Das Kölner Frauenfilmfest zeigt von Frauen produzierte Filme aus aller Welt – in diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf dem Horrorgenre.
41. Internationales FrauenfilmfestDas sind die Highlights und Schwerpunkte des Kölner Festivals
Tür auf, Gäste treten ein, Tür zu, es wird sich begrüßt. Dann wieder: Tür auf, Gäste, Tür zu, Begrüßung. Die Kamera bleibt stets auf Höhe der Klinke, man hört nur die Stimmen, sieht keine Gesichter.
Das sind die ersten zwei Minuten von „Mummola“, einem der Spielfilme, die in der 41. Ausgabe des Internationalen Frauenfilmfests (IFFF) gezeigt werden. Das Festival läuft von Dienstag bis Sonntag in Köln. Es ist das größte Forum für Frauen in der Filmindustrie. Über 90 Filme aus der ganzen Welt werden in verschiedenen Kölner Kinos gezeigt, viele davon preisgekrönt. Darunter sind neue und alte Produktionen, alle von Frauen produziert oder gedreht.
„Das IFFF möchte die Förderung von Frauen in allen Gewerben des Films unterstützen“, betont Festivalleiterin Maxa Zoller. Denn die Branche ist immer noch sehr stark männlich dominiert. Vor diesem Hintergrund werden auch in diesem Jahr wieder mehrere hochdotierte Preise vergeben.
Sehenswerte Spielfilm-Debüts
Das Festival eröffnet der Spielfilm „Ellbogen“ (DE 2024, Regisseurin Asli Özarslan). Die Verfilmung des gleichnamigen Bestseller-Romans von Fatma Aydemir (Hanser 2017) erzählt von der Deutschtürkin Hazal, die an ihrem 18. Geburtstag eine folgenschwere Tat begeht, vor der Polizei nach Istanbul fliehen muss und sich dort allein arrangieren muss.
Im Internationalen Debüt-Spielfilmwettbewerb misst sich „Ellbogen“ mit sieben weiteren Beiträgen aus aller Welt. Einer von ihnen ist „Mummola“, (Finnland 2023, Tia Kouvo), in dem sich eine Familie zum gemeinsamen Weihnachtsessen bei den Großeltern trifft. Ein Ereignis also, das in den meisten Familien sehr stark ritualisiert ist und das gleichzeitig schnell für Konflikte und Streit sorgen kann. Doch „Mummola“ ist kein Familiendrama, sondern ein humorvoll-komisches Kammerspiel der skandinavischen Art, welches in dieser Form wohl kaum in der deutschen Kinolandschaft zu sehen wäre.
Die internationale Ausrichtung des Festivals ist aus Sicht von Maxa Zoller enorm wichtig. Denn „viele der Filme stammen aus Regionen, die lange Zeit stark unterpräsentiert waren.“
Besonders gut passt dieser Umstand zum Spielfilmdebüt der kamerunischen Dokumentarfilmerin Rosine Mbakam. Sie liefert eine spannende und ungewöhnliche Perspektive auf Afrika. Anders als in Filmen, die das leidvolle Leben im Kontinent schildern, steht in „Mambar Pierrette“ (2023) die alleinerziehende Mutter und Näherin Pierrette im Fokus, die zwar mit vielen Herausforderungen kämpfen muss, aber dennoch als selbstbewusste Frau auftritt.
Schwerpunkt auf Horror und wütender Weiblichkeit
Einen großen Fokus legt das IFFF in diesem Jahr auf die Themen „Rage & Horror“. Doch nicht das Genre Horror an sich soll Gegenstand sein, sondern insbesondere in Kombination mit starken Frauen wie Pierrette, die ihre Wut zum Ausdruck bringen und gegen das System oder andere Hindernisse aufbegehren.
Unter diesem Schwerpunkt werden nicht nur jüngere Spielfilme wie „Hellbender“ (USA 2021, Toby Poser) und „Perpetrator“ (USA 2023, Jennifer Reeder) gezeigt, die speziell für eingefleischte Horrorfans zu empfehlen sind.
Auch Kult-Filme finden hier ihren Platz – wie die US-Komödie „9 to 5“ (1980, Collin Higgins), bei der drei Frauen planen, ihren sexistischen und verlogenen Chef umzubringen. Ebenso sind Vertreter aus den Anfängen der Filmgeschichte Bestandteil des Programms. Zum Beispiel der kurze US-amerikanische Stummfilm „The Dairymaid's Revenge“ aus dem Jahr 1899, in dem sich eine Milchfrau erfolgreich gegen einen sexuellen Übergriff wehrt.
Kölner Produktionsfirma im Gespräch
In der Kategorie „Spot on, NRW!“ wird am Donnerstag das Schaffen der Kölner Produktionsfirma „Weydemann Bros.“ in den Mittelpunkt gestellt. Die Firmengründer, die mit „Systemsprenger“ 2019 einen internationalen Erfolg auf die Leinwand brachten, werden über ihre Arbeit und Projekte berichten.
In diesem Kontext wird auch der Spielfilm „Tiger Stripes“ (Malaysia 2023, Amanda Nell Eu) gezeigt, den die Firma co-produziert hat. Im Film verwandelt sich die gemobbte zwölfjährige Zaffan in einen Tiger und wehrt sich gegen die harten Fesseln der malaysisch-islamischen Gesellschaft. Dieser Horrortrip mit kultisch-mythischen Elementen passt daher ideal zum Schwerpunkt des diesjährigen Festivals.
Breites Programm, aktuelle Themen
„So eine große Runde an auch internationalen Gästen haben wir noch nie gehabt“, stellt Stefanie Görtz, Mitglied des Festivalteams, erfreut fest. Ein Umstand, der sich auch im Programm wiederfindet. So zeigt das Festival Filme, die queere Lebenswelten behandeln, sowie Dokumentationen über teils hochaktuelle Themen – zum Beispiel „was brennt“ (DE 2023, Jana Bauch) über die Besetzung und Räumung von Lützerath.
Geschlechtergerechtigkeit wird an vielen Stellen thematisiert, aber auch Feminismus, Menschenrechte und Inklusion. „Viele der Filme machen mehrere Klammern auf“, betont Stefanie Görtz. In der Sektion Panorama werfen Filme eine ganz neue, eigene Perspektive auf filmisches Erzählen. Und auch für Kinder und Jugendliche gibt es spezielle Kinoangebote.
Bis Sonntag laufen die Filme in verschiedenen Standorten in Köln. Bei vielen sind auch die Regisseurinnen als Gäste vor Ort. Das komplette Programm des 41. Internationalen Frauenfilmfests sowie alle Infos zu den Terminen finden Sie hier.