Auf den Spuren von Freddie Mercurys wildem München
München – Es muss eine unglaubliche Party gewesen sein, damals Mitte der 1980er Jahre in München. Die Schwulenszene hatte sich in schwarz-weiße Schale geworfen, um im Travestie-Club „Old Mrs. Henderson” Freddie Mercury zu feiern, der dort zu seinem Geburtstag das legendäre Video zu „Living On My Own” drehte.
„Ich habe drei Tage nicht gewusst, wie ich nach Hause gekommen bin und wie lange die Party überhaupt ging”, sagt Peter Ambacher, der damals zu Mercurys Clique gehörte. „Es war das schönste Fest, das München je erlebt hat.”
Rund 30 Jahre später steht Ambacher wieder vor dem Club, der heute „Paradiso” heißt, und erinnert sich an die für ihn paradiesischen, guten alten Zeiten, in denen der Champagner aus Magnum-Flaschen floss. Er sei im Grunde der letzte Überlebende aus der Clique, sagt er, als er kurz vor Mercurys 25. Todestag (24. November) durch München führt.
Die Party habe 1985 zu Mercurys 39. Geburtstag stattgefunden, sagt er. Der Münchner Klatschreporter Michael Graeter und andere Quellen sind sich dagegen sicher, es war ein Jahr später und der runde 40. Geburtstag. Aber wie dem auch sei - ausschweifend ging es in jedem Fall zu, und zwar nicht nur an diesem Abend, sondern die ganze Zeit, in der Mercury sich Anfang der 1980er Jahre überwiegend in der bayerischen Landeshauptstadt aufhielt. „Das Bayerisch-Bacchantische zog ihn offenbar an”, schrieb Graeter einmal.
Ambacher zeigt dem Sänger Rob Comber, der in der Show „Queenmania” Mercury spielt, die ehemaligen Wohnungen des Sängers („We Are The Champions”) und die Clubs, in denen sie damals zusammen rumhingen. In der „Teddybar”, in der einst große behaarte Männer zu finden waren (Mercurys Geschmack, wie Ambacher sagt), findet sich heute ein Kosmetikstudio, das mit Enthaarungs-Angeboten wirbt. München hat sich verändert.
„Es war alles so verwunschen und verrückt”, sagt Ambacher. „Wir haben vier volle Jahre sehr sehr viel erlebt in München.” Er zeigt das Lokal von Mercurys großer Liebe, seines damaligen Lebensgefährten Winnie, dem der Superstar zum Geburtstag ein Auto mit Herz und überdimensionaler Schleife vor die Tür stellte. „Er wurde hier von seinem Winnie sehr gut bekocht”, sagt Ambacher. „Schweinshaxe hat er gern gegessen.”
Einen Stop macht Ambacher auch dort, wo sich früher die Männersauna „Fisherman's” befand, in der er selbst Mercury mit einem Handtuch um die Hüften kennenlernte. Tagsüber, so sagt er, habe man den Sänger nie gesehen. „Er war ein Nachtmensch - wie wir alle.”
Und „sehr, sehr schüchtern” sei er auch gewesen. „Er war ein wunderbarer, zauberhafter Mensch und sowas von super”, sagt Ambacher, der als Travestie-Künstler Miss Piggy bekannt ist und von Mercury „Pig” genannt wurde. Und München habe er geliebt, „weil es so unkompliziert war”. „Er konnte hier einfach leben und laufen.” (dpa)