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Antonia Wesseling23-jährige Kölnerin schreibt Bestseller

Lesezeit 4 Minuten
Antonia Wesseling sitzt am Rhein auf einer Mauer, hinter ihr die Hohenzollernbrücke und der Dom. In den Händen hält sie ihren Roman "Wenn ich uns verliere".

Antonia Wesseling schreibt schon Geschichten, seit sie schreiben kann.

Antonia Wesselings Autobiografie „Wie viel wiegt mein Leben?“ schaffte es auf die Spiegel-Bestsellerliste. Genauso auch ihr dieses Jahr erschienener Liebesroman „Wenn ich uns verliere“.

Ihre erste Geschichte, per Hand in ein Notizbuch geschrieben, heißt „Die geklaute Banane“. An den Inhalt kann sich Antonia Wesseling nicht mehr genau erinnern – immerhin besuchte die heute 23-Jährige damals erst die erste Klasse. Es war der Anfang einer Karriere als Schriftstellerin, ein Ziel, das mal mehr und mal weniger erreichbar schien. Aber heute hat sie es geschafft. Ihre Autobiografie „Wie viel wiegt mein Leben?“, in der sie ihren Kampf gegen die Magersucht beschreibt – einen Kampf, den sie gewonnen hat – schaffte es bis auf die Spiegel-Bestsellerliste. Genauso auch ihr dieses Jahr erschienener Liebesroman „Wenn ich uns verliere“, der erste Teil ihrer „Light in the dark“-Trilogie.

Es war ein langer Weg, der auch von Zweifeln geprägt war. Ihre ersten Bücher hat Wesseling noch selbst verlegt, sie war „Selfpublisher“, eine Autorin ohne Verlag im Rücken. In der Welt der Literatur verpönt, nicht ernst genommen. Klar wurde ihr das etwa, als sie in der kleinen Buchhandlung in ihrer Heimat Duisburg nachfragte, ob man nicht ein Exemplar ihres Buches auslegen könne. Sie wurde weggeschickt. „An solche Momente denke ich, wenn ich jetzt in irgendeiner Buchhandlung, die ich gar nicht kenne, mein Buch entdecke“, erzählt Wesseling.

Mentale Gesundheit begleitet Wesseling als Thema

Mentale Gesundheit, dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch Wesselings Leben – und auch durch ihre Bücher. Die 23-Jährige erinnert sich, dass es damals, als sie mitten in ihrer Essstörung steckte, noch ein Tabuthema war. Heute ist das Thema in der Gesellschaft viel präsenter. Das helfe den Betroffenen aber nicht zwingend, findet Wesseling. „Es ist immer eine Sache des ‚Wie‘ und nicht des ‚Wie viel‘“, erklärt sie. Begriffe wie „Panikattacke“ und „Social Anxiety“, also soziale Phobie, würden gerade in den Sozialen Netzwerken mittlerweile inflationär genutzt. Das verwässere die Bedeutung. „Vielleicht hätte ich dann früher noch weniger das Gefühl gehabt, dass ich krank bin“, sagt Wesseling.

Alles zum Thema Hohenzollernbrücke

Wesseling weiß, wie komplex und schwierig das Thema mentale Gesundheit ist. Ihr ist deshalb etwa besonders wichtig, dass in ihren Romanen nie der Eindruck entsteht, der perfekte Partner oder die perfekte Partnerin allein könne eine solche Krankheit heilen. Er oder sie kann für die betroffene Person da sein und sie unterstützen, wenn sie sich helfen lassen und heilen möchte.

Wer hat das Recht darüber zu urteilen, was andere gerne lesen?
Antonia Wesseling

Die Liebesgeschichte steht bei Wesselings Romanen im Vordergrund, sie ist im Subgenre New Adult zu Hause. New-Adult-Bücher sind Liebesromane, die sich an eine vorwiegend weibliche Leserschaft richten und deren Protagonisten, wie die Zielgruppe, etwa zwischen 18 und 30 Jahre alt sind. Das Subgenre ist in den vergangenen Jahren immer populärer geworden, Verlage veröffentlichen die Bücher meist über Imprints. So feiert der Kölner Verlag Bastei Lübbe in diesem Jahr etwa hauptsächlich mit dem New-Adult-Imprint Lyx Erfolge, Carlsen hat Impress und Ullstein hat Forever, wo auch Wesselings aktuelle Trilogie erscheint.

Das Subgenre hat gerade auf den Sozialen Netzwerken viele Fans, in Buchhandlungen findet man immer öfter TikTok- oder Instagram-Empfehlungstische und darauf: New-Adult-Romane. Aber so erfolgreich New Adult innerhalb seiner Blase ist, so sehr wird von außen auf das Subgenre hinabgeblickt. „Wer hat das Recht darüber zu urteilen, was andere gerne lesen?“, erwidert Wesseling darauf. New Adult führe immerhin viele junge Frauen ans Lesen heran und die weibliche Sexualität aus der Tabuzone.

Manchmal habe ich das Gefühl, ich werde rezensiert und nicht das Buch.
Antonia Wesseling

Die Kölner Autorin ist auch selbst auf den Sozialen Netzwerken unterwegs, auf TikTok und Instagram folgen ihr jeweils rund 20.000 Menschen. Sie interagiert hier auch mit ihren Leserinnen und Lesern, holt deren direkte Meinung ein, die meist konstruktiv sei. Es störe sie nur, wenn Rezensionen zu interpretativ werden: „Manchmal habe ich das Gefühl, ich werde rezensiert und nicht das Buch“, erzählt sie. Zwar seien in jedem Charakter auch Teile und Gefühle von ihr verarbeitet, aber sie schreibe, außer in ihrer Autobiografie, nie wirklich über sich selbst.

Der zweite Teil von Wesselings Trilogie, die auch in Köln spielt, sei bereits fertig. Jetzt steht das Lektorat an, am 27. April 2023 soll „Wo du uns findest“ erscheinen. Und auch der dritte Teil ist schon in Arbeit: Das Konzept ist fertig und hängt in Form von bunten Notizzettelchen an einer von zwei Pinnwänden in Wesselings Wohnung. Die zweite Pinnwand, die für Ideen für das nächste Projekt reserviert ist, bleibt erstmal leer – die 23-Jährige hat noch einen fast fertigen Roman in der Schublade, den sie für die Trilogie unterbrechen musste. Und der könnte auch wieder, typisch für New Adult, eine Reihe werden.