Barbara Schöneberger„Zwei Mal pro Woche Sex kann ich mir nicht vorstellen“
In Ihrem Album geht es viel um das Auf und Ab in der Liebe. Wo befinden Sie sich denn auf der Liebesskala?
Im oberen Drittel. Kurz unterhalb der Euphorie. Das ist wahrscheinlich der unproduktivste Bereich, in dem man sich aufhalten kann.
Für die Kunst schwierig, für Sie selber toll.
Eben. Deshalb mussten wir zu dem Trick greifen, für jeden Song einen eigenen Frauentyp zu entwickeln. Bei vielen Themen kann ich einfach nicht mitreden. Und ich kann in meinem Alter nicht mehr im Ernst ein Album machen, auf dem ich singe „Ich finde dich geil, wie kriege ich dich ins Bett?“ Das ist einfach nicht Teil meiner Lebenswelt. Ich bin halt keine 23 mehr.
Wären Sie gerne noch mal Mitte 20?
Nein. Ich weiß, wo ich hingehöre. Und ich lebe das Leben, das ich leben will. Ich glaube, Frauen tun sich insgesamt leichter damit zu wissen, wie alt sie sind. Und auch zum Beispiel zu ahnen, dass es schwierig ist, mit jemandem zusammen zu sein, der 28 ist, wenn man selber 44 ist.
Sie schließen es also aus, einen deutlich jüngeren Partner zu haben?
Mit dem einen würde man es vielleicht noch hinkriegen. Aber wenn der seine Freunde mitbringt, und die haben alle so schiefsitzende Baseballkappen auf, dann wird es für mich problematisch.
Humor steht bei Ihrer Arbeit im Vordergrund.
Klar. Ich habe mich relativ früh gegen Information und für Unterhaltung entschieden. Damit bin ich glücklich. Ich merke, dass der Gratmesser meines Lebens der Spaß daran ist. Ich komme jeden Abend nach Hause und sage: „Heute war es wieder superlustig“. Für mein familiäres Umfeld ist das höchst ermüdend, aber es reicht ja, wenn einer in der Familie einen normalen Job macht. Ich bin tatsächlich ausgeglichen und glücklich bei dem, was ich tue.
So deutlich hört man das selten.
Ich weiß das auch wirklich zu schätzen, dass ich unter so einer rosaroten Glocke lebe. Ich nehme das nicht selbstverständlich, es ist mir total bewusst, und ich bin dafür auch extrem dankbar.
Haben Sie diese rosarote Glocke selbst gebaut oder ist sie Ihnen übergestülpt worden?
Ich bin schon ein wahnsinniges Glückskind. Auf der einen Seite ist mir tatsächlich noch nie etwas Schlimmes widerfahren. Dafür kann ich nichts, da hat es das Schicksal gut mit mir gemeint. Andererseits habe ich diese unfassbare Teflon-Veranlagung, wodurch mir Dinge, die anderen nahe gehen würden, gar nicht so sehr auffallen.
Lesen Sie Kritiken über sich?
Es ist nicht so wichtig, was ich mache, es ist nur Unterhaltung. Ich mache bei der Arbeit einfach mein Ding und sehe mich selbst eigentlich als die totale Privatperson, die am liebsten zu Hause ist und sich ab und zu schicke Klamotten anzieht und auf die Arbeit geht.
Neues Album: „Eine Frau gibt Auskunft“
Nach fünf Jahren Musikpause hat Barbara Schöneberger (44) ihr viertes Album „Eine Frau gibt Auskunft“ über die Facetten des Frauseins mit dem Songschreiber- und Produzentenduo Peter Plate und Ulf Leo Sommer (Rosenstolz, Sarah Connor) herausgebracht.
Die vielbeschäftigte Moderatorin ist verheiratet und lebt mit Mann und zwei Kindern – 2010 und 2013 geboren – in Berlin. Es gibt keine Fotos der Familie, ihr Privatleben hält sie streng unter Verschluss. Seit 2015 erscheint bei Gruner + Jahr das Frauenmagazin „Barbara“. (cv)
Sie sind sehr fleißig und umtriebig – TV-Shows, Galas, Firmenevents. Sind Sie mehr zu Hause als die Öffentlichkeit glaubt?
Ja, viel mehr. Alles, was ich mache und sage, wird nach außen breitgetreten. Und dann wirkt es so, als sei ich permanent irgendwo. Ich bin keine Schauspielerin, die sechs Wochen auf Madagaskar dreht. Trotzdem werde ich immer in diese Ecke gedrängt von wegen „Oh, Sie sind ja immer im Fernsehen, wie machen Sie das eigentlich mit den Kindern?“. Also: Es ist nun wirklich für niemanden leichter als für mich, das zu organisieren. Menschen mit einem normalen Job haben mehr Schwierigkeiten, Familie und Beruf unter einen Hut zu kriegen.
In Ihrer Single „Du willst es doch auch“ will das Paar auch noch den Beischlaf in seinen streng getakteten Alltag integrieren – und scheitert.
Ja, mein Gott, angeblich hat das Durchschnittspaar zweimal pro Woche Sex, ich kann mir das nicht vorstellen. Man denkt sich ja ab und zu „Mensch, heute passiert es aber mal wieder so richtig“, so, und dann bist du am Abend hundemüde, dein Mann auch, und du schläfst beim Fernsehgucken ein. Das kennt wirklich jeder. Früher sang man halt über viel Sex. Heute singt man über gar keinen Sex. Aber ich glaube, auch das ist nur eine Phase.
Aha?
Ja, das mit dem Sex wird später wieder besser. Man muss sich halt nur auch ein bisschen anstrengen.
Also keine Angst vor zu viel Stress oder Burnout?
Das ist eher ein Männerproblem, wenn ich das mal sagen darf. Ich kriege oft mit, dass Männer sich beklagen, wie schwer es ist, erst mit dem Vorstand zu telefonieren und dann zu Hause die Windeln zu wechseln. Ich denke dann nur: Nee, ist es eigentlich nicht. Das ist das Leben.
Die glamouröse Welt, in der Sie sich bewegen, beeindruckt Sie nicht?
Eigentlich nicht. Um meinen Glamour kümmert sich mein Stylist. Privat ist es mir wurscht, wie ich herumlaufe.
Bekommen die Kinder mit, was Sie beruflich machen?
Was ich im TV mache, verfolgen die gar nicht. Diese CD ist jetzt wirklich das erste, was sie als Produkt meiner Arbeit voll wahrnehmen. Sie singen alles mit, ohne es zu verstehen. Und wenn andere Kinder bei uns zu Besuch sind, müssen die sich das immer anhören. Die sind schon ein bisschen genervt und fragen ihre Mütter, wann die denn eine Platte machen. Alles in allem aber ist meine Arbeit bei uns zu Hause kein großes Thema. Weil ich es auch nicht zum Thema mache.
Weshalb nicht?
Ich genieße die Privilegien meines Lebens. Ich verdiene auch wirklich sehr gerne Geld, was viele sich ja nicht trauen, zuzugeben. Aber weißt Du, worauf es mir wirklich ankommt im Leben? Mit Freunden um einen großen Tisch zu sitzen, mit ganz viel Essen auf diesem Tisch. Ich war noch nie ein Partygirl, sondern immer schon gerne daheim, deshalb war es überhaupt kein Schock und keine Umstellung für mich, Kinder zu kriegen.
Ist das Muttersein so, wie Sie es sich vorgestellt hatten?
Ja, größtenteils schon. Ich hatte nur gedacht, dass man mit Erziehung noch mehr erreichen kann. Dass die alles machen, was man will, wenn man sie gut erzieht.