Vulkan Ensemble in Köln-EhrenfeldModerne Unternehmen in denkmalgeschützten Gebäuden
Köln-Ehrenfeld – Stilvolle Gebäude aus Backsteinen in rot und gelb, begrünte Fassaden und ein von Bäumen geschmückter Innenbereich: Das Areal der ehemaligen Vulkan-Maschinenfabrik an der Lichstraße ist ein bei vielen Unternehmen ein beliebter Firmensitz, die in den Räumen des Industriedenkmals ihre Büros eingerichtet haben. Zu ihnen zählen Werbeagenturen ebenso wie Strombetriebe und Medienschaffende: „Es war eine bewusste Entscheidung, dass die Mieter aus unterschiedlichen Branchen kommen sollen”, erklärt Thomas Walten von der Vulkan Grundstücksgesellschaft.
Areal war zuvor weitestgehend zugewuchert
Walten war es auch, der das heutige Bild des rund 27.000 Quadratmeter großen Areals maßgeblich mitbestimmte: 1889 errichtete die „Actien-Gesellschaft für Gas und Elektricität“ vor Ort ihre Hauptwerkstatt, 1909 fusionierte sie mit der „Rheinischen Vulkan Chamotte- und Dinaswerke m.b.H“ und stellte fortan etwa Gießeinrichtungen für Stahl und Eisen her. Nach knapp 100 Jahren bewegter Geschichte kaufte dann die Vulkan Grundstücksgesellschaft das Areal, das 2001 zusehends der Verwilderung anheim gefallen war. Thomas Walten erinnert sich noch gut an diese Zeit - und an das Gesicht des Bänkers, als er diesem im Vorfeld des Kaufs die Örtlichkeiten zeigte: „Alles war komplett zugewuchert, viele der Gebäude waren zugemauert und alles war stark heruntergekommen”, erzählt der 69-Jährige amüsiert, „als dann noch ein Fuchs aus einer der Ruinen geschlichen kam, hätten wir den Mann von der Bank beinah stützen müssen.”
Zu allem Überfluss war das Gelände mit Schwermetall kontaminiert, die Gebäude und das Außengelände waren mit ausrangierten Arbeitsgeräten und Bauschutt zugestellt. Der Zahn der Zeit hatte ebenfalls deutliche Spuren an den Fassaden der denkmalgeschützten Bauten hinterlassen: Wie Walten erzählt, habe nur der Einsatz von Sandstrahlen den Blick auf die einst prächtigen Fronten ermöglicht.
Heute ist der marode Zustand, in dem sich das Ensemble damals befand, kaum mehr vorstellbar: Vier Jahre haben die Bauarbeiten gedauert, die nicht nur viel Geld sondern Thomas Walten auch einige schlaflose Nächte gekostet haben. Als Immobilienentwickler plante und koordinierte er die Instandsetzung des Geländes, musste einstürzende Decken und andere Hindernisse überwinden. Trotz der Anstrengungen und des Risikos behält er diese Jahre als gute und abenteuerliche Zeit in Erinnerung: „Es war klasse, die alten Gebäude freizulegen und wieder auf Vordermann zu bringen. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht und sich toll angefühlt, die alte Fabrik wieder glänzen zu lassen.”
"Den Vulkan verlässt man nur mit den Füßen voran."
2005 waren die Arbeiten dann schließlich beendet und die ersten Mieter zogen in die ehemaligen Hallen und Werkstätten ein. Am Anfang kamen etwa 50 Unternehmen in dem Ensemble unter, inzwischen ist die Zahl auf knapp 30 Firmen gesunken. Das liegt aber nicht daran, dass die Räumlichkeiten mit der Zeit weniger attraktiv geworden sind, im Gegenteil: Die ansässigen Unternehmen wachsen stetig und brauchen mehr Platz. Wegziehen will hier eigentlich niemand, bestätigt auch Thomas Walten: „Es gibt hier einen Spruch: Den Vulkan verlässt man nur mit den Füßen voran.”
Wie der Gesellschafter erklärt, erfreue sich neben den modernen Innenräumen auch der Außenbereich des Komplexes bei den Mietern großer Beliebtheit. Dieser ist nämlich - ausgeschlossen des Lieferverkehrs - frei von Autos, zudem laden Sitzgelegenheiten und die Begrünung zur Mittagspause oder zum Arbeiten im Freien ein.
Diesen Aspekt schätzen auch Gaspar, Johannes und Ludwig, die für das Unternehmen „Energiegewinner” tätig sind, eine Genossenschaft, die sich der Gewinnung von Ökostrom verschrieben hat: „Wir stellen zum Beispiel Photovoltaikanlagen her und wollen etwa durch Carsharing und Ladestationen die E-Mobilität vorantreiben”, erklärt Gaspar, während der Mittagspause. Diese halten er und seine Kollegen im Freien ab: „Das ist das schöne hier, dass man in der Sonne zu Mittag essen kann”, sagt Johannes und auch Ludwig pflichtet ihm bei: „Es macht schon sehr viel aus, wenn man in dieser Atmosphäre arbeiten kann, anstatt in einem Hochhaus.”
Das ruhige und begrünte Arbeitsumfeld hat laut Thomas Walten noch einen weiteren Vorteil: „Man kann einfach ganz in Gedanken sein”, erklärt der Gesellschafter, für den das Areal zudem von einer besonderen Atmosphäre geprägt ist: „Hier wird schon seit hundert Jahren gearbeitet und das spürt man, hier herrscht eine gewisse Energie.”
Man könnte also sagen, dass der Pioniergeist der früheren Schwerindustrie noch immer auf dem Terrain der ehemaligen Vulkan-Fabrik zugegen ist - anders als der Fuchs, der Waltens Bänker beinah in die Ohnmacht hatte gleiten lassen. Statt streunender Wildhunde bevölkern heute kreative und zukunftsorientierte Unternehmen das Areal, das als Paradebeispiel für eine gelungene Immobilienentwicklung betrachtet werden kann und die Industriegeschichte Ehrenfelds eindrucksvoll mit seinem modernen Esprit aus Kreativität und Unternehmertum verbindet.