„Wir verhöhnen euch“#allesdichtmachen-Regisseur greift Kritiker scharf an
Köln – Regisseur Dietrich Brüggemann, Mitinitiator der Aktion #allesdichtmachen, hat am Wochenende scharf gegen Kritiker der Aktion geschossen. Nachdem er sie zuvor bereits als „Teil des Schlimmsten, was die Menschheit hervorgebracht hat“ und als einen „bisschen faschistoiden“ Mob bezeichnet hatte, legte er am Samstagabend nach. Unter anderem bei Twitter postete er: „Die Videos verhöhnen nicht die Opfer der Corona-Pandemie und auch nicht das medizinische Personal, sondern: Euch.“ Die Publikumsbeschimpfung sei „erste Aufgabe der Kunst“. Die Aktion selbst sei weniger Kritik an der Regierung, „als an genau denen, die jetzt laut und entrüstet bellen.“
Die Kampagne #allesdichtmachen schlägt seit Tagen hohe Wellen. In kurzen Videoclips, die am Donnerstag veröffentlicht worden waren, hatten sich 53 Schauspielerinnen und Schauspieler ironisch zu unterschiedlichen Aspekten der Coronapandemie, ihrer Auswirkung auf die Gesellschaft und den Maßnahmen in Deutschland geäußert. Einige der Clips sowie der Gesamtton der Kampagne wurden daraufhin von vielen Menschen, insbesondere in den sozialen Netzwerken, lautstark kritisiert. So wurde unter anderem Jan Josef Liefers vorgeworfen, er ignoriere Realität und bediene sich der Narrative von Verschwörungsanhängern, wenn er impliziere, dass die Medien in Deutschland Aspekte der Coronapolitik totschweigen und Kritiker nicht zu Wort kommen lassen würden. Andere Videobeiträge, in denen zum Beispiel in Tüten geatmet wird oder Abstandsregeln und Maskengebote durch den Kakao gezogen werden, wurden von vielen als Verhöhnung von Coronaopfern und medizinischem Personal gesehen.
Die ironische Herangehensweise an das Thema, so der Hauptkritikpunkt des negativen Echos, sei nicht konstruktiv.
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Die Aktion wurde jedoch auch positiv aufgenommen. Viele Menschen attestieren den Schauspielern „Mut“ für ihre Kritik. In rechten Netzwerken, Verschwörungsanhänger-Kreisen und Querdenker-Kanälen wurde die Videos als Triumph gefeiert.
Als Reaktion auf die massive Kritik zogen zahlreiche Teilnehmer der Aktion, wie zum Beispiel Heike Makatsch, ihre Beiträge zurück. Andere versuchten, die Kampagne und ihre Teilnahme zu erklären. Jan Josef Liefers trat unter anderem in der „Aktuellen Stunde“ und im Talk „3nach9“ vor die Kamera, um sich von der Vereinnahmung durch rechte Bewegungen zu distanzieren.
Regisseur Brüggemann gehört nicht zu jenen, die zurückrudern. Ihm sei, so sagt er, klar gewesen, dass die Kampagne einen sogenannten Shitstorm auslösen würde. Die Reaktion sei eine Bestätigung.
Fragwürdige Beiträge von Aktionsteilnehmern
Einige Teilnehmer und Initiatoren von #allesdichtmachen waren im Nachgang der Aktion besonders in den Fokus von Kritikern gerückt. So wurde zum Beispiel Filmemacher Bernd K. Wunder Nähe zur Szene der Coronaleugner nachgesagt. Wunder hatte in den vergangenen Monaten unter anderem Corona mit einer Grippe verglichen und den Begriff „Coronazis“ verteidigt. Im Netz kursiert außerdem ein Musikbeitrag, der von Dietrich Brüggemann stammen soll. In ihm heißt es unter anderem: „Steckt euch eure Masken in den Ar..., steckt euch eure Abstandsregeln in den Ar... .“ Auf der Plattform Soundcloud wurde der Song mittlerweile entfernt.
Auf der Website von #allesdichtmachen, die zuvor zeitweise nicht erreichbar war, wurde am Wochenende eine Erklärung zur Aktion veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem: „Wir leugnen auch nicht Corona oder stellen in Abrede, daß von der Krankheit Gefahr ausgeht und Menschen daran sterben.“ Und: „Wir üben Kritik mit den Mitteln von Satire und Ironie. Wenn man uns dafür auf massivste Art und Weise beschimpft und bedroht, ist das ein Zeichen, dass hier etwas ins Ungleichgewicht geraten ist.“
Unter dem Statement erschienen am Sonntag nur noch 34 der urpsprünglich 53 Videos.