Russland setzt auf Luftangriffe und die Zerstörung ziviler Infrastruktur. Militärexperte Carlo Masala glaubt allerdings nicht, dass das mittelfristig zum Sieg reicht.
Kölner Militärexperte bei „Maischberger“„Putin kann den Krieg nicht mehr militärisch gewinnen“
Der Kölner Militärexperte diskutierte am Mittwochabend bei „Maischberger“ über die aktuelle Lage in der Ukraine und die Strategie des Westens. Die russische Armee hat in den vergangenen Tagen ihre Luftangriffe verstärkt und setzt vor allem auf gezielte Attacken auf die zivile Infrastruktur in der Ukraine. Im Osten gibt es schwere Gefechte, doch die ukrainische Armee hält ihre Stellungen.
Dass die ukrainischen Truppen die Russen militärisch besiegen, bezweifelt Carlo Masala. Ziel müsse es sein, dass eine Fortführung des Krieges für den Kreml nicht mehr von Nutzen sei: „Dann können sie ohne Vorbedingungen an den Verhandlungstisch kommen.“
Maischberger: Ehemaliger UN-Diplomat glaubt an ukrainischen Sieg „auf dem Schlachtfeld“
Der ehemalige russische UN-Diplomat Boris Bondarew, bei „Maischberger“ per Live-Schalte aus einem geheimen Ort in der Schweiz Teil der Sendung, zeigt sich derweil optimistischer.
„Durch die Hilfe des Westens kann die Ukraine den Krieg sogar auf dem Schlachtfeld gewinnen“, so der ehemalige russische Diplomat, der aus Protest gegen die russische Invasion im Mai 2022 von seinen Ämtern zurücktrat. Putin führe einen Krieg gegen alle demokratisch geführten Länder in Europa. Daher könne es nur eine Lösung geben: „Nicht zulassen, dass Putin den Krieg gewinnt. Punkt.“
Russland verfolge mit der derzeitigen Kriegsstrategie das Ziel, die Ukrainer zu zermürben und zu vertreiben. Dem stimmt Masala zu. Russland habe die Strategie, „die Ukraine in die Steinzeit zurückzubomben“, so der Kölner Militärexperte.
Die Rückeroberung von Cherson durch ukrainische Truppen habe für Russland allerdings strategische und logistische Probleme zur Folge. Es sei nun „fast unmöglich“, Odessa zu erobern. „Damit ist diese Idee, vom Osten bis runter bis zur Krim das ganze Gebiet zu halten, das ist jetzt erstmal ad acta gelegt worden“, so Masala.
Carlo Masala bei Maischberger: „Putin kann sich nicht leisten, den Krieg zu verlieren“
Er befürchtet, dass die Zustimmung des Westens für Waffenlieferungen und Unterstützung der Ukraine abnehmen könnte, je länger der Krieg andauere. Schon jetzt würden weniger als die Hälfte aller Bundesbürger Waffenlieferungen befürworten und sich eine diplomatische Lösung wünschen.
Einig sind sich Bondarew und Masala darin, dass für Putin als „Leitwolf eines Wolfsrudels“ (Bondarew) viel auf dem Spiel stehe. „Putin kann sich nicht leisten, den Krieg zu verlieren. Andererseits hat er auch keine Möglichkeit mehr, ihn militärisch zu gewinnen.“