Mehr als 50.000 Pakete täglich sind für Empfänger im Raum Köln bestimmt. Vor allem in der Vorweihnachtszeit fischt der Zoll immer wieder teils lebensgefährliche Produkte heraus.
Gefährlicher Laserpointer, „Hugo Boos“-WarenDas sind die kuriosesten Fundstücke beim Zoll Köln
Die Fußball-WM in Katar lockt offenbar nicht einmal die Fälscher hinter dem Ofen hervor. Zieht der Zoll üblicherweise in den Wochen vor einer Welt- oder Europameisterschaft massenhaft nachgemachte Nationaltrikots aus dem Verkehr, ist die Menge dieses Jahr sehr überschaubar. „Das ist schon ein Unterschied zu sonst, das ist ganz deutlich spürbar“, bestätigt Jens Ahland, Sprecher des Hauptzollamts Köln. Dieses Jahr bleiben aber wohlgemerkt auch die legalen Trikotverkäufe hinter den gewohnten Zahlen zurück.
Doch die Regale im Zollamt West in Marsdorf sind auch ohne Fake-Fußballtrikots gut gefüllt, wie immer in der Vorweihnachtszeit. Hier, an der Horbeller Straße, lagern all jene Pakete, die für den Kölner Raum bestimmt sind, die der Zoll aber aus dem Postverkehr gefischt hat, weil der Inhalt verdächtig ist – oder weil das Paket aus einem Nicht-EU-Land kommt und der Empfänger noch Zoll-Abgaben entrichten muss. Der bekommt dann Post und wird zum Zollamt gebeten.
So wie Marc Böhm, er sammelt Eishockeytrikots. Sein Onkel, der in den USA lebt, hat ihm vier Jerseys der Chicago Blackhawks geschickt, Gesamtwert umgerechnet 520 Euro. Ab 45 Euro fallen Einfuhrumsatzsteuern an, in Böhms Fall sind das 96 Euro. Er zahlt mit EC-Karte, eine Zöllnerin händigt ihm das Paket aus. „Meine ganze Familie steht auf die Blackhawks“, sagt Böhm, der selbst eine Dauerkarte der Kölner Haie besitzt.
Andere Kunden sind deutlich schlechter gelaunt als Marc Böhm, wenn sie das Zollamt wieder verlassen, zum Beispiel, wenn sich das geplante Weihnachtsgeschenk, das sie online bestellt haben, als Markenfälschung oder Gegenstand herausstellt, der in Deutschland verboten ist. Diese Dinge behält der Zoll ein, sie werden vernichtet. „Ich gönne wirklich jedem seinen Schnapper“, sagt Ahland. Aber bei Einkaufen im Internet solle man sehr vorsichtig sein – vor allem bei Markenartikeln, die besonders günstig sind. „Sonst heißt es eben leider auch schnell: Geld weg, Geschenk weg, Weihnachten gelaufen“, sagt Ahland.
Manche Produkte sind zwar nicht gefälscht, aber schlicht lebensgefährlich. Ahland zeigt auf einen Laserpointer, den seine Kollegen in einem Paket aus China gefunden haben: „Der Laserstrahl ist so stark, dass er Papier entzündet.“ Im selben Regal liegt eine Spielzeug-Drohne, ebenfalls Made in China, die keine Zulassung für den deutschen Markt hat. „Wenn die so unsicher ist, dass die einfach vom Himmel fällt, ist ja niemandem damit geholfen“, sagt Ahland.
Ebenfalls aussortiert werden gefälschte Plastikschlappen von Nike, die bestialisch nach Chemie stinken, nachgemachte Taschen und Stiefel von Louis Vuitton und Flakons, die in ihrer Aufmachung bewusst an Boss-Parfüm erinnern, tatsächlich aber nur billige Imitationen darstellen und mit „Boos“ beschriftet sind.
Mehr als 20 Millionen Pakete pro Jahr im Raum Köln
Allzu viele Regalbretter in Ahlands Rücken sind nicht mehr frei. Waren 2020 noch etwa 10 Millionen Frachtsendungen für den Raum Köln bestimmt, waren es im Vorjahr bereits doppelt so viele. „Dieses Jahr dürften es noch einmal mehr sein“, sagt Ahland. Anhand der Frachtpapiere, die jeder Sendung aus einem Nicht-EU-Land beiliegen, prüfen Zollbeamte am Computer, ob sie das Paket passieren lassen können – oder ob sie es genauer unter die Lupe nehmen müssen. Auf den Papieren muss der Versender das Herkunftsland vermerken, den Empfänger, den Inhalt und den Gesamtwert. Passt irgendetwas nicht zusammen, werden die Zöllner hellhörig.
Ein mit „Medizin“ beschriftetes Päckchen aus Thailand nach Erftstadt etwa gehört dazu. „Es könnte sein, dass der Inhalt gegen das deutsche Arzneimittelgesetz verstößt und hier nicht in Umlauf gebracht werden darf“, erklärt Ahland. Die verdächtigen Päckchen öffnen die Zöllner immer im Beisein der Empfänger. Meldet der sich nach 14 Tagen nicht, geht das Paket ungeöffnet zurück an den Versender. Ein Paket aus Kanada an eine Kölner Privatadresse ist beschriftet mit „Mooncakes“. Auf dem Begleitschein eines Pakets aus Korea nach Köln steht „Kleidung und Lebensmittel“, aus Japan kommt ein Karton mit der Inhaltsbezeichnung „Plastic sample“.
99 Prozent der gefälschten oder hierzulande nicht zugelassenen Produkte stammen aus China, sagt Ahland. Er empfiehlt, bei Online-Bestellungen genau hinzusehen, ob der Verkäufer seriös ist. Betrage die Lieferzeit nur zwei oder drei Tage, könne man immerhin schon mal einigermaßen sicher sein, dass der Verkäufer wenigstens in Europa sitze.