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Vor dem Auftritt in KölnBastian Bielendorfer über Lehrerkinder und Hochzeitsanträge

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Bastian Bielendorfer

Bastian Bielendorfer

Köln – Ein Lehrerkind zu sein ist nicht immer leicht, kann Mitleid bei anderen hervorrufen, aber auch Menschen zum Lachen bringen. Das beweist Comedian Bastian Bielendorfer seit sechs Jahren. Mit Büchern, Auftritten in Comedy-Shows, seinem Solo-Programm. Und es geht weiter.

Mit seinem aktuellen Programm „Lustig, aber wahr!“ ist Bielendorfer derzeit auf Tour – und macht auch halt in Köln. Im Interview spricht er zuvor über Tücken des Schulsystems, seinen nicht ganz gelungener Heiratsantrag und das Sofa im E-Werk.

Herr Bielendorfer, wie ist die Beziehung zu Ihren Eltern?

Unverändert positiv, wir haben ein sehr gutes Verhältnis. Ich habe aber auch mit keinem Buch und mit keinem Bühnenprogramm jemals etwas gesagt oder getan, über das meine Eltern nicht lachen konnten oder mit dem sie nicht einverstanden waren. Mein Vater hat sogar all meine Bücher korrigiert, auch grammatikalisch, wobei er mir unterstellt hat, ich sei Legastheniker, weil ich mit 34 Jahren immer noch nicht die Kommasetzung beherrsche.

Auch in Ihrem aktuellen Programm erzählen Sie von Ihrem Leben als Lehrerkind, zudem vom Waldorf-Neffen Ludger, der selbst gehäkelte Kappen aus Lamaschamhaar trägt, und Ihrer Frau Nadja.

Genau, das Programm ist im Endeffekt zwei Stunden Unterhaltung mit wahren Geschichten aus meinem Leben. Ich erfinde nichts, es ist alles wirklich passiert, ich bin keine Kunstfigur. Zum Beispiel erzähle ich vom Heiratsantrag, den ich meiner Frau in der Karibik gemacht habe. Ich bin an einem kleinen, einsamen Strand, in der völligen Einöde, mit dem Ring in der Hand vor ihr auf die Knie gegangen, und plötzlich kam eine zehnköpfige, holländische, nackte, schwule Herren-FKK-Badegruppe aus dem Gebüsch gelaufen, sprang zwischen uns ins Meer hinein, und nur einer blieb direkt zwischen uns stehen und sagte: „Was für ein schöner Sonnenuntergang.“ Das ist exakt so passiert, da muss ich mir nicht mehr extra etwas einfallen lassen, wenn mein Leben mir solche Nummern auf dem Tablett serviert.

Sie haben bereits vier Bücher veröffentlicht – das kam eher durch einen Zufall. Sie waren Kandidat bei „Wer wird Millionär?“, haben dort über Ihre Lehrerfamilie gesprochen und den Wunsch des Buchschreibens geäußert. Daraufhin hat sich ein Verlag bei Ihnen gemeldet und ein Jahr später erschien Ihr Debüt „Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof“. Schicksal?

Ich glaube nicht an Schicksal. Menschen tendieren immer dazu, bei guten Dingen an Schicksal zu denken, aber man muss es ja auch bei schlechten Dingen tun. Es passiert so viel Fürchterliches auf der Welt, wenn das Schicksal wäre, könnte man doch nur den Kopf schütteln. Ich habe einfach Glück gehabt, im richtigen Moment, dem richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort zu sein. Man sagt ja: Glück ist, wenn Vorbereitung und Talent auf Gelegenheit treffen. Und ich glaube, so ist das auch.

Sie haben ein Diplom in Psychologie. Davor haben Sie allerdings erst – an den Eltern orientiert – ein Lehramtsstudium angefangen und abgebrochen. Derzeit schreiben wieder viele Schüler ihre Abi-Klausuren. Was würden Sie denen bei der Jobsuche raten?

Das Problem an unserem heutigen Schulsystem ist, dass es eigentlich nur bedingt aufs Leben vorbereitet. Deswegen tendieren auch viele dazu, einfach ihre Leistungskurse auf Lehramt zu studieren, weil es das ist, was sie am besten kennen. Das war bei mir genauso. Trotzdem ist es natürlich etwas völlig anderes, wenn man dann 40 Jahre vor 33 genervten Schülern steht. Dafür braucht man sehr viel Elan, Kraft, Überzeugung und die Fähigkeit. Ich würde eigentlich jedem raten, so doof es auch klingt, nach seinem Herzen zu wählen. Wobei das Traurige ist, dass in Deutschland die Türen häufig über Schulnoten zugehen. Ich glaube, wir hätten zum Beispiel viel fähigere Mediziner und Psychologen, wenn wir die Leute statt NC mit Aufnahmeprüfungen und Einzelverfahren auswählen würden. Machen wir aber nicht. Wir gehen lieber nach irgendeiner bedeutungslosen Note, die irgendwann mal durch ein Sportabitur errungen wurde und lassen dann Leute Medizin studieren, obwohl sie im Zweifelsfall kein Einfühlungsvermögen haben und ungeeignet sind. Das ist katastrophal.

Dass das Studium nicht immer unbedingt etwas mit dem späteren Beruf zu tun hat, zeigen Sie selber. Statt als Psychologe neben einer Couch zu sitzen, stehen Sie am 12. Mai im E-Werk auf der Bühne ...

Ja, das ist wirklich geil. Ich habe dort schon so viele Bands gesehen, zum Beispiel Queens of the Stone Age. Ich darf Backstage auf dem gleichen Sofa sitzen wie Josh Homme. Das ist ein cooles Gefühl.

Sie leben mittlerweile mit Ihrer Frau in Köln. Bereitet man sich auf ein Heimspiel anders vor?

Ich bereite mich ehrlich gesagt gar nicht vor. Es ist nicht so, dass ich eine Zehneransprache in der Kabine an mich selbst halte, mich dann zweimal ohrfeige und schreiend vor die Bühne laufe. Ich bin ziemlich ruhig und sicher in dem, was ich tue. Die Energie findet dann auf der Bühne statt.