AboAbonnieren

Sacha Baron Cohen in Paraderolle„Borat“ kehrt zurück – und schießt gegen Donald Trump und Kanye West

Lesezeit 4 Minuten
„Borat“-Darsteller Sacha Baron Cohen kommt mit seiner Frau Isla Fisher bei den „Kennedy Center Honors“ an.

„Borat“-Darsteller Sacha Baron Cohen mit seiner Frau Isla Fisher bei den „Kennedy Center Honors“.

In der Rolle des „Borat“ wurde Sacha Baron Cohen weltberühmt. Nun holte der Schauspieler die Kunstfigur für einen Kurzauftritt in Washington zurück – und teilte in gewohnter Manier aus.

Der britische Schauspieler Sacha Baron Cohen ist für einen Kurzauftritt in seine Paraderolle als „Borat“ zurückgekehrt. Bei der Verleihung des prestigeträchtigen „Kennedy-Preis“, der für „außergewöhnliche Beiträge zur amerikanischen Kultur“ verliehen wird, schlüpfte Cohen während seiner Laudatio für die Rockband U2 erneut in die Rolle des kasachischen Fernsehjournalisten Borat Sagdiyev. Bei der Gala in Washington nahm Cohen mit seinen Worten Ex-US-Präsident Donald Trump und den antisemitischen Rapper Kanye West aufs Korn.

Der amitierende US-Präsident Joe Biden war samt First Lady Jill bei der Preisverleihung anwesend – und musste angesichts von Cohens Worten mehrfach breit lächeln, berichtet der „Guardian“. Auch Jill Biden zeigte sich demnach amüsiert vom Auftritt des „Borat“-Darstellers, der für amerikanische Verhältnisse kein Blatt vor den Mund nahm.

Borat sorgt für Lächeln bei Joe Biden und First Lady Jill

„Ich weiß, dass der Präsident der USA hier ist, wo sind sie Mister Trump?“, sagte Borat zu dem aus Politikern und Prominenten zusammengesetzten Publikum in Washington und erntete bereits dafür viel Gelächter im Saal.

Ein Screenshot aus dem Film„Borat“ zeigt Sacha Baron Cohen in seiner Paraderolle als „Borat“.

Sacha Baron Cohen in seiner Paraderolle als „Borat“. (Archivbild)

„Sie sehen nicht so gut aus. Wo ist Ihr prächtiger, dicker Bauch geblieben? Und Ihre hübsche orangefarbene Haut ist blass geworden“, fuhr Cohen fort und fragte dann, ob der russische Staatschef Wladimir Putin und das Nervengift Nowitschok für die Veränderung verantwortlich seien.

Cohen schreckte in seiner Paraderolle, die ihm durch zwei Kinofilme zu großer Bekanntschaft verholfen hat, auch nicht vor Witzchen über die First Lady zurück.

Borat-Auftritt in Washington: „Wie ich sehe, hast du eine neue Frau. Sie ist sehr erotisch“

„Wie ich sehe, hast du eine neue Frau. Sie ist sehr erotisch. Ich muss wegschauen, bevor ich einen Bono bekomme“, scherzte Cohen und macht somit eine Andeutung auf den U2-Sänger Bono und das englische Wort „Boner“ als Beschreibung für eine Erektion.

Dann wandte sich der jüdische Schauspieler ernsteren Themen zu – und sorgte damit für gemischte Reaktionen beim Publikum. „Bevor ich fortfahre, möchte ich sagen, dass ich sehr verärgert über den Antisemitismus in den US und A bin“, setzte Cohen an.

Borat sorgt mit Witzen über Kanye West und Donald Trump für „unbehagliches Schweigen“

„Kasachstan ist die Nr. 1 unter den judenfeindlichen Ländern. Hört auf, unser Hobby zu stehlen. Stoppt den Diebstahl! Hört auf zu klauen“, fügte der Brite an und nahm in seiner Formulierung damit Bezug auf bekannte Ausrufe Trumps, der mit der Floskel „Stop the steal“ (Stoppt den Diebstahl) in der Vergangenheit immer wieder Verschwörungstheorien über das Wahlergebnis von 2020 verbreitet hatte. Trump hatte die Wahl und somit auch das Präsidentenamt damals verloren.

Einige Gäste lachten herzhaft über den Witz, andere verharrten in „unbehaglichem Schweigen“, wie der „Guardian“ berichtet. Doch Borat wäre nicht Borat, wenn er sich davon hätte beirren lassen.

Sacha Baron Cohen als Borat: „Wo ist das Problem?“

„Euer Kanye hat versucht, nach Kasachstan zu ziehen und sogar seinen Namen in Kazakhstanye West geändert. Aber wir sagten: Nein, er ist zu antisemitisch, selbst für uns“, fuhrt Cohen fort und sang daraufhin eine kurze Parodie des U2-Songs „With or without you“, dichtete den Text des Songs dabei jedoch in „With or without Jews“ (Mit oder ohne Juden) um. Cohen brach den Song schließlich ab und fragte in den Saal: „Wo ist das Problem? Das hat ihnen in Mar-a-Lago gefallen. Sie wählten Without Jews.“

Damit spielte Cohen, der konsequent Trump als US-Präsidenten adressierte, auf ein Abendessen zwischen Trump, dem antisemitischen Rapper Kanye West und dem bekannten Rechtsradikalen und Holocaust-Leugner Nick Fuentes an, das für viel Wirbel in den USA gesorgt hat.

Cohens Auftritt sorgte im üblicherweise eher nüchternen Politikbetrieb Washingtons für gemischte Reaktionen. Während Joe und Jill Biden sich über den Auftritt offensichtlich amüsierten, zeigten sich andere Politiker weniger angetan von der harschen Borat-Art. „Nicht viel“, halte er vom Auftritt Cohens sagte der republikanische Senator von Missouri, Roy Blunt, dem „Guardian“.

Kennedy-Preis: George Clooney, U2, Amy Grant, Tania Leon und Gladys Knight ausgezeichnet

Glenn Youngkin gab sich zurückhaltender. „Ich war überrascht, ihn zu sehen“, kommentierte der Gouverneur von Virginia. Die Schwester von US-Präsident Biden, Valerie Biden Owens, kommentierte den Auftritt Borats schließlich auf die denkbar diplomatischste Weise. „Ich glaube, ich mag U2“, sagte sie der englischen Zeitung.

Den Kennedy-Preis erhielten bei der Veranstaltung der Schauspieler George Clooney, die Sängerin Amy Grant, die Komponistin Tania Leon, die Sängerin Gladys Knight und die Rockband U2, für die Cohen der Laudator war.