Weniger ParkplätzeEntwurf für Rochusplatz in Köln-Bickendorf umstritten
Köln-Bickendorf – Bäume, ein Boule-Spielplatz und ein Brunnen mit Wasserfontänen – ein lauschiges Plätzchen, das man gern aufsucht, soll der Rochusplatz einmal werden. Zwischen den Gebäuden einer neuen Wohnanlage und den gewerblich genutzten Bauten, die dem Westcenter-Hochhaus vorgelagert sind, soll sich der neue Bickendorfer Ortsmittelpunkt erstrecken. Hier sollen sich die Menschen aus dem Viertel treffen und sich wohlfühlen – wenn Wochenmarkt ist, aber auch an allen anderen Tagen. Bei einer Informationsveranstaltung der Stadt erfuhren die Anwohner, wie sich die 11 000 Quadratmeter große Gesamtfläche in den nächsten Jahren verändern wird.
Zunächst werden Wohnhäuser errichtet. An der Äußeren Kanalstraße ist bereits eine große Baugrube ausgehoben. Der Baustellenverkehr rollt. Die Wohnungsgesellschaft GAG baut mehr als 100 Wohnungen in einem vier- bis fünfgeschossigen Carree. Die Fertigstellung ist für Ende 2020 geplant. Die Siedlung ergänzt die dahinter liegende Siedlung Vitalishöfe. Im Erdgeschoss der neuen Häuser sind Ladenlokale vorgesehen. Welche Geschäfte einziehen werden, steht noch nicht fest. Anwohner hoffen, dass es nicht vorwiegend „Nagelstudios und Shisha-Bars“ sein werden. Das Angebot an Einzelhandel und Dienstleistern in der Umgebung des künftigen Platzes mache dessen Attraktivität schließlich auch mit aus.
Bis Ende des Jahres 2022 soll auch der Rochusplatz fertig sein. Die Finanzierung mit Geld aus einem Förderprogramm der Europäischen Union ist gesichert. Neben dem Bereich mit Sitzbänken und einer möglichen Außengastronomie eines neues Cafés gibt es eine Fläche für den Wochenmarkt. Mittwochs und samstags bieten Händler ihre Waren an. Ihr Bereich liegt entlang der Venloer Straße. Schon jetzt müssen sie sich aufgrund der Baustellensituation mit weniger Platz begnügen. Die Fläche reicht nur für die angestammten Händler. Kurzfristige Tageszulassungen werden zurzeit für den Rochusplatz deshalb nicht mehr vergeben.
Die Kritik der Bürger an den Plänen bezog sich auf zwei Themen: Parken und eine neue Verkehrsführung für Autos. Mehrere Anwohner meldeten sich bei der Informationsveranstaltung im Pfarrsaal „BiOs Inn“ zu Wort und fragten, wo Parkmöglichkeiten für Autos vorgesehen seien. Außer an den Markttagen dient die noch zur Verfügung stehende Fläche als Parkplatz. Unter denen, die ihre Wagen abstellen, sind nicht nur unmittelbare Anwohner. Darüber hinaus wird der Rochusplatz als eine Art Park-and-Ride-Platz geschätzt. „Man steigt von hier aus in die U-Bahn Richtung Neumarkt“, berichtet eine Anwohnerin.
Parken wird zukünftig nicht möglich sein
Anne Luise Müller, Leiterin des Stadtplanungsamtes, stellte klar, dass diese Form der Platznutzung nach dem Umbau nicht mehr möglich sei: „Ein Park-and-Ride-Platz ist an dieser Stelle nicht vorgesehen“, sagte die Amtsleiterin. Zum Abstellen von Autos werde es eine Tiefgarage geben sowie das Parkdeck des Westcenters. Ob dort nur annähernd so viele Parkplätze wie heute zur freien Verfügung stehen, bezweifelten viele Zuhörer.
Eine grundlegend andere Platzgestaltung hätte sich die Initiative „Künstler für Bickendorf“ gewünscht. Sie durfte ihr Konzept zwar mit einem Trickfilm vorstellen. Darin war ein neuer Rochusplatz nördlich der Venloer Straße, also auf der gleichen Seite, auf der sich das Schnellrestaurant befindet, zu sehen. Auf diese Weise wäre der Rochusplatz an den älteren Teil von Bickendorf angeschlossen.
Die Voraussetzungen dafür müssten allerdings erst geschaffen werden, indem die Venloer Straße im Abschnitt zwischen Wilhelm-Mauser-Straße und Äußere Kanalstraße ein Stück nach Süden verlagert wird. Und es gibt dafür auch einen Beschluss der Bezirksvertretung, zumindest diese Option offen zu halten.
„Es ist doch unsinnig, dass für unsere Pläne nicht jetzt schon mitgeplant und ausgeführt wird“, kritisierte Markus Fräger von der Künstlerinitiative. Deren Vorschlag beinhaltet auch die Schaffung eines Kreisverkehrs anstelle der Kreuzung Venloer Straße/Rochus-/Wilhelm-Mauser-Straße.
Beides – Kreisverkehr und Verlagerung der Straße – kann aber erst nach Fertigstellung des jetzt präsentierten Rochusplatz-Projekts in Angriff genommen werden. Somit ist es Zukunftsmusik, denn einen genauen Zeitpunkt gibt es nicht.