Mit der zum Jahreswechsel in Kraft getretenen Wohngeld-Reform können mehr Haushalte in Köln unterstützt werden. Es gibt jedoch Hürden.
Mehr BerechtigteWohngeld-Anträge – Stadt Köln rechnet mit monatelangen Wartezeiten
Das „Wohngeld Plus“, das seit dem 1. Januar 2023 gilt, soll die im vergangenen Jahr stark angestiegenen Lebenshaltungskosten etwas auffangen. Bis zu der Reform wurde die Sozialleistung nur an einen stark beschränkten Personenkreis ausgezahlt.
Bislang waren bundesweit nur 600.000 Haushalte für das Wohngeld berechtigt. Nun ist die Zahl durch die Reform, bei der die bisherigen Einkommensgrenzen angehoben wurden, auf rund zwei Millionen angestiegen.
Auch in Köln steigt der Kreis der Berechtigten stark. Die Stadtverwaltung rechnet mit einer „Verdreifachung der anspruchsberechtigten Haushalte und etwa einer Verdopplung der Wohngeldhöhe“.
Die Zahl der Haushalte wird durch das Wohngeld Plus im Jahr 2023 „schätzungsweise auf etwa 25.000“ anwachsen, was einer Summe von mehr als 150 Millionen Euro entspräche. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 wurde Wohngeld in Höhe von 27,48 Millionen Euro an 7601 Haushalte ausgezahlt. Im vergangenen Jahr 2022 waren es 8000 Haushalte, denen insgesamt 32,72 Millionen Euro gezahlt wurden.
Bevor aber das Wohngeld auf die Konten der berechtigten Haushalte überwiesen wird, muss ein Antrag gestellt werden. In Köln kann man den Antrag entweder online stellen oder die Formulare bei der zentralen Wohngeldstelle in Lindenthal einreichen. Zusätzlich zu den Formularen werden Nachweise zum Einkommen und der Miete benötigt. Im Vergleich zu anderen bürokratischen Prozessen ist die Wohngeld-Beantragung recht unkompliziert.
Mehr als 5000 Anträge liegen in Köln zur Bearbeitung vor
Doch auch sie müssen bearbeitet werden. In Köln gibt es aber zu viele Anträge für zu wenig Personal in der Wohngeldstelle. „Derzeit liegen dem Wohnungsamt mehr als 5000 Anträge zur Bearbeitung vor“, wie die Stadtverwaltung auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilte.
Die Anträge werden in der Reihenfolge ihres Eingangs bearbeitet. Nach Angaben der Stadtverwaltung ist die Zahl der Anträge schon im Oktober vergangenen Jahres angestiegen, als das Wohngeld Plus und der Heizkosten-Zuschuss II angekündigt wurde.
Wegen des steigenden Arbeitsaufwandes sei die Verwaltung „seit Monaten mit Hochdruck damit beschäftigt, Personal zu gewinnen, unter anderem mit einer großen Personalkampagne“. Allerdings sei es schwer, die dringend benötigten Mitarbeiter zu finden.
In der Kölner Wohngeldstelle gab es laut Stadtverwaltung im Jahr 2022 noch rund 45 Vollzeit-Stellen für die Sachbearbeitung der Wohngeldanträge. Für das Jahr 2023 ist der Stellenplan wegen der erwartbaren Mehrarbeit auf etwa 126 Vollzeitstellen erweitert worden. Für die mehr als 80 neuen Stellen habe man bislang allerdings nur 24 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefunden, so die Stadt Köln. Zusätzlich hat man 34 Hilfskräfte eingestellt, die der Sachbearbeitung zuarbeiten.
Bundesweit werden Wohngeld-Stellen mit Anträgen überschwemmt
Dadurch kommt es zu langen Wartezeiten. „Die durchschnittliche Bearbeitungszeit beträgt in Köln aktuell drei Monate“, so die Stadtverwaltung. Das Ziel sei eigentlich, 80 Prozent der Wohngeld-Anträge innerhalb von zwei Monaten zu bewilligen. In Köln habe man das bis 2019 regelmäßig geschafft. Durch eine vorherige Novelle des Wohngeldes zum Jahr 2020 und die Corona-Pandemie konnte die Quote jedoch nicht erfüllt werden.
Und auch im Jahr 2023 sieht es nicht so aus, als ob man die 80-Prozent-Quote erreichen könnte. Bürgerinnen und Bürger „müssen sich darauf einstellen, mehrere Monate auf die Auszahlung zu warten“, so die Stadt. Ob aus den drei Monaten noch mehr – oder weniger – werden, wisse zurzeit niemand.
Das ist kein exklusives Problem für Köln: Bundesweit werden die Wohngeldstellen der Kommunen von Anträgen überschwemmt. Auch das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft warnte bereits kurz vor dem Jahreswechsel in einer Pressemitteilung vor überforderten Behörden und einem drohenden Bearbeitungsstau, der im schlimmsten Fall zu finanziellen Engpässen bei Betroffenen führen könnte.