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Die ewige Kulturbaustelle„Köln ist schlechter aufgestellt als andere Städte“

Lesezeit 4 Minuten
Kölner Oper

Bis mindestens 2022 wird die Oper eine Baustelle bleiben.

  1. Der Kölner Kulturrat hat den Kulturpreis vor zehn Jahren auch deshalb ins Leben gerufen, um neben den vielen kulturpolitischen Querelen nicht zu vergessen, dass die Stadt viele fantastische Künstler zu bieten hat.
  2. Ein Gespräch mit Kulturratssprecher Hermann Hollmann über die vielen Probleme, aber auch die Potenziale von Köln als Kulturstadt.

KölnHerr Hollmann, welches Motiv hatte der Kölner Kulturrat vor zehn Jahren, einen Kulturpreis ins Leben zu rufen?

Die Hauptmotivation bestand darin hervorzuheben, welch eine großartige Kulturszene die Stadt besitzt. Über vielen Problemen etwa mit den Kulturbauten oder auch kulturpolitischen Querelen wird vielfach vergessen, dass es fantastische Künstler und Kulturmanager in Köln gibt, quer durch alle Sparten. Die möchten wir auszeichnen.

Gab es von Anfang an die Aufteilung des Preises in Auszeichnungen für den besten Manager eines Jahres, für Junge Initiativen und für das Kulturereignis?

Die Jungen Initiativen haben wir erst 2016 hinzugenommen, weil es uns darum ging, nicht allein die Etablierten auszuzeichnen. Es gibt eine Fülle von Initiativen, die viele gar nicht kennen – die Freie Szene ist von einer enormen Größe in Köln, und gerade auch in dieser Szene gibt es junge, wagemutige, äußerst kreative Menschen. Die müssen sich zeigen können. Unsere Recherchen auf diesem Gebiet haben zu einer großen Zahl von Nennungen geführt.

Hermann Hollmann

Wenn Sie die Preisträger Revue passieren lassen, bilden diese die Kölner Kulturszene ab?

Da bin ich mir ziemlich sicher. Obwohl wir das in der Juryarbeit nie ausdrücklich und bewusst so intendiert haben, gibt es über die Jahre hinweg eine Fifty-Fifty-Aufteilung zwischen Freier Szene und städtischen Einrichtungen. Und auch das Verhältnis der Geschlechter ist recht ausgeglichen. Das war keineswegs unser Leitgedanke – es hat sich so ergeben. Das bildet einen guten Querschnitt der Kunst, Kultur und auch der Kulturmanager.

Wo sehen Sie Mängel oder Nachholbedarf in der Kölner Kultur?

Ich sehe auf Anhieb keine grundlegenden Mängel. Aber es gibt immer Dinge, die man besser machen kann, und hier versuchen wir, mit der Kulturentwicklungsplanung Dinge anzustoßen. Diese ist vom Rat beschlossen und am 10. Juli im Rathaus öffentlich vorgestellt worden. Jetzt geht es daran, einzelne Themen umzusetzen. Wir sind dabei im Lenkungskreis beteiligt, wobei uns daran gelegen ist, eine Balance zwischen Freier Szene und städtischen Einrichtungen sicherzustellen – wir stehen ja für alle. Eine Bemerkung ist mir dabei wichtig: Der erste Entwicklungsplan von 2009 geht auf eine Initiative von Kunstsalon und Kulturrat zurück. Diese Anstöße sind von Politik und Verwaltung aufgenommen worden. Das heißt, der Plan hat schon eine längere Geschichte.

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Wie sehen Sie die Baustellen der Kölner Kultur, wortwörtlich: Oper und Schauspiel?

Als Kulturrat stehen wir diesen Bauten recht kritisch gegenüber, nicht den Bauten als solchen, die wir alle gerne vollendet sehen würden, sondern der Tatsache, dass es so viele Pannen von der Entscheidungsfindung über die Planung bis zur Realisierung gab, so dass man sich fragt, wo die Defizite liegen. Ich glaube, dass Köln in diesem Punkt schlechter aufgestellt ist als andere Städte. Man musste offenbar erst schmerzhaft lernen, dass man sehr gründlich planen sollte, bevor man baut oder renoviert oder saniert.

Das gibt es doch auch in anderen Städten, da wurden und werden ebenfalls Zeit- und Kostenrahmen gesprengt.

Es gibt sicherlich solche Beispiele auch in anderen Städten, aber ich habe den Eindruck, dass dies Einzelfälle sind. Aber in Köln kommt es zu einer Vielzahl von Problemfällen, so dass man sich fragen muss, ob sich die Stadt zu viel vorgenommen hat, oder gibt es planerische Defizite, gibt es Defizite bei der Umsetzung? Der Kulturrat möchte hier einen Beitrag zur Transparenz leisten: Wir haben bereits Veranstaltungen angeboten zum Thema Kulturbauten. Wir haben etwa eine Veranstaltung gemacht zur MiQua. Ihr wird im September eine Veranstaltung zur Historischen Mitte folgen, die dieses Projekt vor dem Hintergrund all der Probleme beleuchten soll, die es bereits bei den Kulturbauten gegeben hat.

Sie sind skeptisch?

Ich bin skeptisch. Persönlich bin ich ein Fan dieses Vorhabens, aber ich bin nicht überzeugt, dass bei den städtischen Einrichtungen die Ressourcen vorhanden sind, ein solches komplexes Großprojekt innerhalb des Budgets und des Zeitrahmens durchzuführen. Aber vielleicht klappt es ja in Partnerschaft mit der Hohen Domkirche.

Wie definieren Sie selbst sich als Kulturrat?

Der Kulturrat versteht sich als Stimme der kulturinteressierten Bürger der Stadt. Unter unserem Dach versammeln sich fast 50 Fördervereine und Freundeskreise von ganz kleinen Einrichtungen bis hin zu den großen städtischen Institutionen. Damit repräsentieren wir mehr als 20.000 Bürger dieser Stadt, und dies gibt uns eine Plattform gerade auch für den Dialog mit Politik und Verwaltung.