Spurensuche in KölnWo der Rhein früher sein Bett hatte
Köln – Von Godorf bis nach Worringen: Über acht Kilometer schlängelt sich der Rhein durch das Kölner Stadtgebiet – vorbei an der Zündorfer Groov, den Poller Wiesen, durch den Rheinauhafen, die Altstadt und den Niehler Hafen, bis er das Stadtgebiet hinter Worringen wieder verlässt, dort, wo im Hinterland die Schlote des Dormagener Chemieparks zu sehen sind.
Ein gewohnter Verlauf – der sich über die Jahrhunderte jedoch immer wieder veränderte. Denn wer sich fragt, wie der Rhein wurde, was er ist, muss weit ausholen.
Der Kölner Geologe und zertifizierte Natur- und Landschaftsführer Sven von Loga leitet seit vielen Jahren vulkanologische und geologische Exkursionen in die Eifel, ins Bergische Land, ins Ahrtal und ins Siebengebirge. Termine und ein Anmeldeformular finden sich auf seiner Homepage.
Außerdem leitet er Rheinkiesel-Bestimmungsexkursionen. Die nächsten finden statt am Freitag, 2. Oktober, von 15 bis 17 Uhr in Leverkusen-Hitdorf sowie am Dienstag, 13. Oktober, von 11 bis 13 Uhr in Niehl unter dem Titel „Rheinkiesel – Schatzsuche am Rheinufer“.
Sven von Logas Buch „Steine an Fluss, Strand und Küste“ ist kürzlich im Kosmos-Verlag erschienen und kostet 12,99 Euro. Es hilft beim Sammeln und Bestimmen von Steinen. (jef)
Rund 40 Millionen Jahre hat seine Entstehung gedauert. Bewegungen der Erdkruste, die Entstehung der Alpen, Eiszeiten und der Mensch – all diese Faktoren haben dazu geführt, dass sich der Fluss heute so zeigt, wie wir ihn kennen.
Rund 1240 Kilometer ist er lang, verbindet die Alpen mit der Nordsee. Köln ist die größte Stadt, die er durchströmt. Hier, wie vielerorts, fließt er in begradigten Bahnen, die der Mensch ihm in den vergangenen Jahrhunderten vorgegeben hat, um ihn schiffbar zu machen und um Land zu gewinnen.
Dass er sich einst, in frühen Erdzeitaltern, als verwildertes Flusssystem in Schlingen über einen breiten Talgrund bewegte – so wie es sich heute beispielsweise im verzweigten Gangesdelta in Bangladesch zeigt – scheint da kaum vorstellbar. So floss er nicht in einer isolierten Rinne, sondern mäanderte auf einem Gebiet zwischen dem heutigen, linksrheinischen Pulheim und Bensberg auf der anderen Seite hin und her, schüttete im Wechsel von kalten, trockenen und warmen, feuchten Klimaphasen Sandbänke auf, in die er sich bei hohem Wasserstand in kleinen Rinnen immer wieder einschnitt. Und zwar in einem breiten Flussbett auf der Höhe der Erpeler Ley südlich des Drachenfelses (etwa 190 Meter).
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Doch wie kommt es da, dass der tiefste Punkt des Kölner Stadtgebietes in den Rheinwiesen bei Worringen heute rund 152 Meter tiefer liegt – nämlich bei 36,4 Metern über dem Meeresspiegel?
Der Grund dafür liegt in der Bildung der verschiedenen Flussterrassen begründet – von der Hoch- über die Mittel- bis zur jüngsten Niederterrasse, die heute den gesamten Untergrund Kölns bildet: die Kölner Bucht . Bewegungen der Erdkruste führten über einen Zeitraum von rund 300.000 Jahren dazu, dass sich das Rheinische Schiefergebirge, zu dem heute Taunus, Hunsrück, Westerwald, Spessart, Eifel oder das Bergische Land zählen, anhob.
Dadurch gewann der Rhein-Strom an Energie und begann sich in die Landschaft einzuschneiden. Das Mittelrheintal entstand.
Da sich aber etwa zur gleichen Zeit die Niederrheinische Bucht absenkte, die von Norden in das Rheinische Schiefergebirge hineinreicht, konnte sich der Rhein im Vorland des Gebirges ausbreiten, verlor an Energie und lagerte Sand und Schotter ab – die Hauptterrasse.
Spuren im ganzen Stadtgebiet
Doch sollte es dabei nicht bleiben. Der stetige Wechsel von Hebungen und Senkungen sowie von Warm- und Kaltzeiten veränderte die Landschaft über einen langen Zeitraum und führte zur Ausbildung der Terrassenabfolge. Bei niedrigem Wasserstand lagerte der Rhein sein Material ab und bildete einen Talboden aus, in den er sich bei höherem Wasserstand wieder einschnitt.
Beweise dieser Geschichte zeigen sich heute noch an vielen Stellen im Kölner Stadtgebiet – ob vereinzelte Schotter der Hauptterrasse mitten im Königsforst, in den zahlreichen Kiesgruben der Stadt, in denen Schotter der Niederterrasse abgebaut werden, oder am Rhein selbst, wo der Strom die Mitbringsel seiner langen Reise, die sogenannten Rheingerölle, noch heute ablagert. Mit auf diese Spurensuche hat uns der Kölner Geologe Sven von Loga genommen. Er hat uns gezeigt, wo der Rhein einst sein Bett hatte.