„Vintage Clothing“Mode für wagemutige Männer

Jedes Teil in Stefan Laskowskis „Kentaurus“ erzählt eine Geschichte.
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Die wahren Abenteuer sind im Kopf und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo, schrieb André Heller vor mehr als dreißig Jahren. Heute müsste der Wiener Aktionskünstler und Sänger eine Einschränkung machen. Die wahren Abenteuer findet man nun nämlich auch in einem Laden in der Kölner Albertusstraße.
Sie sind dort eingewoben in die Stoffe von Mänteln, Jacken und Hosen und erzählen die Geschichten von wagemutigen Männern, die vor 50, 70 oder gar hundert Jahren zu Expeditionen aufbrachen; wie etwa der Brite Robert Falcon Scott, der als einer der ersten Menschen überhaupt im Jahr 1912 den Südpol erreichte. Oder dessen Landsmann George Mallory, der 1924 beim Versuch, den Mount Everest zu besteigen, ums Leben kam. Oder Sir Edmund Hillary, der es knapp 30 Jahre später als erster Mensch schaffte, den 8848 Meter hoch liegenden Gipfel zu erreichen. „Die hatten natürlich alle kein Goretex an, die trugen Tweed oder Kleidung aus Baumwolle, die mit Öl oder Bienenwachs behandelt war“, bemerkt Stefan Laskowski, der sich auf „Vintage Clothing“ spezialisiert hat und sich Designer wie Nigel Cabourn leistet, die diese legendären Kleidungsstücke wieder aufleben lassen.
„Kleidung für Alltag und Abenteuer“
Laskowski verkauft allerdings nicht nur „Kleidung für Alltag und Abenteuer“, wie er es nennt. Der 55-Jährige, der vor der Gründung seines Ladens 20 Jahre als freischaffender Künstler tätig war, fungiert außerdem als eine Art Geschichts- oder Geschichten-Wiederaufbereiter. Nahezu jedes Teil im Geschäft hat Historie – egal, ob Sakko, Parka, Tasche, Helm, Stiefel oder Gürtel.
Da sind die Fliegerjacken der amerikanischen Piloten, die Laskowski aus Pferdeleder nachbauen lässt; die alte, nahtlose Arbeiter-Unterwäsche aus den 1920/30er Jahren, die seit kurzem wieder produziert wird; die Anzüge, die an jene frühen USA-Einwanderer erinnern, die sich vor rund 90 Jahren in der neuen Welt als Boxer versuchten oder die Lederjacke (und Mütze), welche Marlon Brando in dem Film „The wild one“ trug.
„Kentaurus“: Mischwesen aus Pferd mit Menschenkopf
Natürlich hängt an der Wand des 2005 eröffneten Geschäfts, das Laskowski in Anlehnung an das Mischwesen aus Pferd mit Menschenkopf „Kentaurus“ genannt hat, auch jenes Teil, mit dem alles anfing: eine Lappländer Hirtenhose aus Rentierleder, die er vor vielen Jahren in einem Aachener Second-Hand-Laden erwarb, um damit Ski zu fahren. Inzwischen lässt er dieses außergewöhnliche Stück aus feinstem italienischem Pferdeleder nachproduzieren.
Kentaurus, das Geschäft mit Vintage-Kleidung „für Alltag und Abenteuer“ liegt auf der Albertusstraße 24 in der Kölner Innenstadt. Telefon: 0221/2712262 Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 11-19 und Samstag von 11-18 Uhr. (she)www.kentaurus.de
Ihn fasziniere „die den Dingen innewohnende Vergangenheit“, sagt der Mann, der ganz bewusst auf „Anti-Mode“ setzt und sich dabei weitgehend auf Materialien beschränkt, die beim Altern (noch) schöner werden, wie etwa die Original Schweizer Armee-Taschen, die er noch aus alten Beständen erwerben konnte. Oder die rahmengenähten, praktisch aus einem Stück gefertigten Schuhe einer Münchner Manufaktur, die natürlich auch preislich an Mount-Everest-Gipfel denken lassen.
Eine künstlich vorgealterte Denim womöglich mit Löchern würde man bei „Kentaurus“ indes nie finden. „Koketterie mit der Armut“ nennt Laskowski diesen Trend. „Bei mir gibt es noch richtige 21-Unzen-Bluejeans, die dreimal so lange halten. Dafür rufen Leute sogar von Übersee an.“