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Bekanntgabe der Grimme-PreisePrivatsender gehen komplett leer aus

Lesezeit 3 Minuten
Sarah Bosetti sitzt im Studio ihrer Talkshow „Bosetti Late Night“

Sarah Bosetti gewinnt einen Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung für ihre Sendung „Bosetti Late Night“ (ZDF/3sat).

Der Streaming-Anbieter Disney+ gewinnt gleich zwei Auszeichnungen. Die meisten Preise gehen an die ARD.

Es ist nichts Neues, dass die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender bei den Grimme-Preisen die private Konkurrenz hinter sich lassen, aber so schlecht wie dieses Jahr lief es für RTL, Pro Sieben und Co. nur selten. Die Jurys des renommierten Fernsehpreises haben sie mit keiner einzigen Auszeichnung bedacht. Das gab es in den vergangenen 20 Jahren nur zweimal: 2011 und 2015.

Der Streaming-Dienst Disney+ konnte sich hingegen zweimal durchsetzen: „Sam – Ein Sachse“ wurde zu einem der Gewinner im Wettbewerb Fiktion. Die Serie handelt von einem afrodeutschen Polizisten im Sachsen der Wendezeit. Ein Grimme-Preis Spezial im Wettbewerb Kinder und Jugend ging an die Jungschauspielerinnen Bella Bading, Purnima Grätz und Lilith Johna für ihre Ensembleleistung als Hauptdarstellerinnen der Detektivserie „Die drei !!!“ In diesem Wettbewerb gehen weitere Grimme-Preise an das „Die Sendung mit der Maus-Spezial – Marokko-Maus“ (WDR) und an „Hypeculture: Straßenslang - Wie Rap Deutschland verändert“ (BANK für funk).

Ein durchwachsener Jahrgang

Grundsätzlich muss man wohl festhalten, dass der Fernsehjahrgang - zumindest wenn man den Preisentscheidungen glaubt - durchwachsen war. Schon die Nominierungskommissionen hatten ihre Kontingente nicht alle ausgeschöpft, das setzt sich bei den Preisträgern fort. Gerade in der Unterhaltung, in der die Privaten ansonsten oft das Rennen machen, gab es wenig zu lachen. Nur einen regulären Preis vergab die Jury, und der geht an „Bosetti Late Night“ (Turbokultur für ZDF/3sat). Für die Pilotfolge der Talkshow „Der letzte Drink mit Anna Dushime“ (Steinberger Silberstein für rbb) wird Moderatorin Dushime immerhin mit einem Grimme-Spezial-Preis ausgezeichnet.

Auch in der Fiktion schöpfte die Jury ihr Kontingent nicht ganz aus. Neben „Sam - Ein Sachse“ gewinnt „Nichts, was uns passiert“ (Gaumont für WDR) einen Preis, ein weiterer geht an „Tamara“ (Jost Hering Filme für ZDF/ZDF – Das kleine Fernsehspiel). Und die Serie „Haus Kummerveldt“ (Goldstoff Filme/Outside The Club/Filmwerkstatt Münster für WDR/ZDF/ARTE) erhält einen Spezial-Preis für die experimentierfreudige Verknüpfung von Historie, Pop und Politik.

In der Kategorie „Information und Kultur“ wurden alle Preise vergeben, hier dominieren traditionell die Öffentlich-Rechtlichen, das ist auch in diesem Jahr nicht anders. Der Grimme-Preis für die Besondere journalistische Leistung geht an Katharina Willinger für ihre Berichterstattung aus der Türkei und dem Iran (ARD-Studio Istanbul/BR).

Ein Preis für die Kölner Filmemacherin Luzia Schmid

Ein Grimme-Preis geht an Julian Vogel für die Dokumentarfim-Reihe „Einzeltäter“ (ZDF). Die Trilogie besteht aus den Filmen „München“, „Halle“ und „Hanau“: Städte, in denen 2016, 2019 und 2020 rechtsextremistisch motivierte Anschläge verübt wurden. Die gebürtige Schweizerin Luzia Schmid, die schon lange in Köln lebt, gewinnt für „Drei Frauen – Ein Krieg“ (EIKON Media/SD Cinematografica für rbb/WDR/ARTE ), in dem sie das Werk der drei Kriegsberichterstatterinnen Martha Gellhorn, Lee Miller und Margret Bourke-White beleuchtet. Um das, was Krieg mit Menschen macht, geht es auch in „Ukraine – Kriegstagebuch einer Kinderärztin“ (DOCDAYS Productions für rbb/ARTE). Für Carl Gierstorfer ist es bereits der dritte Grimme-Preis. Auch Cem Kaya erhält für seinen Dokumentarfilm „Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod“ (Film Five/filmfaust für WDR/rbb/ARTE) eine Auszeichnung.

Die Preisverleihung findet am 26. April in Marl statt. Moderieren wird sie Siham El-Maimouni - die für die „Marokko-Maus“ selbst einen Preis erhält. Den wird sie sich aber nicht selbst verleihen, wie das Grimme-Institut erklärte.


Die Autorin war Mitglied der Jury „Information und Kultur“.