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Von Nacktradlern zu veganer KleidungDie Kölner sind voll auf dem Nachhaltigkeitstrip

Lesezeit 2 Minuten
Naked Bike Ride Mexiko 2017

Radfahrer  beim „World Naked Bike Ride“ in Mexiko-Stadt.

  1. Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  2. In seiner wöchentlichen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet, geht es diesmal um Nachhaltigkeit.
  3. Beim Köln-Marathon läuft man künftig nämlich vegan. Und beim Naked Bike Ride am 12. Juli lässt man das mit den Klamotten gleich ganz bleiben.
  4. Klingt verrückt? Lesen Sie selbst!

Köln – Na bitte. Kölle, das von seinen Bewohnern – warum auch immer – als Stadt des guten Lebens empfunden wird, ist auf dem Nachhaltigkeitstrip.

Alle haben Zeit für Brot, tragen vegane Kleidung aus Läden, die Fairfitters oder Eatlifebalance heißen, transportieren den Nachwuchs samt loser Milch in Lastenfahrrädern mit Marienkäferklingeln. In Ehrenfeld haben die ersten Wildbienen für ein langes Wochenende ein Insekten-Hotel über Airbnb gebucht.

Alle sind sich einig: Läufer und Radfahrer sind die besseren Menschen. Helikopter-Eltern, die ihre Jungtiere mit dem SUV unbedingt bis vors Klassenzimmer bringen müssen, natürlich ausgenommen.

Peter Berger

Das bleibt nicht ohne Folgen. Beim Köln-Marathon läuft man ab sofort nachhaltig im Wood-Shirt aus Holzfasern und Baumwolle. Im Ziel gibt’s für alle, die der Mann mit dem Holzhammer bei Kilometer 30 noch nicht erledigt hat, eine handgeschnitzte Holzmedaille. Becher-Engel werden auf den 42 Kilometern dafür sorgen, dass alle Gefäße in den eigens dafür konstruierten Fangnetzen landen. Die Staffelstäbe werden aus Totholz sein, das später gestapelt im Grüngürtel Kleinstlebewesen als Unterschlupf dienen wird.

Fürs gute Lebensgefühl auf dem Rad wird es mit tatkräftiger Unterstützung der Grünen und der Wählervereinigung Deine Freunde am 12. Juli den ersten Tag des Nacktradelns geben. Vordergründig geht es beim Naked Bike Ride darum, wie ungeschützt und unsicher sich Radfahrer auf Kölns Straßen fühlen. Das Ganze ist aber auch ein stummer Polyester-Protest gegen in enge Synthetik-Shirts gepresste wohlbeleibte E-Biker, die ohne Rücksicht auf Verluste über die Radwege knallen.

Die Veranstalter sind unsicher, wie viele Nackedeis oder nur mit ein paar Speichen bekleidete Radler zwei Stunden lang kreuz und quer durch die Stadt des guten Lebens fahren werden. Eins steht aber jetzt schon fest: Sie werden einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.