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„An Zeugen und Fakten nicht interessiert“Johann König wehrt sich gegen „Zeit“-Artikel

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Johann König

Köln – „Blinder Galerist“ heißt die Autobiografie des Berliner Galeristen Johann König, einem der erfolgreichsten Händler im deutschen Kunstgeschäft. Der Titel ist mehr als eine ironische Anspielung: Seit einem Unfall im Kindesalter kämpft der 41-Jährige um sein extrem eingeschränktes Sehvermögen. In der „Zeit“ wurde jetzt von drei Journalistinnen die Frage aufgeworfen, ob König blind gegenüber Frauenrechten ist.

Zehn Frauen beschuldigen Johann König, die meisten bleiben anonym

In ihrem Beitrag berufen sich die Autorinnen auf Aussagen von zehn Frauen, die überwiegend anonym bleiben und detailliert über Königs mutmaßliches Fehlverhalten berichten. Die Schilderungen reichen von anzüglichen Prahlereien bis hin zu Handgreiflichkeiten und angeblich erzwungenen Küssen, die „Zeit“-Autorinnen ordnen diese selbst als „keine Kapitalverbrechen“ ein. Vielmehr wirke König darin wie ein Mann, „der zuweilen Grenzen überschreitet, übergriffig ist und der seine Macht ausspielt und berufliche und private sexuelle Interessen miteinander vermengt“.

Die Vorwürfe sind nicht neu, wie auch die „Zeit“ berichtet. Bereits im Jahr 2019 sollen anonyme Briefe des gleichen Inhalts an prominente Vertreter der deutschen Kunstwelt verschickt worden sein, in einer Berliner Galerie wurde die Anklageschrift, ebenfalls anonym, öffentlich ausgehängt. Damals erstattete König offenbar Anzeige gegen Unbekannt, die Ermittlungen blieben erfolglos.

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In einer Stellungnahme weist König die Vorwürfe als „falsch“ und „verleumderisch“ zurück und erhebt seinerseits Vorwürfe gegen die „Zeit“-Autorinnen. „Zeugen, Fakten und Informationen haben die ‚Zeit‘ offenbar nicht interessiert“, schreibt er. „Zur Freigabe meiner angeblichen Zitate wurden mir nur eine gute Stunde eingeräumt, daher komme ich in dem Artikel letztlich nicht zu Wort.“ Auch habe es, anders als im Bericht behauptet, keine Strafanzeige gegen ihn gegeben.

Mit Johann König treffen die Vorwürfe einen bedeutenden Vertreter der deutschen Kunstszene. In seiner Galerie vertritt er Kunststars wie Katharina Grosse, Alicja Kwade und Julian Rosenfeldt, er unterhält Filialen in Wien und Seoul und ist regelmäßig auf den weltweit wichtigsten Kunstmessen vertreten, darunter auch auf der Art Cologne. Seine Berliner Galerie gründete er bereits im Alter von 21 Jahren, sein Engagement in der Kunstwelt folgt einer Familientradition; König ist der Sohn von Kasper König, langjähriger Direktor des Kölner Museum Ludwig.

Ausschweifende und impulsive Art zu feiern und zu tanzen

Seine Geschäfte sieht König bereits jetzt durch die auch in internationalen Medien aufgegriffene „Zeit“-Berichterstattung beschädigt. Die mehrheitlich auf das Jahr 2017 zurückgehenden Vorwürfe stellt er als mögliche Folge zwischenmenschlicher Missverständnisse dar. Rückblickend könne er sich vorstellen, so König, dass seine „ausschweifende und impulsive Art zu feiern, zu tanzen und zu sprechen, die Kombination aus Party oder Nachtclubatmosphäre, überfüllten Räumen, Alkohol, Dunkelheit, meinem schlechten Sehen, dazu geführt haben kann, dass sich Frauen oder auch Männer von mir bedrängt gefühlt haben oder ich sogar als übergriffig empfunden wurde“. Jedoch habe er niemals absichtsvoll gehandelt, „niemals jemanden gegen seinen Willen geküsst, niemals eine Zurückweisung nicht respektiert, ein Nein nicht akzeptiert“.