Art-Cologne-Preis für Monika SprüthAus der Kölner Altstadt in die Weltspitze
Köln – Mit echtem kölnischen Wasser mischte Monika Sprüth in den 1980er Jahren die Kölner Kunstszene auf. Sie hatte gerade erst ihre Altstadt-Galerie eröffnet, mit Künstlerinnen, die damals noch niemand kannte und die heute zu den Stars der Kunstwelt zählen: Jenny Holzer, Barbara Kruger, Louise Lawler, Cindy Sherman und Rosemarie Trockel. Sprüth präsentierte sie in der Maria-Hilf-Straße und in einem „Eau de Cologne“ betitelten Magazin, dessen Vorbild, so erzählt man sich, Andy Warhols legendäre Zeitschrift „Interview“ war. Offenbar dachte Sprüth schon damals in größeren Dimensionen.
Mittlerweile gehört Monika Sprüth selbst zu den Stars der Kunstwelt
Mittlerweile gehört Monika Sprüth, geboren 1949, selbst zu den Berühmtheiten der internationalen Kunstwelt, mit Galerien in Berlin, London, New York, Los Angeles – und immerhin noch einem Büro in Köln. Gemeinsam mit Philomene Magers vertritt sie über 70 Künstlerinnen und Künstler, zu den Stars der ersten Stunde sind zahlreiche hinzugekommen, Anne Imhoff beispielsweise, Cao Fei, Hanne Darboven, Bridget Riley, und selbstredend auch etliche Männer, Thomas Ruff, Donald Judd, John Waters, Stephen Shore.
An ihrer Künstlerliste lässt sich ablesen, dass Sprüth 1983 zwar eine Galerie für Frauen gegründet hatte, aber kein dezidiert feministisches Programm vertrat. Die feministische Note ergab sich angesichts des Kölner Umfelds, mit Platzhirschen wie Rudolf Zwirner und Michael Werner, von alleine und wie nebenbei.
Wie sehr die moderne Kunstwelt weiterhin von Männern dominiert wird, zeigt auch die Liste der Art-Cologne-Preisträger. Zwar erhielt diese Auszeichnung mit Ileana Sonnabend zum Einstand eine Frau, doch seit 1988 kamen nur noch relativ wenige hinzu. In diesem Jahr wird nun Monika Sprüth mit der Ehre und dem Preisgeld von 10.000 bedacht, eine Summe, die sie vielleicht als freundliche, aber gänzlich unnötige Geste verbuchen wird.
Sprüth zieht es nämlich auch ohne Lockmittel zurück nach Köln. Hier verbrachte sie Teile ihrer Schulzeit, ihre wichtigsten Berufsjahre, und hier kicken ihre Lieblingsclubs: Viktoria und der Effzeh. In ihrer Würdigung vergisst auch die Art Cologne nicht zu erwähnen, dass Sprüth Fußball für eine Kunstform hält und „zur Entspannung“ als Talentspäherin zu Jugendspielen geht. Ihren Blick für künstlerische Begabungen hat Sprüth ja zur Genüge nachgewiesen.
1998 tat sich Sprüth mit Philomene Magers zusammen
Eine Zeitlang hatte sich Sprüth nach einem Architekturstudium in Aachen als Stadtplanerin in Oberhausen verdingt und anschließend an der Seite Rosemarie Trockels eine Künstlerkarriere eingeschlagen. Allerdings merkte sie rasch, dass ihr Talent nicht reichte, und wechselte ins Galeriefach. 1998 fusionierte sie ihre Galerie mit der von Philomene Magers, zwei Jahre später eröffnete Sprüth Magers eine Münchner Filiale. Bereits im Jahr 2003 expandierte die Galerie nach London, seit 2008 liegt ihr Stammsitz in Berlin.
Als ihre Kölner Galerie 20 Jahre bestand, blickte Monika Sprüth in dieser Zeitung auf ihre Anfänge zurück. Sie sagte, dass sie damals für die Gleichberichtigung gekämpft habe, aber „aus einer Position der Stärke und nicht der Schwäche heraus“. „Denn die Frau ist nicht nur als Opfer der gesellschaftlichen Verhältnisse zu sehen, sondern durchaus in der Lage, diese Rolle umzukehren.“ Als Beispiele nannte sie Holzer, Kruger, Sherman und Trockel, und selbstredend hätte sie sich auch selbst in diese Aufzählung aufnehmen können.
Am 17. November wird Monika Sprüth im Historischen Rathaus zu Köln den Art-Cologne-Preis erhalten. Gleich gegenüber wird übrigens immer noch das alte kölnische Wasser verkauft.