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„And Just Like That” startet bei SkyAlte weiße Frauen

Lesezeit 4 Minuten
And Just Like That

Da waren es nur noch drei: Cynthia Nixon (v.l.), Sarah Jessica Parker und Kristin Davis in "And Just Like That"

Einen Vorwurf kann man den Machern von „And Just Like That" wahrlich nicht machen: Den rosa Elefanten, der unübersehbar in den Kulissen der Neuauflage von „Sex and the City” herumläuft, ignorieren sie nicht, sondern nennen ihn direkt in der ersten Szene beim Namen.

„Wo ist Samantha, euer vierter Musketier?", fragt eine Bekannte Carrie (Sarah Jessica Parker), Miranda (Cynthia Nixon) und Charlotte (Kristin Davis) in einem Restaurant. „Sie ist nicht mehr unter uns“, erwidert Charlotte, um schnell hinterher zu schieben, dass die ehemals vierte im Bunde nicht etwa tot, sondern nach London verzogen sei.

Streit zwischen Carrie und Samantha

Später erfahren wir, dass es Streit zwischen ihr und Carrie gab. Fast wie im richtigen Leben, denn auch zwischen Parker und Samantha-Darstellerin Kim Catrell lief es nie richtig gut. Cattrall hatte schon früh erklärt, dass es für sie keine Fortsetzung mehr geben würde. Nun ist ihre Rolle auch in der Serie schuld am Zerwürfnis. Ein Seitenhieb? So oder so: Die unkonventionelle Samantha fehlt der Neuauflage schmerzlich.

Von 1998 bis 2004 lief die Serie über vier New Yorkerinnen und ihr Sex- und Liebesleben als Singles Mitte 30. Das war mutig, oft witzig und präsentierte einen Typ Frau, den man so noch nicht so oft im Fernsehen zu Gesicht bekommen hatte. Schlaue, schöne, selbstbewusste Frauen, die nicht zwingend einen Mann brauchen, um glücklich zu sein.

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Ein Credo, das die Serie mit ihrem Schluss verriet. Und auch in den zwei nachfolgenden Filmen mutierten die einstigen Vorbilder zu wandelnden Kleiderständern in schönen Kulissen. Vom Geist der Anfangsjahre, der viele Fans die Serie bingewatchen ließ, als noch niemand von Binge Watching sprach, war wenig geblieben.

Sie sind in die Jahre gekommen

Und heute? Da sind die Vorreiterinnen von einst in die Jahre gekommen. Man könnte auch sagen, sie sind aus der Zeit gefallen. Carrie arbeitet nicht mehr als Kolumnistin, sondern versucht sich nun als Podcasterin. Dumm nur, dass sie nicht so lustig-locker über Masturbation in der Öffentlichkeit sprechen will, wie die beiden anderen in der Runde. „Gib deiner Pussy einen Schubs“, rät ihre non-binäre Chefin, die gerne mal provoziert.

Miranda, einst immer Herrin der Lage, kommt bei ihrem Aufbaustudium ordentlich ins Schleudern, als sie die schwarze Professorin auf ihre Braids anspricht und auch danach von einem Fettnäpfchen ins nächste springt. „Wir sind hier nicht bei „Wer die Nachtigall stört““, lässt die sie irgendwann wissen, als Miranda meint, sie in einer Situation retten zu müssen. Klassischer White Savior Complex halt.

Und Charlotte? Die streitet mit ihrer Teenager-Tochter Rose darüber, dass sie doch nun bitte das teure Designerblumenkleid zum Piano-Vorspiel ihrer Schwester tragen soll.

Sehr weiß, sehr reich, sehr hetero – abgesehen von ein paar Ausnahmen wie Carries schwulem Freund Stanford, dessen Darsteller Willie Garson im September starb – war ein berechtigter Vorwurf, der der Serie oft gemacht wurde.

Die Kreativen um Michael Patrick King wollen ihm in „And Just Like That“ erkennbar entgegentreten – und verfrachten Carrie, Miranda und Charlotte in eine komplizierte, diverse Welt, die sie nicht mehr so recht zu verstehen scheinen. Aus den Feministinnen von einst sind alte weiße Frauen geworden.

Es kommt zum ganz großen Knall

Und dann kommt es auch noch irgendwann zum ganz großen Knall, den viele Fans, wenn man ersten Reaktionen auf Twitter Glauben schenken darf, der Neuauflage nicht verzeihen werden.

„Sex and the City“ war bei allen Schwächen um die Jahrtausendwende eine Serien-Revolution, die progressiveren Nachfolgern wie „Girls“ den Weg ebnete. Millionen Frauen bewunderten die vier Hauptdarstellerinnen. Heute blickt man eher mitfühlend auf sie. Und das ist irgendwie schade.

„Wir können doch nicht ewig das sein, was wir waren", sagt Carrie irgendwann zu Beginn der Neuauflage. Das stimmt. Echte Menschen können das nicht, Serien-Geschöpfe schon. Und manchmal wäre es besser, diese Chance zu nutzen.