verkauft. Den Wert seines Sambas kann Florian Kalff trotzdem nicht einschätzen. „Es gibt fünf bekannte 51er Samba-Busse und keiner stand in den letzten 20 Jahren zum Verkauf. Wie soll man den Wert eines Fahrzeugs beziffern, das nicht gehandelt wird?“
Hinweise zur Samba-Historie nimmt Florian Kalff unter 0173/ 5276190 entgegen.