Vom Rap zum BuddhismusWie Curse sein Leben komplett veränderte
Köln – Bereits als Kind hatte er den Traum Rapper zu werden – und das hat er auch geschafft. Er veröffentlichte sechs Alben, ging auf Tour, wurde von seinen Fans gefeiert. Doch dann kam der Bruch. Das Ende seiner bis dahin erfolgreichen Karriere. Und zwar mit Absicht. „Ich musste immer mehr tun, immer mehr investieren und immer mehr Aufwand betreiben, um eine Veränderung zu bewirken“, sagt Rapper Curse beim Interview in der „Belle Etage“ über dem Salon Schmitz auf der Aachener Straße.
Dabei wollte Michael Kurth, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, nur eins: Glücklich sein. So wagte er einen Schritt, den vielleicht damals nicht alle nachvollziehen konnten: Er hörte auf, Curse zu sein. „Ich habe einfach gemerkt, dass, wenn ich es nicht beende, ich zynisch werde, keinen Spaß mehr habe und bestimmt schlechte Musik mache“, so der 39-Jährige.
Buddhismus und Yoga statt Rap
Daraufhin krempelte er alles um – entdeckte die Meditation für sich, wurde Buddhist und Lehrer für tibetisches Yoga. Das absolute Kontrastprogramm zum vorherigen Rapper-Leben, das er knapp sechs Jahre in Köln verbrachte. Mittlerweile lebt er in Berlin, hat einen Sohn und seine Erfahrungen im Buch „Stell dir vor, du wachst auf“ (Rowohlt Verlag, 14,99 Euro), das er im Januar veröffentlichte, zusammengefasst.
Neben biografischen Passagen gibt er darin eine Anleitung, wie man mit einfachen Mitteln mehr Ruhe, Ausgeglichenheit und Freude ins Leben, in den stressigen Alltag bringt.
Die „OOOO + X“-Methode
Seine Formel: Die „OOOO + X“-Methode. Die vier O’s stehen dabei für den „Offenen Raum“, in dem man etwa morgens einfach mal auf das direkte Anschalten des Handys oder das Benutzen der Snooze-Taste beim Wecker verzichtet. Für „Obrigado“, das portugiesische Wort für Danke, um aktiv und präzise Dankbarkeit zu praktizieren.
Für „Om“ als Ausdruck der Meditation, die nichts mit Klangschalen, Räucherstäbchen oder dem Lotussitz zu tun hat. Und letztendlich für „Ocha“, das japanische Wort für Tee, das mit der Praxis der Achtsamkeit im Alltag zusammenhängt. Das X in der „OOOO + X“-Methode steht für das Wort „Exercise“ und soll zeigen, wie körperliche Aktivität und psychische Gesundheit zusammenhängen.
Michael Kurth will Hemmungen und Vorurteile nehmen
Selber erfunden hat Kurth diese Methode allerdings nicht. Es sind Praktiken, die es schon lange gibt. „Ich habe die Methode für mich entdeckt, ich praktiziere sie selber, wenn auch nicht immer perfekt, und sie hilft mir. Darum habe ich sie punktiert zusammengefasst, um auch anderen Leuten einen einfachen Einstieg in diese Lebensweise zu geben.“ Er wolle nicht belehren, keinen Zeigefinger heben, sondern Hemmungen und Vorurteile vor diesem Lebensmodell nehmen. Sein Buch sei eher eine Einladung, es auch einmal auszuprobieren.
Kurth hat es, nach eigener Aussage, geschafft, durch seinen Ausstieg aus dem Rap-Geschäft sich selber besser kennenzulernen und mit sich Frieden zu schließen.
Comeback als Curse mit neuem Album
Die Liebe zur Musik habe er dadurch aber nie verloren. Daher fühle er sich dazu bereit, am heutigen Freitag, 23. Februar, mit der Veröffentlichung seines neuen Albums „Die Farbe von Wasser“ wieder in die Rolle des Curse zu schlüpfen. Angst vor meditativen oder buddhistischen Songs müssen die Fans aber nicht haben: „Mein Sound hat sich nicht verändert und ich habe schließlich auch schon in meinen vorherigen Texten Themen hinterfragt oder persönliche Dinge offenbart“, so der Rapper.
Den Beweis lieferte er bereits mit seiner ersten Single-Auskopplung „Wie du bist“. Im Album folgen nun 13 weitere neue Lieder und lediglich in „Waffen“ ist die „OOOO + X“-Methode stückweise zu erkennen.
Curse spielt Konzert in Köln
Davon überzeugen kann sich jeder am 7. April, wenn er im Rahmen seiner Tour in der Live Music Hall auf der Bühne steht (Karten sind ab 29,20 Euro erhältlich). „Ich freue mich total, weil die Konzerte in Köln gehören immer zu den Geilsten. Und da ich so lange hier gelebt habe, ist es immer wie ein großes Familientreffen.“
Entspannung im stressigen Touralltag wird er bei seinem Besuch aber nicht nur in der Mediation suchen – „ich werde auf jeden Fall auch mal auf der Aachener Straße oder am Brüsseler Platz abhängen, weil ich da früher wirklich viel Zeit verbracht hab.“