Ein geplanter Auftritt der russischen Opernsängerin Netrebko bei den Wiesbadener Maifestspielen sorgt für Diskussionen.
Angebliche Putin-Nähe„Moralhysterie“ – Staatstheater hält an Netrebko-Auftritt bei Festspielen fest
Das hessische Staatstheater Wiesbaden hält trotz Kritik an der Einladung für die russische Opernsängerin Anna Netrebko zu den Internationalen Maifestspielen fest. „Frau Netrebko hat einen gültigen Vertrag, der ist von allen Seiten unterschrieben“, sagte der Intendant Uwe Eric Laufenberg am Montag in Wiesbaden bei der Programmvorstellung. „Frau Netrebko hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Es gibt nichts, für was sie verurteilt worden ist.“
Es gebe eine allgemeine Hysterie, die ihr irgendwas anhängen wolle, sagte Laufenberg. „Das ist eine Art Moralhysterie.“ Gäbe es für alle, die sich vor dem 24. Februar mit Putin hätten ablichten lassen, Auftritts-, Politik- oder Schreibverbot, „dann würde das hier sehr leer werden“, sagte der Intendant.
Die Maifestspiele sind den weltweit politisch Gefangenen gewidmet. Die Sopranistin Netrebko soll am 5. und 7. Mai ihr Debüt als Abigaille in Giuseppe Verdis Oper „Nabucco“ geben. Zwischen 30. April und 31. Mai sind unter anderem auch ein Auftritt der russischen Punk-Gruppe Pussy Riot und zahlreiche Gastspiele anderer Ensembles geplant, darunter das Nationalballett aus Südkorea, das Berliner Ensemble und das Wiener Burgtheater.
Anna Netrebko: Angebliche Nähe zu Wladimir Putin
Das Land Hessen und die Landeshauptstadt Wiesbaden hatten sich gegen den Auftritt von Netrebko ausgesprochen. Die Sängerin war nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine in die Kritik geraten wegen ihrer angeblichen Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. Ihr Manager Miguel Esteban hatte erklärt, es sei unrichtig, die Sopranistin mit einer Regierung oder mit dem Krieg in Verbindung zu bringen. Die Künstlerin habe sich mehrfach von dem Konflikt distanziert, hatte er in einem Schreiben erläutert.
Wiesbadens Oberbürgermeister Gert Uwe Mende (SPD) sagte am Montag, der Magistrat der Landeshauptstadt habe empfohlen, auf ein Engagement Netrebkos zu verzichten. „Es geht uns dabei ausschließlich darum, rücksichtsvoll, sensibel und mit klarer Haltung an der Seite der Ukraine zu stehen“, erklärte er. Die Stadt wolle keine falschen Signale an ein Land senden, das unter Missachtung des Völkerrechts überfallen worden ist.
„Wir greifen nicht in die Kunstfreiheit ein, aber wir positionieren uns“, sagte Mende. Der Dissens mit dem Intendanten müsse dabei in gegenseitiger Wertschätzung „ausgehalten“ werden. (dpa)