DJ Lena Willikens„Ich war schon im Studium immer die mit den meisten Platten“
Frau Willikens, Sie haben in Düsseldorf an der Kunstakademie studiert, legen regelmäßig im „Salon Des Amateurs“ auf. Trotzdem leben Sie in Köln. Wieso?
Ich habe fast sieben oder acht Jahre in Düsseldorf gelebt. Nach dem Studium blieb ich dort nur, weil der Salon aufgemacht hat. Aber ich habe gemerkt, dass mich in Düsseldorf nicht viel hält. Außer eben der Salon. Und den erreicht man auch gut von Köln aus. Köln ist die interessantere Stadt.
Ihre Abschlussarbeit an der Kunstakademie war ein Club, den Sie komplett entworfen haben. Wollten Sie damals schon DJ werden?
Ich habe zu der Zeit schon aufgelegt. Allerdings nicht mit der Ambition, DJ zu sein. Ich war schon im Studium immer die mit den meisten Platten. Die, die sich am meisten mit Musik beschäftigt. Ich wurde auch immer gefragt, Musik mitzubringen, wenn es mal eine Party gab. Ernst wurde es dann erst im Salon. Obwohl ich noch nicht mal richtig die Beats mixen konnte, hatten die Leute Spaß. Ich habe das dann immer häufiger gemacht und mir dann irgendwann auch Gedanken zu vernünftigen Übergängen zwischen den einzelnen Tracks gemacht. Wenn man eine Zeit lang so auflegt, hört man in den Stücken auch Besonderheiten raus. Da quietscht ein Synthesizer in einem Track und in einem anderen gibt es noch ein anderes grelles Element. Das hört sich dann irgendwie ganz gut zusammen an.
Für die c/o pop haben Sie einen Abend kuratiert. Wie kam es dazu?
Die c/o pop ist auf mich zugekommen und wollte mich dabei haben. Und ich hatte Lust, eine Nacht zu gestalten. Die fanden die Idee gut, und so hatte ich dann komplett freie Wahl.
Für die Party haben Sie zwei DJs aus Schweden und den USA eingeladen. Wieso diese beiden?
Die eine DJ ist towLie. Meine erste Begegnung mit ihr war eine Nicht-Begegnung. Ich habe in Schweden auf einem Festival gespielt und nach dem Set kam eine Freundin von towLie zu mir und überreichte mir einen Stapel Platten, so ein richtiges Paket. Dabei lag ein auf Schreibmaschine geschriebener ellenlanger Brief, in dem towLie schrieb, dass sie so gerne mein Set gesehen hätte und mich schon lange verfolgt und mir diese Platten überreichen will. Da war ich so beeindruckt, dass ich ihr sofort geantwortet habe. Dann fing so eine Brieffreundschaft an, bis ich sie mal in Stockholm in einem Club gesehen habe und sie mich komplett umgehauen hat.
Der zweite ist Anthony Naples aus den USA.
Das war auch eine schöne Begegnung. Wir wurden im Londoner Club fabric gebucht, um gemeinsam aufzulegen. Normalerweise würde ich sowas nicht annehmen, ohne den Menschen zu kennen. Aber ich hatte ein gutes Gefühl und es hat dann super funktioniert.
Gibt es ein verbindendes Element zwischen Ihnen?
Es ist die Herangehensweise an die Musik, die uns vereint. Wir sind nicht so gefangen in einem Style oder einem Genre. Wir sind eher open minded und probieren auch Musik aus, die vielleicht nicht unbedingt für den Dancefloor gemacht wurde. Außerdem gibt es da ja auch eine zwischenmenschliche Verbindung. Das hat bei towLie und Anthony Naples super schnell funktioniert. Wir haben uns gut verstanden und waren uns plötzlich total nah, ohne uns wirklich persönlich gut zu kennen. So entsteht Gemeinschaft. Das ist was Schönes.
Zur Person
Lena Willikens macht die Dinge anders als die meisten ihrer DJ-Kolleginnen und -Kollegen. Im „Salon Des Amateurs“, dem Düsseldorfer Club, in dem sie regelmäßig als sogenannte „Resident“ auflegt, kann sie experimentieren. So springt sie während ihrer Auftritte zwischen den Genres wie House, Techno und Ambient umher. Im sagenumwobenen Berliner Techno-Club „Berghain“ spielt sie inmitten einer schweißtreibenden Party plötzlich nur noch halb so schnell wie ihr Vorgänger. Für die c/o pop, die vom 16. bis zum 20. August in Köln stattfindet und auf der u.a. AnnenMayKantereit & Freunde und Moderat aus Berlin auftreten, kuratiert sie eine Clubnacht.Beim Kölner Auftritt spielt Willikens gemeinsam mit der Schwedin towLie und dem US-Amerikaner Anthony Naples am Samstag, 19. August, im Rahmen der c/o pop im Gewölbe, Hans-Böckler-Platz 2. Beginn: 23.30 Uhr, Festivalticket: 75 Euro, Tagesticket Samstag: 25 Euro.