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„Deutliche Reduzierungen von Arbeitsplätzen“Axel Springer kündigt Stellenabbau bei „Bild“ und „Welt“ an

Lesezeit 3 Minuten
Mathias Döpfner, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und Vorstandsvorsitzender von Axel Springer SE (Symbolbild)

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer SE, kündigte in einem Schreiben an Mitarbeiter die Streichung von Stellen an.

Die Medienmarken „Bild“ und „Welt“ bekommen eine neue Organisationsstruktur. Das bedeutet auch einen Wegfall von Jobs.

Der Medienkonzern Axel Springer streicht bei seinen Marken „Bild“ und „Welt“ Stellen. „In den Bereichen Produktion, Layout, Korrektur und Administration wird es deutliche Reduzierungen von Arbeitsplätzen geben“, teilte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner am Dienstag in einem Schreiben an die Mitarbeiter mit, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Reichweite ist bei „Bild“ die oberste Priorität. Bei „Welt“ sind es gut bezahlte und haltbare digitale Abos.
Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer SE

Der Springer-Chef erläuterte: „Wir werden gleichzeitig Arbeitsplätze aufbauen und abbauen. Dafür wird es ein Freiwilligenprogramm geben.“ Der 60-Jährige schrieb auch: „Betriebsbedingte Kündigungen versuchen wir zu vermeiden.“ Konkrete Zahlen wurden nicht genannt.

Zum deutschen Mediengeschäft des Konzerns mit Sitz in Berlin hieß es weiter: „Um auch künftig wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, muss sich unser Ergebnis im deutschen Mediengeschäft in den nächsten drei Jahren um rund 100 Millionen Euro verbessern. Durch Umsatzsteigerungen, aber auch durch Kostenreduzierungen.“

Von den Stellenstreichungen sollen vor allem zentrale Funktionen betroffen sein: In den Redaktionen würden vor allem Stellen bei der Produktion und den Funktionen wegfallen, die durch den Einsatz moderner Technologie schlanker oder ganz überflüssig würden, erklärte der Verlag. Zu den künftigen Schwerpunkten bei den Marken betonte Döpfner: „Reichweite ist bei „Bild“ die oberste Priorität. Bei „Welt“ sind es gut bezahlte und haltbare digitale Abos.“

Hintergrund für Stellenabbau ist Strategieprojekt News Media National

Der Stellenabbau hatte sich schon länger angedeutet. Hintergrund ist ein Strategieprojekt im Segment nationales Mediengeschäft (News Media National). Seit Herbst wurden die Strukturen mit Blick auf den beschleunigten Wandel in der Medienbranche überprüft. Vor kurzem hatte Springer-Chef Döpfner auch in einem dpa-Interview erläutert, dass sich der Konzern im Zuge der künftigen Struktur der beiden Marken auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen werde.

Döpfner erklärte: „Unser Ziel ist Digital Only.“ Die vollständige Umstellung werde aber nicht kurzfristig erfolgen. „Print ist heute noch profitabel und für Leserinnen und Werbekunden unverzichtbar.“ Deshalb werde die komplette Umstellung auf Digital noch einige Jahre dauern. Der Verlag müsse die Transformation aber „aktiv in Angriff nehmen“.

Springer will reines Digitalunternehmen werden

Laut Döpfner steigt im digitalen Zeitalter die Bedeutung von Automatisierung und künstlicher Intelligenz. Journalistische Produktion werde zum Nebenprodukt, immer mehr technisch gestützt und automatisiert. „Journalismus-Kreation“ dagegen werde zum Kern. Das Erstellen exklusiver und attraktiver Inhalte bleibe unersetzlich. „Überleben wird nur, wer die besten originären Inhalte schafft.“

Der Konzern beschäftigt weltweit aktuell rund 18 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dazu zählen 3400 Journalisten, davon einen immer größeren Teil in den USA. Springer übertraf 2022 trotz Inflation, Energiekrise und des Kriegs in der Ukraine seine Wirtschaftsziele.

Döpfner sagte in dem dpa-Interview: „Wir hatten nach 2021 zum zweiten Mal in Folge zweistelliges organisches Umsatzwachstum.“ Das habe das Unternehmen seit vier Jahrzehnten nicht gehabt. Der Umsatz lag demnach bei rund 3,9 Milliarden Euro, unter dem Strich steht rund eine dreiviertel Milliarde Gewinn. 85 Prozent des Umsatzes und mehr als 95 Prozent des Gewinns kommen demnach bereits aus dem Digitalgeschäft.

Verdi kritisiert Stellenabbau bei Axel Springer

Der Konzern will sich perspektivisch vom gedruckten Zeitungsgeschäft verabschieden und ein reines Digitalunternehmen werden. Einen großen Wachstumsmarkt sieht Springer in den USA. Der Konzern zog sich 2020 von der Börse zurück und war davor eine Kooperation mit dem US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) für beschleunigtes Wachstum eingegangen. KKR hält einen großen Anteil an Springer.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisierte, Axel Springer entscheide sich „ohne wirtschaftliche Not“ und „mit übersteigerten Gewinnerwartungen“ gegen journalistische Vielfalt im eigenen Verlag. Christoph Schmitz von Verdi kritisierte, die Ausführungen vom Strukturwandel, zu Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz seien nicht zwingend für den erkennbaren Umfang des Personalabbaus. Ein so ertragreicher Konzern wie Axel Springer könne aus den laufenden Gewinnen in Journalismus investieren und die journalistischen Kolleginnen und Kollegen weiterhin beschäftigen. (dpa,afp)