Seit vielen Jahren moderiert Horst Lichter die Show „Bares für Rares“ – und erzählt jetzt, warum sie immer ein bisschen Krimi und Komödie zugleich ist.
„Bares für Rares“Horst Lichter: „Über andere zu schimpfen, finde ich verwerflich“
Horst Lichter, „Bares für Rares“ wird 2023 zehn Jahre alt. Was macht die Faszination aus?
Je schlimmer die Zeiten werden, desto erfreuter ist der Mensch, etwas zu sehen, was Normalität ausstrahlt. Wir gehen mit jedem, der kommt, respektvoll und freundlich um. Wir machen keinen Unterschied, ob jemand eine Tasse mitbringt, die vielleicht 3 Euro wert ist, oder einen Diamantring, der 20.000 kostet. Die Geschichten, die dahinterstecken, sind wertvoll. Bei uns geht es ja immer um die Frage: Wer kommt mit welchem Objekt und mit welcher Geschichte? Es ist immer ein bisschen Krimi dabei, ein bisschen Tragödie und ein bisschen Komödie. Und mir tut es sogar leid, wenn jemand kommt, dessen Gegenstand sich als Fälschung entpuppt oder nicht das ist, was er sich erhofft hat. Dieses wahre Mitgefühl, dieses Ehrliche gibt es in der heutigen Medienlandschaft kaum noch.
Sie wollen die Sendung also noch länger moderieren?
Auf jeden Fall! Mir macht es sehr viel Freude, und solange das so ist, mache ich das weiter. Es gab noch keinen einzigen Arbeitstag, wo wir nicht herzhaft gelacht hätten, weil wir so ein tolles Team sind. Aber ich möchte nicht mehr dastehen, bis man mir an den Tisch helfen muss, weil ich zu alt bin. Man muss sich selbst reflektieren.
Horst Lichter hat 60. Geburtstag gefeiert
Sie sind dieses Jahr 60 geworden. Wie ist Ihre Lebensbilanz?
Ich bin sehr dankbar. Ich habe für meine Person einen Status erreicht, über den ich sehr glücklich bin. Wenn ich heute gehen müsste, wäre das in Ordnung – ich habe so viel erlebt, ich habe so viel gelacht. Ich habe geweint, gelitten, ich habe Leid durchlebt, aber ich hatte auch traumhaft schöne Stunden und habe mehr erreicht, als ich mir als Kind vorgestellt hätte. Aber es ging rasend schnell. Gestern war ich gefühlt noch 20, und urplötzlich werde ich wach und bin 60. Natürlich würde ich noch gern ein paar gute Jahrzehnte dranhängen.
An Weihnachten sind Sie mit einer neuen Folge Ihrer Reihe „Horst Lichters Traumrouten“ auf dem Bildschirm zu sehen, die Reise führt Sie nach Cornwall. Stimmt es, dass Sie dabei eine kleine Rolle in einem „Pilcher“-Film übernommen haben?
Ja, das war großartig. Ich spiele den Butler einer Lady, wunderbar, und mir stand das Butlerkostüm ausgesprochen gut. Bei einem „Rosamunde Pilcher“-Film mitzuspielen war für mich sensationell, auch wenn ich vielleicht nur 20 Sekunden zu sehen bin. Es war spannend, zu erleben, wie so ein riesiges Filmteam arbeitet, welcher Aufwand das ist. Selbst für meine kleine Rolle hatten wir sechs Stunden Drehzeit verwendet.
Ist diese Dokureihe, mit der Sie auf dem Motorrad durch schöne Gegenden fahren, nicht etwas eskapistisch angesichts der Krisen unserer Zeit?
Gerade in unserer heutigen Zeit mit ihren vielen Problemen zeige ich gern schöne Dinge. Es gibt so viele tolle Menschen, ich habe in England so großartige, lustige Typen kennengelernt, und dieses Land ist bezaubernd schön. Man muss sich auf den Weg machen und die Augen aufmachen für das Schöne. Wenn ich nur schlimme und schlechte Dinge zeige, wenn wir alles zu Tode diskutieren und alles sich anschreit, dann sehe ich keinen Sinn mehr, diese Welt zu retten.
Wie schützen Sie sich vor Hass und Häme in den sozialen Medien?
In den meisten Fällen halte ich das von mir fern. Mir hat vor vielen Jahrzehnten mal jemand gesagt: Horst, du darfst einem Idioten kein Forum geben, sonst eröffnest du einen Krieg. Und daran halte ich mich. Außerdem: Fernsehen ist doch eine der größten Demokratien, die es gibt. Jeder hat eine Fernbedienung, und es gibt sehr viele Programme, auf die er ausweichen kann, wenn er diesen einen Menschen nicht mag. Über andere zu schimpfen, finde ich verwerflich. Das Gefährliche an Social Media ist die Anonymität.
Die Weihnachtsausgabe von „Bares für Rares“ läuft am Dienstag, 20. Dezember, ab 20.15 Uhr im ZDF.