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„Kindergärtner und Steward“Wie es ist, ein Warm-Upper zu sein

Lesezeit 4 Minuten
Christian Oberfuchshuber als Warm-Upper bei "Verstehen Sie Spass?".

Christian Oberfuchshuber ist einer der bekanntesten deutschen Warm-Upper.

In unserer Serie „Wie es ist“ erzählen Menschen von einem außergewöhnlichen Schritt in ihrem Leben, einem außergewöhnlichen Hobby, einer Eigenschaft oder einem Beruf. In dieser Folge: Christian Oberfuchshuber, Warm-Upper.

Ich bin der Erste, der auf die Bühne kommt und das Publikum begrüßt. Meine Aufgabe ist es dann, die Leute mit meinem Vorprogramm so zu unterhalten, dass sie bei Sendungsstart direkt Vollgas geben. Bei manchen Sendungen wird das Publikum auch miteinbezogen, zum Beispiel beim Schlager. Da gibt es eine Choreografie oder es wird gesungen – das übe ich dann im Vorfeld mit dem Publikum.

Ich bin also eine Mischung aus Kindergärtner und Steward. Ich stehe vorne und muss auf diesen Ameisenhaufen vor mir aufpassen, dass sie ruhig sitzenbleiben, nicht rauslaufen während der Aufzeichnung, ich muss ihnen die Notausgänge erklären, im Notfall den Saal räumen. Sobald ich die Bühne betrete und bis zum Ende der Show bin ich für das ganze Publikum in dem Sinne verantwortlich, dass sie vor der Kamera funktionieren und trotzdem nicht das Gefühl haben, funktionieren zu müssen.

Ich bin eine Mischung aus Kindergärtner und Stewardess.
Christian Oberfuchshuber

Die Idee, Warm-Upper zu werden, hatte ich schon als Schüler. Ich saß im Publikum bei Thomas Gottschalks „Late Night Show“, als ich das erste Mal einen Warm-Upper gesehen habe – und war begeistert. Da dachte ich mir: „Das wäre genau das richtige für dich!“ Ein paar Jahre später habe mich bei einer Castingagentur beworben. 1998 durfte ich endlich meine erste Show anheizen, eine Sitcom mit Ralph Morgenstern, „Schöne Aussichten“ beim ZDF.

Ich habe dann zu Hause mein Programm geschrieben, ganz viel geübt und die Zeit gestoppt. Die Mühe war nicht umsonst: Noch während der Aufzeichnung kam der Produktionsleiter zu mir und meinte, dass sie mich auch beim nächsten Mal gerne wieder mit dabei hätten. Und ab da war ich im Geschäft.

Etwa 10.000 Folgen habe ich seitdem angeheizt. In den Hochzeiten, Ende der 90er, Anfang der 2000er, habe ich bei fast allen Talkshows gearbeitet. Da zeichnet man drei bis vier Folgen am Tag auf und wenn man das eine ganze Woche macht, kommen ganz schön viele Folgen zusammen. Es gibt in Deutschland maximal zehn oder elf Warm-Upper, die das hauptberuflich machen. Zwischen uns ist der Markt so aufgeteilt, dass wir alle relativ regelmäßig arbeiten und gut davon leben können.

Christian Oberfuchshuber steht neben Heidi Klum auf der Bühne vom Finale der Castingshow „Germanys Next Topmodel“. Die beiden legen den Arm umeinander und lächeln in die Kamera.

Christian Oberfuchshuber hat auch beim Finale von „Germanys Next Topmodel“ das Publikum angeheizt.

Eine reguläre Arbeitswoche gibt es bei mir trotzdem nicht. Mal habe ich in der Woche nur einen Job, mal arbeite ich die sieben Tage durch. Ich wohne in Berlin und arbeite häufig in Köln, zum Beispiel bei „Deutschland sucht den Superstar“, „Verstehen Sie Spaß?“, „Take me out“ oder „Genial daneben“. Ich stehe dann morgens um fünf Uhr auf, setze mich um sechs Uhr in den Zug und fahre nach Köln. Dann bin ich bis 23 Uhr abends im Fernsehstudio. Entweder bleibe ich am nächsten Tag für weitere Aufzeichnungen da oder ich fahre weiter nach Hamburg, München oder zurück nach Berlin und mache die nächste Show.

Das hört sich stressig an, aber ich bin ein relativ entspannter Zeitgenosse. Im Zug gucke ich dann was auf dem Laptop oder schlafe während der Fahrt und so komme ich immer ausgeschlafen an. Man muss diesen Wanderzirkus natürlich mögen, ansonsten ist es der falsche Job.

Die Kölner sind aber von allen am leichtesten zu begeistern.
Christian Oberfuchshuber

Ein Lieblingspublikum habe ich nicht. Die Kölner sind aber von allen am leichtesten zu begeistern. Das ist durch den Karneval bedingt, da zählt man bis drei, hoch die Tassen und der Saal steht schief. Ansonsten liebe ich Shows, bei denen das Publikum freiwillig hingeht, das ist nicht bei jeder Fernsehaufzeichnung der Fall. Und das Beste sind Comedy-Shows, wo die Leute zum Lachen hingehen und einfach richtig Bock haben.

Für viele Warm-Upper ist dieser Job ein Sprungbrett. Damals habe ich mir auch eine eigene Show gewünscht, aber da bin ich mittlerweile nicht mehr so hinterher. In meinem Job bin ich unabhängig von Einschaltquoten und anderen Einflüssen. Wenn ein Format abgesetzt wird, gehe ich zum nächsten. Ich genieße es, das machen zu können, was mir Spaß macht – ohne den Druck eines Moderators zu verspüren. Außerdem werde ich mittlerweile auch bei einigen Formaten mit vor die Kamera gezogen.“

Haben Sie auch etwas absolut Außergewöhnliches zu erzählen? Ein Hobby, das sonst keiner hat? Etwas, auf das Sie jeden Tag angesprochen werden oder etwas, das Ihr Leben auf den Kopf gestellt hat? Dann schreiben Sie uns mit dem Betreff „Wie es ist“ eine E-Mail an leserforum@kstamedien.de.