41 Millionen EuroAuktionsrekord für Gemälde von Gerhard Richter
London – In den letzten Jahren sorgte beinahe jede größere Versteigerung von Werken Gerhard Richters für einen neuen Auktionsrekord. Seit diesem Mittwoch steht er bei rund 41 Millionen Euro: Für diesen Betrag ersteigerte ein anonymer Sammler bei Sotheby’s in London ein „Abstraktes Bild“ aus dem Jahr 1986 – damit ist das wandfüllende Gemälde mit der Werknummer 599 bis auf Weiteres das teuerste Werk des Kölner Künstlers.
Spannend ist an diesem Wettlauf zu immer neuen Höchstmarken vor allem der werkinterne „Wettstreit“ zwischen Richters abstrakten und gegenständlichen Bildern. Mit seinen stets leicht verwischten „abgemalten“ Fotografien wurde Richter weltberühmt; am Kunstmarkt haben die abstrakten Großformate den in den 60er und 70er Jahren entstandenen Fotobildern mittlerweile aber den Rang abgelaufen. Dabei hatte diese Werkgruppe erst 2008 ihren ersten großen Soloauftritt – in einer Ausstellung im Kölner Museum Ludwig.
Damals war das „Abstrakte Bild 599“ nicht zu sehen – doch ansonsten hat es eine dezidiert kölnische Geschichte. Das Kölner Sammlerehepaar Michael und Eleonore Stoffel erwarb es – im Jahr seines Entstehens – bei Richter und übergab es für die nächsten 13 Jahre als Leihgabe an das Museum Ludwig. Am 18. Mai 1999 ließ das Ehepaar Stoffel das Werk dann bei Sotheby’s für rund 600000 US-Dollar in New York versteigern; der damalige Käufer lieferte es nun seinerseits bei der Londoner Sotheby’s-Filiale ein.
Die „599“ gehört zu einer besonders farbenfrohen Werkgruppe aus den 80er Jahren, in der Rot-, Gelb- und Blautöne dominieren. Es war die Zeit, in der Gerhard Richter den Einsatz des Rakels perfektionierte, eine Art Spachtel, mit der er bis zu einem Kilo Farbe über die Leinwand verteilt. Für Richter, der sich ab 1976 zunächst etwas zögerlich als abstrakter Maler versuchte, öffneten die Rakel-Bilder eine Tür: „Sie erlaubten mir, all das zu machen, was ich mir vorher verboten hatte: Wenn ich nicht weiß, was da entsteht, also kein festes Bild habe wie bei einem Foto, das ich abmale, dann spielen Willkür und Zufall eine wichtige Rolle.“ Den Zufall durch immer neues Ansetzen zu gestalten, wurde nun Richters größtes Ziel – ein paradoxes Unterfangen, das man nicht rational erklären, aber vor den Bildern geradezu körperlich empfinden kann. Mittlerweile wird dies auch am internationalen Kunstmarkt entsprechend honoriert.