Art CologneKirchner war der Teuerste
- Messe schließt mit 55 000 Besuchern - Heinz Holtmann kündigt Art Mallorca an
Sehen und gesehen werden - unter diesem Motto ließen sich viele Besucher der 52. Art Cologne auf den Sitzgelegenheiten rund um die neue Plaza nieder. Während Kleinkinder in der Mitte erste Gehversuche wagten, betrachteten die Erwachsenen neugierig das Treiben an den Ständen der Zeitgenössischen Kunst; etwa der Berliner Galerie Sprüth Magers, die eine Arbeit von Rosemarie Trockel (200 000 Euro) verkaufte.
Die älteste Kunstmesse der Welt, die am Sonntagabend in Halle 11 der Kölnmesse mit einer soliden Besucherzahl von 55 000 schloss, entließ die Aussteller mit gemischten Gefühlen. Während der Münchner Galerist Maulberger erklärte, dass "von den dicken Dingen" über 100 000 Euro "nichts weggegangen war", meinte Sebastian Neußer (Michael Werner Kunsthandel, Köln), der Andrang sei geringer als im Vorjahr gewesen. Gleichwohl veräußerte er einen A. R. Penck im sechsstelligen Preisbereich.
Der Hamburger Thole Rotermund wollte seine Begeisterung mit einem "Ausrufezeichen" versehen. Schon am Samstag konnte er sich gemütlich zurücklehnen. Da hatte er ein Gerhard-Richter-Aquarell (1984) für einen mittleren sechsstelligen Betrag verkauft sowie ein Polke-Aquarell für 20 000 Euro. Rotermund freute sich über "50 Prozent neue Kunden" und lobte Art-Direktor Daniel Hug über den grünen Klee: "Der macht das ganz großartig" und sei "sehr selbstkritisch".
Auch der Kölner Galerist Heinz Holtmann, der ein Pastell von Heinz Mack für 35 000 Euro abgab, zog den Hut vor Hug. Im Gespräch mit dieser Zeitung enthüllte er, im September starte die von ihm initiierte Art Mallorca im neuen Kongresszentrum von Palma mit 40 bis 50 Galerien. Die "kleine, aber feine" Messe solle längeren Bestand haben als die "Art Cologne Palma de Mallorca", die 2007 in einem Flughafenterminal der Inselhauptstadt stattfand.
"Wir konnten hier tolle Kontakte machen und sind sehr zufrieden", erklärte Julia Baumhoff Zaouk von der Galerie White Cube (London, Hongkong). Zufrieden zeigte sich auch der Kölner Galerist Klaus Benden, der "alle Tage gute Besucherzahlen" hatte und "viele gute Sammler" begrüßte. Zwei frühe Warhol-Grafiken gehen für 130 000 Euro an die Schweizer Fondation Beyeler. Ein unbekannter Gönner erwarb Norbert Krickes Raumplastik "Blau" (1952) für das Museum Ludwig beim Berliner Galeristen Aurel Scheibler, der zudem Alice Neels "Grimaldi" von 1955 für eine sechsstellige Summe in eine deutsche Privatsammlung gab. Gute Laune herrschte auch am Stand der Züricher Galerie von Vertes, wo sich viele internationale Sammler trafen. Für 400 000 Euro wechselte Joan Mirós "Tete" den Besitzer. Die Wiener Christine König Galerie war "glücklich", etliche Bilder des deutschen Malers Thomas Hartmann verkaufen zu können. Die Salzburger Galerie Ruzicska registrierte einen mäßigen Besuch, aber "ein sehr gutes Feedback".
Für das mit drei Millionen Euro teuerste Bild der Messe, Kirchners "Ruderer", das nach der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes 1929 im Staatenhaus erstmals wieder in Köln zu sehen war, meldete die Schweizer Galerie Henze & Ketterer Interesse aus Übersee. Gut besucht war auch der Bereich Collaborations und Neumarkt, wo etwa die Kölner Galerie "Drei" "wichtige Leute" begrüßte.
Ankäufe für die städtischen Kölner Museen
Seit 2003 beschenkt der Verein "Freunde der Art Cologne" die Museen der Stadt Köln mit Messeankäufen.
Das Museum Ludwig wird 2018 mit fünf Miniaturen sowie einem Relief von Hermann Glöckner (46 000 Euro, Sundheimer Kunsthandel, München) bedacht. Die Miniaturen von Glöckner (1889-1987) bedeuten eine logische Erweiterung der Sammlung deutscher Nachkriegskunst zumal im Hinblick auf die Einbindung von Künstlern aus der DDR. Zudem erhält das Haus eine Videoarbeit der in Köln lebenden Künstlerin Pauline M'Barek (6200 Euro, Rehbein Galerie, Köln). Das Museum für Angewandte Kunst Köln freut sich über eine Oskar-Schlemmer-Lithographie von 1921 (11 000 Euro, Derda, Berlin). Sie bereichert die Designabteilung des MAKK im Bereich Bauhaus. Sein Schwerpunktthema Licht kann das MAKK mit einer frischen Arbeit von Regine Schumann ergänzen (35 000 Euro, Taguchi Fine Art, Tokio). (EvS)