AboAbonnieren

Schulplatznot an Kölner GrundschulenWo Plätze für Erstklässler im nächsten Schuljahr knapp werden

Lesezeit 4 Minuten
Eine Grundschullehrerin steht vor ihrer Klasse.

In Köln sind Plätze für Grundschulkinder Mangelware.

Wie die Stadt die angespannte Lage entschärfen will und wieviele neue Grundschulen gebraucht werden.

Die Schulplatznot wird in den kommenden Jahren an den Kölner Grundschulen besonders akut: Von einer „äußerst angespannten Lage“ bei den Plätzen an den Grundschulen spricht die Stadt in ihrem neuen Schulentwicklungsplan. Als erste Akutmaßnahme hat der Rat daher beschlossen, dass zunächst vier Grundschulen zum kommenden Schuljahr durch Container- oder Modulbauten erweitert werden.

Das sind die Grundschule Don Bosco in Porz, die GGS Unter Birken in Eil, die Clarenhof Schule in Weiden und die Gemeinschaftsgrundschule in Flittard. Dadurch sollen 100 neue Grundschulplätze geschaffen werden.

Schon jetzt ist allerdings klar, dass das nicht reichen wird, um den Bedarf für das Schuljahr 2024/25 zu decken. Denn: Anders als bei den weiterführenden Schulen, wo fünf neue Gesamtschulen oder Gymnasien an den Start gehen, wird zum neuen Schuljahr keine einzige neue Grundschule an den Start gehen.

In vielen Kölner Stadtteilen werden nächstes Jahr Engpässe erwartet

Besonders betroffen von Grundschulplatzmangel waren bereits in diesem Jahr die Stadtteile Porz, Urbach und Elsdorf sowie Roggendorf/Thenhoven und Worringen. Dort soll nun die Erweiterung der Katholischen Grundschule Gutnickstraße schnell vorangetrieben werden. Außerdem sollen ergänzend zwei Grundschulgebäude im Zusammenhang mit den dortigen Neubaugebieten entstehen. Ein vorgezogener Start einer der neuen Grundschulen in einem Interim wird derzeit geprüft.

Engpässe für das kommende Schuljahr werden laut einer Frühwarnliste der Stadt außerdem in Bayenthal, Marienburg, Raderberg, Godorf, Immendorf, Meschenich, Junkersdorf, Bocklemünd/Mengenich, Pesch, Esch, Lindweiler, Westhoven, Westhoven, Blumenberg, Kalk, Ostheim und Flittard erwartet.

Vor dem Hintergrund bereitet die Verwaltung aktuell ein weiteres Programm vor, um schnellstmöglich Übergangslösungen durch Container zu schaffen. Dadurch will man in den Regionen mit zu wenig Schulklassen für die Eingangsklassen die erforderlichen Plätze schaffen, bis die dort geplanten Schulerweiterungen und -neubauten stehen.

Zahl der Grundschulkinder in Köln in zehn Jahren um 17 Prozent gestiegen

Der Platzbedarf an Grundschulen ist Köln rasant gestiegen, ohne dass der Schulbau Schritt halten konnte. Im vergangenen Jahr erhielten so viele Kinder wie nie zuvor eine Absage an ihrer Wunsch-Grundschule. Der Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“, der eigentlich für Grundschulen in NRW gelten sollte, konnte für zahlreiche Kölner Kinder nicht mehr eingelöst werden.

Schon für dieses Schuljahr konnte nur durch die Einrichtung von 15 Mehrklassen überhaupt allen Kölner Erstklässlern ein Platz angeboten werden. Absehbar werde es auch noch die nächsten Schuljahre zu „kritischen Situationen bei der Bedarfsdeckung kommen“, wie es im Verwaltungsdeutsch hieß.

Das liegt zum einen daran, dass die Zahl der Kinder im Grundschulalter in Köln rasant gestiegen ist. Seit 2010 gab es einen Anstieg in dieser Altersgruppe um rund 17 Prozent von 33.800 auf 39.800 Kinder. Die Zahl der Erstklässler liegt aktuell bei einem Spitzenwert von 10.000 Kindern. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es nur 9000.

Exakte Planungen sind außerdem schwierig, da niemand vorhersagen kann, wie hoch die Zahl der geflüchteten Kinder ist, die nach Deutschland kommen. Außerdem ist die Zahl der Kinder, die die erste Klasse wiederholen mussten, um mehr als 30 Prozent auf 640 Kinder gestiegen, was die Zahl der benötigten Plätze für Erstklässler zusätzlich nach oben getrieben hat. Auch hier ist unklar, ob es sich um einen Corona-Effekt oder um einen Dauer-Trend handelt.

Um perspektivisch den Bedarf zu decken, sah schon der letzte Schulentwicklungsplan von 2020 den Bau von 30 neuen Grundschulen vor. Neu war das Problem auch da schon nicht: Bereits der Schulentwicklungsplan von 2016 war von einem Bedarf von 23 neuen Grundschulen ausgegangen. Von den 30 benötigten Grundschulen sind bislang lediglich acht an den Start gegangen. Drei weitere Grundschulen sind derzeit in der Umsetzung – eine in Nippes und zwei in Höhenberg. Weitere acht neue Grundschulen befinden sich in der Vorbereitung.

13 weitere Grundschulen für die neuen Kölner Stadtquartiere benötigt

Allein für die neu entstehenden Stadtquartiere Parkstadt-Süd, Mülheim-Süd, Deutzer Hafen, Kreuzfeld, Rondorf-West und Max-Becker-Areal in Ehrenfeld war ursprünglich mit einem Bedarf von elf zusätzlichen Grundschulen gerechnet worden. Diese Zahl wurde nun im aktualisierten Schulentwicklungsplan auf 13 erhöht.

Die Stadt versucht derzeit für diese Schulstandorte durch Ausschreibungen Investoren zu gewinnen, die ein entsprechendes Grundstück mitbringen, die Schule dann realisieren und dauerhaft an die Stadt vermieten. Wie groß die Herausforderung durch die großen Neubauprojekte wird, macht eine Zahl deutlich: Allein durch die beiden großen neuen Wohngebiete in Rodenkirchen mit Parkstadt Süd und in Chorweiler mit Kreuzfeld wird in den dortigen Bezirken bis 2035 mit einem Bevölkerungswachstum von 9,9 beziehungsweise 8,7 Prozent gerechnet. Sehr viele davon werden Familien mit Kindern sein.