In „Die Unbeugsamen“ setzte Torsten Körner den Politikerinnen der Bonner Republik ein Denkmal, nun schaut der Regisseur in seinem neuen Kinofilm auf die Frauen in der DDR.
Doku über Frauen in der DDRDer Preis der Emanzipation
Am 27. September 1950 verkündete Otto Grotewohl vor der Volkskammer der DDR das Gesetz über die volle Gleichberechtigung von Mann und Frau. Im Westen Deutschlands wäre eine solche Entscheidung zu diesem Zeitpunkt undenkbar gewesen. Während in der Bundesrepublik Frauen nur einen Job haben durften, wenn ihr Mann zustimmte, war es in der DDR die Regel, dass Frauen arbeiteten. „Eine Hausfrau zu sein, war etwas ganz Negatives“, erinnert sich Schauspielerin Katrin Sass in Torsten Körners neuem Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen 2“, der am 29. August in die Kinos kommt.
Hatte sich Körner im erfolgreichen ersten Teil mit den Politikerinnen der Bonner Republik und ihrem harten Kampf gegen mächtige Männer beschäftigt, widmet er sich nun den Frauen in der DDR. Seine Gesprächspartnerinnen blicken zurück auf ein Land, in dem die Scheidungsrate hoch war, weil Frauen durch ihre Berufstätigkeit finanziell nicht abhängig von ihren Männern waren. In allen Berufen waren sie vertreten, schufteten in Fabriken und lenkten schwere Maschinen in der Landwirtschaft. „Die Frauen dort waren ungeheuer stolz auf die Arbeit, die sie geleistet haben“, sagt die Malerin Doris Ziegler in Körners Film.
Die Frauen arbeiteten und kümmerten sich dann allein um den Haushalt
Große Themen der Frauenbewegung in Westdeutschland waren im Osten schon früh geregelt. Es gab eine umfassende Kinderbetreuung, Abtreibungen wurden Anfang der 1970er Jahre legal. War die DDR also ein gelungenes Beispiel der Emanzipation? So einfach ist es dann eben auch wieder nicht, wie Körners Film zeigt. „Die DDR brauchte diese Frauen, es gab keine Arbeitskräfte“, betont Barbara Mädler, Regieassistentin bei Defa-Produktionen, die sich ihre berufliche Karriere zudem hart erkämpfen musste.
Es war klar, dass Frauen erwerbstätig waren, aber Familienarbeit blieb Frauensache, die Führungspositionen machten die Männer unter sich aus. Und sie dachten auch gar nicht daran, von ihrer Macht freiwillig etwas abzugeben. Der Frauentag, der in der DDR groß gefeiert wurde, geriet da schnell zur Farce, wie Filmaufnahmen zeigen, in denen Männern ihren Frauen Kaffee und Kuchen zu servieren – um dann den Rest des Jahres den Haushalt und die Kindererziehung ihren Frauen zu überlassen.
In den Titel seines Films hat Torsten Körner den Titel eines Buches von Maxie Wander aus den späten 1970er Jahren aufgenommen: „Guten Morgen, Du Schöne“. Dafür hatte Wander mit ostdeutschen Frauen über deren Alltag gesprochen, aus den aufgezeichneten Berichten destillierte sie die Geschichten der sehr unterschiedlichen Frauen und schuf so ein diverses Panorama des Lebens von Frauen in der DDR. Und so ist auch Körner vorgegangen. Der Journalist und Regisseur hat sehr unterschiedliche Frauen für seinen Film interviewt und viele Archivmaterialien, Fotos und Lieder zusammengetragen, die Sandra Brandl mit viel Sorgfalt und dem Blick für Details montierte.
Es ist ein Film, der die Verdienste und Kämpfe der Frauen in den Vordergrund stellt, ohne in Ostalgie zu versinken. Und er macht auf sehr berührende Weise deutlich, welchen Bruch es im Leben dieser Frauen und Vorreiterinnen bedeutete, als die DDR zusammenbrach und ihre Lebensleistung und die Fortschritte, die sie mühsam errungen hatten, plötzlich nichts mehr zählten.
Die Kölner Firma Broadview TV hat „Die Unbeugsamen 2“, der an diesem Donnerstag in die Kinos kommt, mit Torsten Körner realisiert. Produzent Leopold Hoesch ist Academy Botschafter der International Emmys und richtet seit 2008 die Kölner Semifinal-Jurysitzung aus. Auf Schloss Arff werden zwei Nominierte unter Anwesenheit von Academy-Judging-Director Nathaniel Brendel festgelegt. Die Jurys setzten sich aus nationalen sowie internationalen Branchen-Experten zusammen. Am Abend findet der Kölner Emmy-Cocktail mit 200 Gästen statt.