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Gedenkfeier für Walter Bockmayer„Kumm joot rüvver“

Lesezeit 4 Minuten

Am offenen Sarg in der Kapelle trafen sich Weggefährten des Regisseurs und Fans.

Köln – „Der fehlt, überall“, sagte Gigi Herr vor der Trauerhalle, „auch seine Frechheit.“ Zuvor hatte die Schauspielerin, die in vielen Stücken des verstorbenen Regisseurs und Bühnenautors Walter Bockmayer Hauptrollen spielte, an einem der beiden schwarz verhüllten Tische in ein Kondolenzbuch geschrieben: „Kumm joot rüvver.“

Groß war der Andrang der Gäste am Dienstagnachmittag auf dem Melatenfriedhof. So groß, dass vor der Gedenkfeier für den 66-Jährigen, der am Dienstag vor einer Woche seinem Krebsleiden erlegen war, die Trauerhalle zum Vorplatz hin geöffnet wurde. So konnten alle teilnehmen, ob Freunde, Berufskollegen oder Fans. Darunter Hella von Sinnen und Lebensgefährtin Cornelia Scheel, Schauspielerin Samy Orfgen und Sängerin Marion Radtke. Von Sinnen schritt auf Krücken zum Kondolenzbuch. Sie hinterließ die Worte: „Wally, ich hab dich lieb. Thank you for the music. Hella.“ Auf den Melatenfriedhof eingeladen hatten Bockmayers Lebensgefährte Rolf Bührmann, das Ensemble des Scala-Theaters und engste Freunde.

Viele Gäste legten vor dem offen Sarg Blumen ab. So auch Kerstin Lehmann mit ihrer Mutter Konny Elges, die extra aus dem Urlaub in Lind zurück nach Köln gekommen war, um Abschied zu nehmen. Seit der Eröffnung des Scala-Theaters im Jahr 2003 sahen die beiden jedes Bockmayer-Stück, mit einem Faible für das, woran andere Anstoß nahmen: dem Schrill-Derben. Im Sommer 2012, bei einer Aufführung von „Puddelrüh durch die Prärie“, so erzählten sie, schenkten sie dem Regisseur eine selbstgebackene Torte mit ausgefallener Zier: einem grünen Kaktus in Penisform. Fotos von diesem Moment speichert Lehmann, die eine weiße Rose mitgebracht hatte, noch heute in ihrem Handy.

Bockmayers Leichnam, größtenteils zugedeckt mit einer bunten Decke, die er für seine Großmutter gehäkelt hatte, trug den roten Lieblingspullover des Regisseurs und eine Baseballkappe in gleicher Farbe, auf die ein US-Sternenbanner aufgenäht war. Denn der Theatermacher hatte nicht nur in seiner Wahlheimat Köln gewohnt, sondern regelmäßig auch in Miami. Und so wie er dort im Sarg lag, zeigten ihn auch gerahmte Fotos, die vor der Trauerhalle aufgestellt wurden. Diese waren nur wenige Tage vor dem 25. September entstanden, dem Tag der Premiere seiner kölschen Posse „Aape op Jöck“. An seine Bühnenerfolge erinnerten aufgestellte Plakate. Sonnenblumen schmückten den Raum.

Wie stark die Anteilnahme war, zeigten die zahlreichen Einträge in die beiden Kondolenzbücher. „Wally, du bleibst unvergessen“, stand dort, ein anderer schrieb: „Danke für die wunderbaren Filmdosenzeiten.“ Ein Dritter äußerte einen Wunsch: „Alle Kraft, um dein Krönchen zu richten“. Damit spielte er auf einen Spruch an, der Bockmayer in der Zeit seiner schweren Krankheit zur Devise geworden war und der auch als Motto der Feier diente: „Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen.“

Bockmayer, 1948 bei Pirmasens geboren und 1968 nach Köln gekommen, war vielen zunächst als Inhaber der 1975 eröffneten, mit alten Filmplakaten tapezierten Kneipe „Filmdose“ im Studentenviertel Kwartier Latäng bekannt. Ein Ort, der lange als „Wohnzimmer der Künstler- und Schwulenszene“ galt. Im hinteren Raum wurden Filme wie „Jane bleibt Jane“, „Flammende Herzen“ und „Looping“ gezeigt, oder das vom Inhaber geschriebene Stück „Die Geierwally“, das noch heute als eines seiner bekanntesten Werke gilt. Dank Bockmayer konnten dort sogar einige Karriere machen, die eigentlich hinter dem Tresen gearbeitet hatten, wie Dirk Bach, Ralph Morgenstern oder Samy Orfgen.

Zu den Stammgästen zählte auch Bettina Gravenstein, die mit Bockmayer, der sie nach seiner Art spontan in „Marlene“ umtaufte, lange befreundet war. In ihrer Traueransprache, bei der ihr immer wieder die Tränen kamen, zeichnete sie das Bild eines Menschen, der sowohl beruflich als auch privat besonders gewesen sei, leidenschaftlich, anstrengend, ehrlich, liebevoll, überzeugend und unerschöpflich kreativ. „Er hat polarisiert, immer und immer gerne“.

Nach der Trauerfeier wurde der Leichnam in das Bestattungshaus Pütz-Roth in Bergisch Gladbach zurückgebracht, um dort eingeäschert zu werden. Wann dies geschehen und wo die Urne beigesetzt werde, sei unklar, sagte Geschäftsführerin Inge Roth. Die engsten Freunde trafen sich anschließend im Scala wieder, wo „Wally“ fast bis zu seinem letzten Tag gewirkt hatte.