AboAbonnieren

Cologne Jazzweek 2024Das bietet die vierte Ausgabe des Kölner Jazzfests

Lesezeit 5 Minuten
Drei Männer und eine Frau schauen in die Kamera.

Die Band Salomea gehört zu den prominentesten Teilnnehmern der Cologne Jazzweek.

Die kommende Ausgabe der Cologne Jazzweek verknüpft improvisierte Musik über Räume und Grenzen hinweg.

Man mag es noch gar nicht so ganz glauben: Die Cologne Jazzweek geht bereits in ihr viertes Jahr und schreibt ein weiteres Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte. Neun Tage lang geben sich zahlreiche Jazzgrößen nicht nur die Klinke in die Hand, sie betreten die Konzertbühnen mitunter gleich mehrfach, um in verschiedenen Besetzungen zu spielen. Damit stärken sie jenen programmatischen Gedanken, der das Festival in kurzer Zeit zu etwas Besonderem gemacht hat: Hier reiht sich kein Star-Ensemble ans nächste, hier vernetzen sich Musikerinnen und Musiker aus Köln mit nationalen und internationalen Größen zu einzigartigen, oft herausfordernden, immer aber extrem spannenden Begegnungen.

Es wird spannend sein zu erleben, wie sich die Balance zwischen großartiger Musik und besonderen Konzerträumen einpendelt
Janning Trumann, künstlerischer Leiter der Cologne Jazzweek

In Zeiten kurzlebiger Trends und rasch wechselnder Moden ist die Jazzweek auf dem guten Weg zu einer eigenen kulturellen Identität. Mit jeder neuen Ausgabe stellte sie Besucherrekorde auf, 2023 wurde sie mit dem Deutschen Jazzpreis als „Festival des Jahres“ belohnt, und auch in diesem Jahr präsentiert sie ein bärenstarkes Programm, das die Fenster in die Welt der improvisierten Musik weit aufstößt. „Mittlerweile sind wir in der Stadt angekommen“, sagt Janning Trumann, seit Beginn der Jazzweek ihr künstlerischer Leiter. „Nun ist es der richtige Zeitpunkt, dass das Festival weiterwächst. Das untermauert auch die Wahl der Spielstätten: Wir sind in der Philharmonie, im Großen Sendesaal des WDR, im Konzertsaal der Hochschule für Musik und Tanz, mit St. Agnes in der zweitgrößten Kirche der Stadt, und wenn alles gut geht, haben wir in diesem Jahr 10.000 Besucherinnen und Besucher. Das ist eine Messlatte, die wir vor vier Jahren nicht vermutet hätten. Wir sind klein gestartet, noch unter Corona-Bedingungen mit Maske, Abstand und nur 50 Prozent Auslastung, jetzt sind wir bei 100 Prozent von der Clubnacht bis zum Konzertsaal, und es wird spannend sein zu erleben, wie sich die Balance zwischen großartiger Musik und besonderen Konzerträumen einpendelt.“

Ambrose Akinmusire schaut in die Kamera.

Der Trompeter Ambrose Akinmusire tritt bei der Cologne Jazzweek auf.

Tatsächlich ist die Vielfalt an Temperamenten, Stilen, Klangfarben und Stimmungen auch in diesem Jahr bemerkenswert. Es gibt kein Konzert, das sich nicht lohnen würde, wobei sich die Netzwerkidee des Festivals wohl erst durch den Besuch gleich mehrerer Konzerte nachvollziehen lässt. Ob die Intimität eines Solokonzerts, die spontane Interaktion eines Duos oder die Klangfülle mal wuchtig-wild, mal lyrisch-subtil agierender Großensembles: Alles scheint durchaus organisch ineinander zu greifen. Doch auch wer große Namen sucht, wird bestens bedient: Star-Trompeter Ambrose Akinmusire tritt sowohl solo als auch mit seinem Quartett auf, Saxofonist Immanuel Wilkins beehrt die Jazzweek mit seinem Quartett, Pianist Craig Taborn gibt ein Solokonzert und ist einer der Gäste von Christian Lillinger (Schlagzeug) und Elias Stemeseder (Keyboards), die ebenso „Featured Artists“ des Festivals sind wie der New Yorker Trompeter Peter Evans, der unter anderem mit Jim Black und Petter Eldh auftritt.

Gleich zum Festivalauftakt hat man die Qual der Wahl: Während die fulminante Band Salomea mit ihrem mitreißenden, ungemein dichten Jazz-Electronica-HipHop-Sound die Philharmonie zum Beben bringen wird, entwirft im Stadtgarten das Bundesjazzorchester BuJazzO unter Leitung von Hendrika Entzian nicht weniger spannende, moderne Klangperspektiven. „Meine Musik“, so Entzian, „speist sich immer auch aus den Einflüssen meiner musikalischen Wegbegleiterinnen und -begleiter. Die Musik, die wir hören, und das, was wir erleben, passiert nicht einfach so. Wir sind keine abgeschottete Insel, lassen uns vielmehr immer neu beeinflussen und gestalten unsere Musik anhand persönlicher Verbindungspunkte.“ Das BuJazzO -Motto „Building the Web“ spiegelt zudem kongenial die Jazzweek-Philosophie.

Wir sind keine abgeschottete Insel, lassen uns vielmehr immer neu beeinflussen und gestalten unsere Musik anhand persönlicher Verbindungspunkte
Hendrika Entzian

Noch an einem weiteren Konzert ist Hendrika Entzian maßgeblich beteiligt: Für die Begegnung des gefeierten Singer-Songwriters Samora Pinderhughes mit dem EOS Chamber Orchestra schrieb sie die Arrangements. Seit diesem Sommer ist Entzian künstlerische Leiterin des Kölner Kammerorchesters, zusammen mit EOS-Gründerin Susanne Blumenthal, die das Konzert dirigieren wird. „Wir ergänzen uns sehr gut und loten gemeinsam Schnittstellen von Klassik, Jazz und nun, bei Pinderhughes, auch Pop neu aus. Die Arrangements sollen dem Trio alle Freiheiten lassen, zugleich wollen wir es mit unseren Klangfarben sinnstiftend vertiefen. Wie das klingt, wird auch für uns sehr spannend sein.“

Janning Trumann zählt das Konzert zu seinen persönlichen Favoriten: „Samora Pinderhughes ist ein durch und durch moderner Musiker, sehr reflektiert, mitunter dunkel, immer aber authentisch. Was in der Verbindung mit EOS geschehen wird, kann stilbildend sein. Ich freue mich aber auch auf Ambrose Akinmusire, ebenso auf das phänomenale Duo von Ernst Reijseger und Mario Forte: Die Verbindung von Violine und Cello im Raum von St. Agnes, das wird sehr besonders klingen.“ Sowohl für Trumann als auch für Hendrika Entzian gehört ein weiteres Großensemble zu den Highlights: Das Orchester Fire! des schwedischen Saxofonisten Mats Gustafsson ist ein wahres Kraftwerk an musikalischer Energie, das sich seinen Weg zwischen lyrischer Kammermusik, ostinater Trance und wilden Free-Passagen sucht, die immer wieder dank klarer Strukturen geerdet werden. „Nothing astray. All Falling“, nichts geht in die Irre, alles fällt“ lautet der hintergründig-programmatische Titel eines Stücks auf dem aktuellen Fire!-Album „Echoes“, das auf der Jazzweek neu interpretiert wird – unter Beteiligung Kölner Musikerinnen und Musiker wie Pascal Klewer, Frederik Köster, Matthias Muche, Christina Fuchs, Julian Bossert, Victor Fox und Emily Wittbrodt.

„Hier kommt der Community-Gedanke des Festivals bestens zum Tragen“, schwärmt Hendrika Entzian, der vor allem die Vernetzung der Jazzweek mit weiteren in Köln ansässigen Institutionen wichtig ist. „Dass die Saxofonistin Theresia Philipp im Rahmen der Jazzweek-Kooperation mit NICA Artist Development ein neues Projekt aufführen kann, ist ebenso toll wie die Beteiligung der Offenen Jazzhaus Schule.“ Diese ist mit ihrem inklusiven Stadtteilorchester „Sounds of Buchheim“ beim Stadtgarten Open Air vertreten und veranstaltet gemeinsam mit der Jazzweek exklusive Vermittlungsprogramme in Form von Meet & Greets für Kinder, Jugendliche, Schulklassen und Erwachsene. Auch dies ein bedeutsames Mosaikstück auf dem Weg zur kulturellen Identität dieses herausragenden Musikereignisses.


Cologne Jazzweek, 31.8. – 7.9., auf 16 Spielstätten in Köln. Alle Infos auf www.jazzweek.de