Debatte über entblößte OberkörperDie Brüste sind nicht schuld
Brüste sind nicht zwangsläufig sexuell – sie werden aber in unserer Gesellschaft so gelesen. Für diese Erkenntnis reicht ein Blick auf einschlägige Webportale oder Pin-up-Kalender aus dem Umfeld der Automobilindustrie.
Was die Aufregung um die Göttinger Schwimmbäder erklären mag, die ihren Badegästen – egal welchen Geschlechts – jetzt am Wochenende das Baden „oben ohne“ erlaubt. Initiiert wurde dasvon dem feministischen Göttinger Bündnis „Gleiche Brust für alle“.
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Aber nicht nur die Niedersächsinnen wollen Geschlechtergerechtigkeit und die "Entsexualisierung" des weiblichen Körpers – auch in den sozialen Medien wächst der Protest dagegen, dass die weibliche Brust regelmäßig zensiert wird, Männer aber problemlos ihre nackten Oberkörper präsentieren.
Das ist tatsächlich alles andere als logisch und gerecht. Aber „Entsexualisierung“ - wie soll das gehen?! Über Jahrhunderte wurde die weibliche Brust als Objekt männlicher Begierde gemalt, fotografiert, beschrieben und besungen. Ganze Museen lassen sich damit füllen. Und was wäre die deutsche Kulturgeschichte ohne Gottlieb Wendehals („Wir ziehen los mit ganz großen Schritten. Und Erwin faßt der Heidi von hinten an die - Schulter“)?
An all dem sind die Brüste nicht schuld. Aber das muss erst mal raus aus den Köpfen. Bis das so weit ist, gäbe es noch einen anderen Weg zur Geschlechter-Gerechtigkeit, zumindest im Schwimmbad. Denn dem einen oder anderen Bierbauch käme ein T-Shirt durchaus auch gelegen. Es wäre ein Zeichen der Solidarität: „Oben mit“ – für alle.