Bonn – Die katholische Kirche müsse dringend ihre Sexualmoral ändern, meint Anne Will. Die ARD-Moderatorin übt in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) starke Kritik an der Kirche. Vor allem die Themen Queerfeindlichkeit, Diskriminierung und sexualisierte Gewalt gehen ihr nah.
Arbeitsrecht der katholischen Kirche ist für Anne Will klare Diskriminierung
Will ist lesbisch. Ihre Sexualität wird also von der katholischen Kirche nicht toleriert. Trotzdem ist sie weiterhin Mitglied. „Man kann eigentlich nicht zahlendes Mitglied sein“, findet die Journalistin. Wie die Kirche mit queeren Menschen umgehe, treffe sie. Queere Menschen können sich nicht zu ihrer Sexualität bekennen, gerade wenn sie für die Kirche arbeiten. „Ich finde es ein Unding, dass es so etwas wie ein kirchliches Arbeitsrecht gibt. Das ist eine klare Diskriminierung.“
Die ARD hat zu dem Thema im Januar eine Doku veröffentlicht. In „Wie Gott uns schuf – Coming-Out in der katholischen Kirche“ outeten sich über 100 Mitglieder der katholischen Kirche, die queer sind. Der Film erhielt den Katholischen Medienpreis. Will hielt die Laudatio. Es sei ihr „ein Anliegen, darauf aufmerksam zu machen, dass die katholische Kirche dringend ihre Sexualmoral ändern muss – und das Klima der Angst aufhören muss“
ARD-Moderatorin Anne Will: Katholische Kirche verhindert Aufarbeitung
Ein weiteres Thema stört Anne Will an der katholischen Kirche: sexualisierte Gewalt und der Umgang damit. Gegenüber der KNA sagt sie: „Mich bestürzt, wie sehr die katholische Kirche die Aufarbeitung behindert, Fälle vertuscht, Priester versetzt, sie wieder mit Kindern zusammenarbeiten lässt und zulässt, dass sich Priester wieder an Kindern vergreifen und ihnen sexualisierte Gewalt antun. Das ist alles furchtbar.“
Dass die geborene Kölnerin trotzdem noch Mitglied ist, begründet sie mit ihrer Vergangenheit: „Ich komme aus einer katholischen Familie und habe in der Kirche auch Schönes erlebt. Ich denke, das hält mich noch“, meint sie, „Aber ich überlege mir wirklich jeden Tag, ob ich nicht austreten soll …“