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Infografik

Unwetter in Köln
Ist der häufige Regen noch normal?

Lesezeit 3 Minuten
EIn Fahrradfahrer fährt im Starkregen an der Kölner Frankenwerft.

Immer wieder hat es in den vergangenen Wochen in Köln extreme Regenfälle gegeben.

Immer wieder hat es in den vergangenen Wochen in Köln extreme Regenfälle gegeben. Eine Meteorologin erklärt, woran das liegt.

Gullys quellen über, Straßenbahnen pflügen sich durch kleine Seen auf den Straßen und wer nicht dringend ins Freie muss, bleibt im Trockenen: In den vergangenen Wochen hat es in Köln immer wieder auffällig stark geregnet. Woran liegt das – und ist der viele Niederschlag noch normal?

Bislang ist in diesem Jahr deutlich mehr Niederschlag gefallen als im langjährigen Durchschnitt. Als Referenzperiode gilt der Zeitraum von 1961 bis 1990. Während die Niederschlagsmenge im Januar noch im durchschnittlichen Bereich lag, fielen alle übrigen Monate deutlich nasser aus.

Regen in Köln: Übermäßig viel Niederschlag im Mai

Im Februar 2024 wurden mit fast 64 Liter pro Quadratmeter fast das Doppelte der durchschnittlichen Niederschlagsmenge registriert. Im März ist mit rund 81 Liter pro Quadratmeter über ein Viertel mehr an Niederschlag gefallen. Im April erfasste der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit 81 Litern pro Quadratmeter fast die anderthalbfache Niederschlagsmenge des langjährigen Durchschnitts.

Im Mai verzeichnete der DWD bereits deutlich vor Ende des Monats die mehr als anderthalbfache Menge des durchschnittlichen Niederschlags: Bis zum 23. Mai fielen in Köln mehr als 128 Liter Regen pro Quadratmeter. Der langjährige Mittelwert beläuft sich auf rund 74 Liter pro Quadratmeter.

Ortrun Roll, Meteorologin beim DWD, erklärt: „Diese Menge verteilte sich im Wesentlichen auf sechs sehr niederschlagsreiche Tage. Die höchste Tagessumme für den diesjährigen Mai wurde bereits am 2. Mai mit 31 Litern pro Quadratmeter gemessen.“ Am vergangenen Dienstag, als am Nachmittag ein wahrer Platzregen über Köln hereinbrach, fielen insgesamt 21,7 Liter pro Quadratmeter.

Zum Vergleich: Während des Unwetters am 14. Juli 2021, das die Flutkatastrophe im Ahrtal auslöste, fielen binnen eines Tages in Köln 107 Liter Regen je Quadratmeter.

Doch wie kommt es zu solchen Starkregenereignissen: Zufall – oder eine Folge des Klimawandels? „Natürlich können einzelne Monate oder auch Jahre immer wieder einmal nasser oder auch trockener ausfallen“, erklärt Ortrun Roll. „In den Jahren 2018, 2019, 2020 und 2022 hatten wir beispielsweise sehr lange trockene Episoden.“

Klimawandel sorgt für stärkere und häufigere Extremwetterereignisse

Dennoch gibt es auch Gründe, die für den fortschreitenden Klimawandel als Beschleuniger solcher Extremwetter sprechen: Analysen deuten darauf hin, dass mit der klimawandelbedingten Temperatursteigerung auch mit einer Zunahme „extremer Niederschlagsereignisse“, wie es in der Fachsprache heißt, zu rechnen ist.

Oder, wie Ortrun Roll es ausdrückt: „Die Extreme der kurzlebigen Schauerzellen werden mit steigenden Temperaturen deutlich großflächiger, leicht intensiver und bilden einen höheren Gesamtniederschlag aus. Hintergrund hierfür ist, dass im Zuge der globalen Erwärmung die Atmosphäre mehr Wasserdampf aufnehmen kann.“

Wie stark die Temperaturen steigen, zeigt ein Vergleich der aktuellen Temperaturen in Köln mit dem langjährigen Mittelwert: In diesem Jahr lagen die Temperaturen bisher an 115 Tagen über dem Wert der Referenzperiode, zum Teil sogar bis zu zwölf Grad.

Zu den Temperaturveränderungen kommen laut Meteorologin Roll Veränderungen im sogenannten troposphärischen Starkwindsystem, auch als Jetstream bekannt. Dieser Starkwind weht rund um den Globus in acht bis zwölf Kilometern Höhe von Westen nach Osten. Studien zeigen, dass es dort inzwischen häufiger zu mäandrierenden Verläufen kommt, „was zum einen dazu führen kann, dass wie bei Trockenepisoden, die Tiefdruckgebiete abgeblockt werden“, sagt Ortrun Roll. „Zum anderen ist es aber auch möglich, dass Schauerzellen längere Zeit über einem Ort verbleiben oder Tiefdruckgebiete langsamer ziehen, was dann zu intensiven Niederschlagsereignissen über viele Stunden hinweg führen kann.“