Auch 25 Jahre nach seinem Tod bleibt Falco der einzige deutschsprachige Popstar von Weltformat. Der Beweis? Diese zehn Lieder!
25. TodestagDiese zehn Songs beweisen, dass Falco der Größte war
Am 6. Februar 1998 starb der österreichische Sänger Falco am Steuer seines Geländewagens in der Dominikanischen Republik. Er wurde nur 40 Jahre alt. 25 Jahre nach seinem Tod ist sein Einfluss ungebrochen. Dies sind seine zehn besten Songs.
Der Kommissar (1981)
Der österreichische Radiosender Ö3 weigerte sich, die Debütsingle des 25-jährigen Wieners zu spielen. Offensichtlich, urteilten die Programmmacher, sei hier ein Geistesgestörter am Werk. Es war wohl der Schock des Neuen: „Rapper’s Delight“ von der Sugarhill Gang war erst zwei Jahre zuvor erschienen, Hip-Hop weit entfernt vom Mainstream. Auf Deutsch, beziehungsweise Wienerisch, hatte es zudem noch niemand versucht, und eigentlich war das Kauderwelsch aus Dialekt, Szene-Slang und englischen Versatzstücken, mit dem Falco hier dem von Koks befeuertem Wiener Nachtleben ein Denkmal setzt, eine völlig neue Sprache. Dazu eine Attitüde, gleich weit entfernt von der Nahbarkeit des Austro-Pops à la Wolfgang Ambros und Peter Cornelius, wie von der Albernheit der Neuen Deutschen Welle. Robert Ponger, Produzent und Komponist des „Kommissar“ hat in einem „Zeit“-Interview beschrieben, was ihn an Falco so faszinierte: „Diese teilnahmslose Dekadenz, diese unterkühlte Wut“. Willkommen in den 80ern!
Ganz Wien (1980)
„... ist heut auf Heroin“, wie es weiter heißt. Später reimt Falco dann „ist so herrlich hin“ auf „Wien“, sein Lebensthema hatte er gleich mit seinem ersten eigenen Song gefunden, den er als Solonummer in den Konzerten des Punk-Kollektivs Drahdiwaberl zu singen pflegte, noch ganz dem New Wave verpflichtet. Die naserümpfende Art seines Vortrags hob ihn meilenweit vom bunten Anarcho-Aktionismus ab – und brachte ihm seinen ersten Solovertrag ein: Der Mann, der Johann Hölzel war, empfahl sich als Weltstar.
Out of the Dark (1998)
Der letzte Hit, drei Wochen nach Falcos Unfalltod in der Dominikanischen Republik veröffentlicht. Die Zeile „Will mich ergeben, muss ich denn sterben, um zu leben?“ nährte Gerüchte um einen Freitod des Sängers, der seine innerliche Zerrissenheit bei seinen seltenen Auftritten zunehmend mühsam mit einem Smoking zusammenhielt. Dabei stammt der Text nicht von ihm, er handelt von einem verlassenen Mann und dem weißen Licht, das den Weg aus der Dunkelheit weist: Eine Überdosis Heroin. Wer Trost sucht, ist bei Falco an der falschen Adresse.
Junge Römer (1984)
Im Titelsong seines zweiten Albums begegnet uns das weiße Licht zum ersten Mal. „Fragst nicht nach neuen alten Werten/ Seht weißes Licht, seht nur Gefühl“, so beschreibt Falco genau wie sein Zeitgenosse Bret Easton Ellis eine hedonistische Generation, die lieber ihre eigene Kaputtheit feiert, statt die Welt zu reparieren. Das Stück bildet die süße Schnittmenge aus zwei Bowie-Hits, „Young Americans“ und „Let’s Dance“, näher ist Falco dem perfekten Popsong nie gekommen. Trotzdem galt „Junge Römer“ damals als kleiner Karriereknick, bevor er mit „Falco 3“ zum Weltstar wurde.
Jeanny (1985)
Das Stück, das einen der größten Skandale der deutschsprachigen Popmusik auslöste (die heute viel zu arm an Skandalen ist). Die Empörung stellte sich freilich erst ein, als der Song längst zum Hit geworden war. Plötzlich forderten Frauenverbände, Fernsehjournalisten und Thomas Gottschalk einen Boykott, der sich für den Sänger als ungemein lukrativ erweisen sollte. Sender weigerten sich, das Lied zu spielen oder das Video zu zeigen, in dem sich Falco in einem Dreiklang aus „M– Eine Stadt sucht einen Mörder“, „Der dritte Mann“ und „Psycho“ als untergründiger Triebtäter inszenierte. Im Grunde ging es um die Frage, ob sich ein Sänger in die Perspektive eines Stalkers und eventuellen – der Song lässt das bewusst offen – Mädchenmörders einfühlen darf? Dass Popmusik interpretatorische Wagnisse eingehen konnte, die etwa in der Literatur selbstverständlich waren, davon hatte man hierzulande Mitte der 80er noch nichts gehört.
Hoch wie nie (1984)
Und entspannt wie selten: So elektronisch wie gemächlich puckert der Song dahin, kurz wird die Synthie-Figur aus Grandmaster Flashs „The Message“ zitiert. Falco liefert einen Jetset-Reisebericht von den schönsten Oberflächen der 80er ab, dazu ehrfürchtige Grüße nach New York, an Andy Warhol, David Bowie, Lou Reed und Klaus Nomi. Selbstredend könnte der Titel auch auf einen Drogentraum verweisen, die Gefährtin, der Falco nachsagt, sie sei „die Antwort jeder Frage“, erscheint jedenfalls reichlich flüchtig.
Auf der Flucht (1982)
Es geht auch getriebener: Eindeutig von der Berlin-Trilogie seines großen Helden David Bowie beeinflusst, fasst Falco hier die vergangenen 15, 20 Jahre jugendlichen Aufbegehrens als Geschichte des Scheiterns zusammen, und zwar aus der Sicht der Ordnungskräfte: Von Tränengas-umnebelten Straßensperren in West-Berlin anno ’67 zu den sogenannten „Opernhauskrawallen“ in Zürich 1982 (der Zürcher Stadtrat hatte 60 Millionen Franken für die Renovierung de Oper bewilligt, aber die Einrichtung eines autonomen Jugendzentrums abgelehnt): „Schmeißt die Rockrabauken raus/ Und renoviert das Opernhaus“, kommentiert der Wiener, das „r“ so genüsslich rollend wie nur er es konnte. Böse Rollenprosa beherrschte Falco schon vor „Jeannie“.
Vienna Calling (1985)
Für Falco führten alle Wege letztlich nach Wien. Als er später zusammen mit seiner verehrten Mutter in die Karibik flüchtete, versuchte er vor allem den Verlockungen seiner Heimatstadt zu entkommen: „Die Frage ist nicht, was mache ich hier“, diktierte der Exilant einem Journalisten in den Block: „Die Frage ist, was lasse ich in der Zeit, in der ich da bin, zu Hause für einen Blödsinn aus.“ Bezeichnend, dass er auf dem Höhepunkt seines Erfolgs diese beschwingte Hymne an Wien als Nachfolge-Single für „Rock Me Amadeus“ herausbrachte.
Rock Me Amadeus (1985)
Nummer Eins in den amerikanischen Billboard-Charts, Nummer Eins auch in Großbritannien und bis heute die einzige deutschsprachige Single, der das gelungen ist. Der Treppenwitz des Triumphs ist wohl der, dass Falco das von den niederländischen Bolland-Brüdern komponierte Lied nur unter Protest einsang. An Mozart wollte er sich nicht vergehen. Als er dann erfuhr, dass er die US-Charts anführte, war er noch unglücklicher: „Dös schoff i nie wida. Jötz is aus!“ Und er hatte recht.
Brillantin’ Brutal (1984)
Warum war dieser Song keine Single? Nie war Falco schnöseliger, eleganter, von samtiger Kälte: „Wo wir sind, ist vorne, sind wir hinten/Dann ist hinten vorne, schonungslos“, nuschelt er, als spräche er zu sich zu selbst, ein Opfer der eigenen Coolness. Der Titel ist eine Anspielung auf seine bevorzugte Frisur.