Köln – Wir befinden uns mitten im medialen Wandel, der Digitalisierung – das dürfte wohl jeder mitbekommen haben. Physische Medienträger – seien es Zeitung, Bücher oder CDs – stecken in einer Krise, immer mehr Menschen haben Nackenprobleme vom ständigen Blick aufs Smartphone-Display, und Politik wird plötzlich über Twitter gemacht. Gleichzeitig ist es nun möglich, mit Hilfe von 3-D-Brillen in ganz neue Welten zu reisen, ohne sich überhaupt vom Fleck bewegen zu müssen, Freundschaften entstehen zwischen Menschen aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt, und Wissen steht jedem jederzeit zur Verfügung.
Die Digitalisierung ist keineswegs die erste Medienrevolution. Man denke an die Erfindung des Buchdrucks, oder gar an die Erfindung von Schrift an sich. Doch egal, welche Form das neu eingeführte Medium im Laufe der Geschichte hatte, stets wurde es mit gemischten Gefühlen aufgenommen.
Stets gemischte Gefühle zu neuen Medien
Studierende und Lehrende des Instituts für Medienwissenschaften der Universität Köln beschäftigen sich in diesem Sommersemester mit eben solchen Zäsuren der Mediengeschichte. Im Rahmen der Ausstellung „Medienapokalypsen“ werden solche noch bis zum 30. September in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (USB) dokumentiert. Die Bibliothek ist dabei natürlich die optimale Kulisse für solch ein Thema, da sie selbst direkt von den Folgen der Digitalisierung betroffen ist. Wo sonst wird das langsame Verschwinden des physischen Buches so unmittelbar erlebbar wie in einem Haus des Buches?
Begleitprogramm zur Ausstellung
Ergänzend zur Ausstellung findet ein ausführliches Begleitprogramm statt, zu dem auch eine Filmvorführung von „Fahrenheit 451“ am 12. Juni gehört.
Verschiedene Vorträge gehören ebenso zum Programm wie eine Podiumsdiskussion am 19. Juli um 19 Uhr: „Hoffnungen und Ängste zum medialen Wandel“ (in Kooperation mit WDR 3) in der Universitäts- und Stadtbibliothek, Universitätsstr. 33, 50931 Köln,
Lesesaal I (1. OG).
Die Ausstellung sowie die Rahmenveranstaltungen sind frei zugänglich. Zusätzlich können interessierte Zuschauer sich aktiv beteiligen und etwa ihre eigenen Ängste und Hoffnungen in Bezug auf die Digitalisierung und den Medienwandel niederschreiben und im Foyer der Bibliothek an einen „Sorgenbaum“ pinnen. Außerdem kann man auf der Internetseite der Ausstellung einen Fragebogen zum Thema ausfüllen. (ReL)
www.medienapokalypsen.de
Am Dienstagabend fand die Vernissage der Ausstellung statt. Hubertus Neuhausen, Direktor der USB, Andreas Speer von der Philosophischen Fakultät und Stephan Packard, der den Lehrstuhl für Kulturen und Theorien des Populären am medienwissenschaftlichen Institut der Uni Köln innehat, begrüßten die Studierenden und neugierige Zuschauer mit Danksagungen und einer Eröffnungsrede. Nach und nach wurden im Foyer der USB Vitrinen enthüllt, in denen die verschiedenen Stationen der Medienentwicklung dargestellt werden. Die Vitrine zur Verschriftlichung zeigt beispielsweise Abbildungen von antiken Schriftstücken unter anderem aus der griechischen Hochzeit. Darunter auch die Abbildung eines Stücks Pergament mit den Buchstaben des griechischen Alphabets, mit dem Schüler damals das Lesen und Schreiben lernen konnten. Angefangen bei der Singdichtung Homers bis zu den digitalen Games der heutigen Zeit soll der jeweilige kulturelle Umgang mit den neuen Medien im Zentrum der Beobachtung stehen. Denn dieser hatte immer zwei Seiten: Die eine geprägt von Ängsten, die andere von Hoffnungen. Diese Ambiguität spiegelt der Titel der Ausstellung wider, denn das Wort Apokalypse kann sowohl Offenbarung als auch Weltuntergang bedeuten.
Etwas endet, und gleichzeitig beginnt etwas Neues, dessen Form und Wesen wir noch nicht klar erkennen können. Gerade unter diesem Aspekt ist auch die Mitwirkung durch Studierende der Medienkulturwissenschaften besonders spannend, schließlich gehören sie selbst der Generation an, die eben diese Form der digitalen Welt mitgestaltet und noch mitgestalten wird.
Im Rahmen eines Seminars entwerfen sie eigene Vitrinen zu Themen wie Musik, Film, Zeitung, Comic, Serialität und Netzwerke. Im Verlauf der Ausstellung werden ihre Arbeiten in chronologischer Reihenfolge enthüllt.