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Hohe Temperaturen sorgen in NRW für großes SchwitzenMeist heiter – Wie Menschen in Köln und der Region mit mehr als 30 Grad umgehen

Lesezeit 8 Minuten
13.08.2024 Köln. Der bisher heißeste Tag des Jahres in Köln. Jamila (Hi. Li.) und Janina Kaiser mit Leonardo (vo.Li.) und Loredana. Foto: Alexander Schwaiger

Am bisher heißeste Tag des Jahres fröhlich am Wassserspielplatz im Grüngürtel in Köln: Jamila (l.) und Janina Kaiser mit Leonardo (mit Kappe) und Loredana.

Hilft Wasser, Schatten, „Monster-Slush“? Wir haben uns umgehört bei Freizeitlern und Menschen, die gearbeitet haben.

Wir treffen Janina Kaiser mit ihren Kindern auf dem Wasserspielplatz im Kölner Grüngürtel an. Bestens gelaunt, da ist das teils nur kurze Gewitter, das aber immerhin dazu geführt hat, dass Besucher die Kölner Bäder später verlassen mussten, noch weit weg. Die Kinder spielen ausgelassen. „Wir waren gestern im Stadionbad. Den ganzen Tag, von morgens bis abends. Meiner Kinder sind zum Teil schon größer, aber auch noch sehr klein und haben gerade Ferien.

Mit Kindern ist es bei der Hitze ziemlich anstrengend, aber im Wasser bekommt man sie sehr gut beschäftigt. Mein bester Tipp ist deshalb, ins Schwimmbad oder auf den Wasserspielplatz zu gehen. Wenn es so warm ist, sind wir generell meist auf dem Spielplatz oder im Park.“

Ein Kioskbüdchen auf dem Stiftsplatz in Kerpen.

Die Hitze hält die Kunden fern: Nichts ist los am Kiosk von Ohan Karabudak auf dem Kerpener Stiftsplatz.

Nicht ganz so happy hält Ohan Karabudak im Kiosk auf dem Kerpener Stiftsplatz bei den hohen Temperaturen die Stellung. „Mir ist heiß, wie anderen auch“, sagt er, nimmt die Sache aber mit Gelassenheit. Der Büdchenbetreiber bietet insbesondere kalte Getränke an. Es gibt auch „Monster-Slush“-Eis, eigentlich eine begehrte Spezialität an heißen Tagen. Im Moment aber bleibt die Kundschaft aus. „Es sind ja keine Leute draußen“, beklagt sich Karabudak. „An anderen Tagen verkaufe ich viel mehr Getränke.“

Eine Klimaanlage gibt es in dem Büdchen nicht. Im Gegenteil: Die Getränke-Kühlschränke und besonders der Slush-Eis-Automat produzieren zusätzliche Wärme. Auch in der Außengastronomie des Kiosks ist nichts los: Stühle und Bänke bleiben leer. „Bei dem Wetter setzt sich doch keiner nach draußen“, sagt Karabudak. Er freue sich, wenn es wieder kühler werde. (wm)

13.08.2024 Köln. Der bisher heißeste Tag des Jahres in Köln. Peter Wollenberger. Foto: Alexander Schwaiger

Zeigt sich als Genießer der Wärme: Peter Wollenberger im Park in Köln.

Campingstuhl im Schatten, kein Monster-Slush, dafür ein kühles Kölsch in der Hand – Peter Wollenberger nimmt die Hitze in Köln gelassen: „Ich bin Privatier, muss nicht arbeiten. Für mich ist jeden Tag Sonntag.“

Der braungebrannte Rentner hat auch heute wieder sein Lager im Grüngürtel aufgeschlagen. Unter einem Baum hat er etwas Schatten gefunden. Wollenberger trägt Badehose und Sonnenbrille, ein Stück hinter ihm spielen Kinder an einem Wasserspielplatz, aber das stört ihn nicht. Ausgerechnet am Vortag – auch schon sehr, sehr heiß -, habe er allerdings Handwerker in der Wohnung gehabt und den Tag drinnen verbracht. „Gezwungenermaßen“, schiebt Wollenberger hinterher. Er gehe gerne raus und in die Sonne, heiße Tage machen ihm nichts aus, ganz im Gegenteil, sagt er: Er hasse Kälte. Wollenberger nippt an seinem Kölsch und lehnt sich in seinen Campingstuhl zurück: „So lässt es sich aushalten.“

Kevin und Tolga tragen keine Shirts; sie haben einen schwarzen Basketball dabei und lächeln in die Kamera.

Tolga (r.) liebt es heiß - und ist mit seinem Freund Kevin Basketball spielen gegangen.

Tolga Karabulut spielt unweit Basketball mit seinem Freund Kevin. Sport in der Hitze? „Ich arbeite in der Gastronomie und habe zum Glück frei", sagt er. „Wenn es so heiß ist, sollte man auf jeden Fall irgendwo hin gehen, wo es kühl und schattig ist, an den See oder ins Schwimmbad. Aber heute brauche ich eine kleine Abwechslung davon und bin deshalb Basketball spielen gegangen. Die Hitze lässt sich einigermaßen aushalten, weil die Sonne nicht so stark scheint. Ich bin definitiv ein Sommermensch. Ich bin im Sommer geboren, bin Südländer und in meiner Heimat scheint quasi das ganze Jahr über die Sonne."

Raphael macht einen Handstand im Kölner Grüngürtel. Hinter ihm sind Bäume zu sehen.

Raphael verbringt die heißen Tage gerne draußen in der Natur und beim Sport.

Auch Raphael ist im Sommer gerne draußen. Dass er gerade den bisher heißeste Tag des Jahres erlebt, habe er so gar nicht bemerkt: „Ich habe mich um meine Promotion gekümmert, war Kaffee trinken, habe mit Freunden telefoniert und vor allem Organisatorisches erledigt. Heute konnte ich mir dann Zeit nehmen, um Sport zu machen und an den See zu fahren. Ich finde, es ist heute fast noch wärmer als gestern. Die Hitze in meiner Wohnung ist fast unerträglich. Mir tut die Sonne sehr gut, aber ich genieße auch den Winter. Es ist schön, dass wir in Deutschland noch unterscheidbare Jahreszeiten haben, die ja auch einen kulturellen Einfluss haben.“

Lorenz Kirch liegt in seiner Hängematte und liest ein Buch

Als Student hat Lorenz Kirch gerade Semesterferien. Die verbringt er gerne draußen - auch, wenn ihm der Sommer zu heiß ist.

Im Schatten liegt Lorenz Kirch in einer Hängematte und liest. Der Student sucht im Sommer vor allem nach Schatten und ist hier im Grüngürtel fündig geworden: „Ich lag gestern zuhause rum und wollte heute den Park ausprobieren. Bisher ist es auf jeden Fall angenehmer als in der Wohnung unter dem Dach. Ich studiere Physik und Philosophie und habe gerade Semesterferien. In meiner früheren Wohnung hatte ich Haken für die Hängematte, jetzt kann ich sie allerdings nicht mehr drinnen aufhängen." Also hat sich Kirch einen Platz draußen dafür gesucht. Er möge den Sommer, sagt der Student, er sei im Winter, Spätherbst oder Frühling gerne in der Sonne. „Aber jetzt ist es mir einfach zu warm.“

Tipp von Rettungsfahrern: Immer ein Ersatzshirt dabei haben

Für Simon H. und Joana K. ist die Hitze ein täglicher Begleiter. Beide arbeiten für den Krankentransport der Uniklinik Köln, verlegen Patienten von Klinik zu Klinik. Ihr Tipp: Immer ein Ersatzshirt bei der Schicht mitzunehmen. „Wenn wir infektiöse Patienten transportieren, müssen wir auch noch eine zusätzliche Schutzausrüstung tragen“, erzählt Joana K. Dann sei es besonders heiß und anstrengend. Sie versuche, im Dienst viel zu trinken – ihr Arbeitgeber stellt zum Glück Getränke bereit.

Ohne Klimaanlage hätte es in einem Rettungswagen schnell 35 Grad, die beiden Rettungstransporter freuen sich deshalb über die Klimaanlage oder den Spätdienst. „Gegen Abend ist es meist kühler, dann geht die Arbeit besser“, pflichtet Simon H. seiner Kollegin bei. Beiden wollen nicht mit Bild erscheinen. In den Sommermonaten hätten sie allerdings weniger Einsätze, weil die Kliniken allgemein leerer seien. „Sommertief“ nennen die beiden das.

Aytekin Genc arbeitet im Euro-Imbiss an der Siegburger Kaiserstraße

Aytekin Genc arbeitet im Euro-Imbiss an der Siegburger Kaiserstraße: „Ich trinke heute mehr als fünf Liter Wasser.“

35 Grad – das ist auch die Marke vor der Imbiss Tür. 53 Grad brüten hinter der Theke: „Es ist schwer, aber wir müssen nun einmal arbeiten“, sagt Aytekin Genc im Euro-Imbiss an der Siegburger Kaiserstraße und versucht so gut wie möglich Abstand zu den beiden großen Drehspießen zu halten, wenn er nicht gerade Dönerteller und -taschen zubereitet. Auch andere türkische Spezialitäten und Pizza sind im Angebot und in der Kreisstadt beliebt. „Ich trinke heute mehr als fünf Liter Wasser“ schätzt er, und auch eine Tablette mit Mineralien hat er dabei. „Ohne die könnte ich gar nicht arbeiten.“

Hitze ist für den 52-Jährigen, der seit 25 Jahren in Deutschland lebt und arbeitet, nicht gleich Hitze: Er stammt aus Ankara, wo er ebenfalls schon in der Gastronomie sein Geld verdiente. Dort aber sei die Hitze trocken und besser zu ertragen, nicht feucht, wie in Siegburg. Hier werde es ab 25 Grad schwer. Deshalb werd

Gearbeitet werde im Euro-Imbiss nur sechs statt wie sonst acht Stunden, der Salat verschwinde zum Schutz unter einer Abdeckung, auch werde weniger Essen vorbereitet. „Die Leute essen bei der Hitze nicht so viel.“ (ah)

Eine Gruppe junger Menschen steht in der evangelischen Kirche in Wipperfürth.

Die Teilnehmer der Mini Freizeit im Rahmen der Ferienaktion in der kühlen Ev. Kirche in Wipperfürth trotzen den heißen Sommertemperaturen Mit Jugendreferentin Julia Händler ganz links außen.

Die nötige Abkühlung bei so heißen Sommertemperaturen gibt es für die Jugendreferentin der evangelischen Kirche in Wipperfürth und Klaswipper, Julia Händler, sowie der Teilnehmergruppe der diesjährigen „Mini-Freizeit“ in der Kirche am Markt in Wipperfürth. „Wir werden gleich alle gemeinsam für die morgen beginnende Ferienaktion der ‚Mini-Freizeit‘ einkaufen gehen, damit wir in den kommenden Tagen mit den insgesamt 25 Kids gemeinsam kochen können – und dazu gibt es bei der Sommerhitze hier in der kühlen Kirche auch ein leckeres Eis“, beschreibt die Jugendreferentin.

Die diesjährige Mitmachfreizeit findet für die Kinder im evangelischen Gemeindehaus in der zur Hansestadt gehörenden Gemeinde Klaswipper sowie in und um die Kirche am Markt in Wipperfürth statt: „Zelten, gemeinsames Kochen und Essen sowie eine Menge Action wie Fuß-, Volley- oder Spikeball und Tischtennis sowie kreative Workshops und ein Kinoabend oder Ausflug stehen auf dem Programm“, beschreibt Julia Händler.

Und die Kids freuen sich riesig darauf, wenn sie während der „Mini-Freizeit“ auch etwas über den Glauben erfahren können – allesamt bei kühleren Temperaturen im Innern der evangelischen Kirche. (ds)

Wasser für das Stadtgrün in Leverkusen

Daniel Brade steht in Opladen am Kreisverkehr an der Düsseldorfer Straße und wässert die Pflanzen auf dem Kreisel. Das Stadtgrün der Stadt Leverkusen hat einen Mitarbeiter, der jeden Tag durch die Stadt fährt, um zu gießen. Den vertritt Brade heute.

Ein Mann wässert ein städtisches Beet, dahinter ist Wohnbebauung zu sehen.

Daniel Brade kümmert sich in Leverkusen ums Stadtgrün.

Der 35-Jährige und ein Kollege sind mit einem Lkw mit einem 6000 Liter fassenden Tank unterwegs an insgesamt sechs Stellen im Stadtgebiet. „Am besten hält man sich an so einem Tag im Schatten auf“, sagt Barde und lacht. Denn der Kreisel in Opladen liegt voll in der Sonne.

Das Stadtgrün stellt seinen Mitarbeitenden Sonnenschutz zur Verfügung. Besonders Jungbäume brauchten viel Wasser, sagt er. Das Stadtgrün-Team kalkuliert mit etwa 80 bis 100 Litern pro Baum am Tag. Wo wie viel gewässert werde, komme aber natürlich auf die Stelle an. „In Schlebusch zum Beispiel gibt es größere Flächen, die brauchen dann mehr Wasser.“

Vera Bytyqi und Daschurija Berisha sind vor der Eistheke zu sehen.

Arbeiten in der Eisdiele Solo Qui in Euskirchen: Vera Bytyqi (l.) und Daschurija Berisha

Und zum Schluss ein Eis? Vera Bytyqi (16) und Daschurija Berisha (18) arbeiten als Kellnerin und Eisverkäuferin im Eiscafé „Solo Qui“ in Euskirchen.

Wie verbringt Ihr Euren Tag?

Vera: Ich habe heute um 15 Uhr angefangen. Meine Aufgabe ist es das Eis zu den Gästen zu bringen und für ihre Abkühlung zu sorgen.

Daschurija: Ich arbeite bereits seit 10.30 Uhr und habe das Geschäft ordentlich gemacht. Keiner arbeitet so gerne, wenn es heiß ist. Haben wir eine Sorte Eis nicht da, reagieren manche Kunden bei Hitze gereizter.

Vera: Wir laufen die ganze Zeit hin und her. Als Kellnerin kriege ich aber wenigstens etwas Luft ab, da haben es die Leute hinter der Theke schwerer.

Was macht ihr, wenn es so heiß ist? Habt ihr einen besonderen Trick?

Daschurija: Gegen die Hitze trinken wir ganz viel Wasser. Hier ist es sehr familiär – wir kühlen uns zur Not damit ab, dass wir uns im Spaß gegenseitig mit Wasser nass machen.

Vera: Und wir essen zwischendurch auch mal ein Eis zur Abkühlung. (ges)