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Kölner VolkstheaterEx-SPD-Fraktionschef Rüther als Prinzessin Lillifee

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Szene aus "Automatenbüffet".

Köln – Es war die wohl größte Überraschung bei der Premiere vom „Automatenbüffet“ in der Volksbühne: Norbert Rüther, dereinst einer der mächtigsten Männer der Stadt, machte als Laiendarsteller beim 90 Jahre alten Volkstheater-Stück der Autorin Anna Gmeyner mit – und sich dabei freiwillig, lustvoll und völlig uneitel zur Karikatur eines biederen Spießbürgers. In Unterhose schob der wohlbeleibte Mann sich und seinen sehr großen Bauch immer wieder zum Brötchenautomaten, bevor er dann zum Finale im Tütü-Rock mit Zauberstab auftrat.

Kölner Politiker einst wegen Bestechlichkeit verurteilt

Der ehemalige SPD-Fraktionschef, der in der Zeit, als er Köln mitregierte, zu Karneval gerne erhaben als „Vater Rhein“ Hof hielt, stand in einem überdimensionierten Prinzessin-Lillifee-Kostüm auf der Bühne. So etwas muss man sich erst einmal trauen, mag sich mancher im Publikum gedacht haben.

Dem, der Rüther aus seiner Zeit als Politiker kennt, dürfte noch manch anderer Gedanke durch den Kopf gegangen sein: Im Stück wird ihm der mehrfach geäußerte Wunsch nach einem Hummerbrötchen verweigert. Der Mann, der einst Festessen organisierte, mit Millionen jonglierte und schließlich wegen so genannter „Danke-schön-Spenden“ vom Landgericht wegen Bestechlichkeit verurteilt wurde, musste sich in seiner Rolle mit Lachsbrötchen begnügen.

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Norbert Rüther (l.) mit Nele Sommer und Gerd Köster.

Norbert Rüther hat schwer gebüßt für seine Verwicklung in den Müll- und Spendenskandal, der nach Bekanntwerden 2002 die Stadt beben ließ und die SPD bundesweit erfasst. Anders als andere Beteiligte, die es nie schafften, mit der eigenen Rolle und ihrer Schuld angemessen umzugehen, versteckte sich der Psychiater und Ex-Berufspolitiker nicht vor der Öffentlichkeit. Er machte reinen Tisch und ließ sich wieder blicken. So arbeitet er ehrenamtlich im Verein „Freie Volksbühne“ mit.

Die Besucherorganisation feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Aus diesem Anlass hat sie in Kooperation mit dem Bauturm-Theater und der Volksbühne am Rudolfplatz eine neue Inszenierung des Stücks „Automatenbüffet“ möglich gemacht. Zur historischen Idee des Volkstheaters gehört auch eine bunte Zusammensetzung eines Ensembles aus verschiedenen Bereichen. So habe man hier mit Laiendarstellern, die das Spiel der Profis begleiten, die Stadtgesellschaft integrieren wollen, so die Volksbühne.

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So spielt Rüther nun für den Vorstand seines Vereins mit viel Spaß am erforderlichen Ernst zusammen mit Gerd Köster und Susanne Pätzold ein Stück, in dem die Politik nicht besonders gut weg kommt. Ein wankelmütiger Stadtrat – famos gespielt von Daniel Breitfelder, der in dem Stück gleich fünf Rollen übernimmt – muss erst von der schönen Eva (Nele Sommer) bezirzt werden, bevor er sich für die Zukunft interessiert.

Das Zusammenspiel mit den Profis sei toll, sagt Rüther über sein neues Betätigungsfeld. Es gebe weder Konkurrenz noch Missgunst. Sich im Dienst der Sache völlig uneitel verkleiden zu lassen, sei für ihn kein Problem gewesen.