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LiteraturAvignon-Prozess: Memoiren von Gisèle Pelicot erscheinen 2026

Lesezeit 2 Minuten
Gisèle Pelicot stellte sie sich vor Gericht den Männern, die sie über Jahre hinweg vergewaltigt haben. (Archivbild)

Gisèle Pelicot stellte sie sich vor Gericht den Männern, die sie über Jahre hinweg vergewaltigt haben. (Archivbild)

Gisèle Pelicot ist in Frankreich zur Ikone geworden. Mutig stellte sie sich vor Gericht den Männern, die sie über Jahre hinweg vergewaltigt haben. Ihre Geschichte will sie nun selbst erzählen.

Zigfach wurde sie von ihrem Mann und Fremden vergewaltigt, über Monate lang stand sie vor Gericht ihren Peinigern gegenüber: Nun ergreift die Französin Gisèle Pelicot ausführlich selbst das Wort. Ende Januar 2026 sollen ihre Memoiren „Eine Hymne auf das Leben“ beim Piper Verlag auf Deutsch erscheinen - zeitgleich mit der französischen Originalversion.

„Mit diesem Buch hoffe ich, eine Botschaft der Stärke und des Mutes an alle zu senden, die schwierige Prüfungen durchleben“, zitierte der Verlag die Seniorin. „Mögen sie niemals Scham empfinden. Und mögen sie mit der Zeit lernen, das Leben wieder zu genießen und Frieden zu finden.“ Pelicot wolle ihre Geschichte nun mit ihren eigenen Worten erzählen.

Haftstrafen für Ex-Mann und 50 weitere Männer

Über fast zehn Jahre lang hatte Pelicots damaliger Mann Dominique sie immer wieder mit Medikamenten betäubt, missbraucht und Dutzenden Fremden zur Vergewaltigung angeboten. Ein Gericht verurteilte ihn im Dezember wegen schwerer Vergewaltigung zu 20 Jahren Haft. Neben ihm standen 50 weitere Männer vor Gericht, zumeist ebenfalls wegen schwerer Vergewaltigung. Das Gericht verhängte für die Strafen zwischen 3 und 15 Jahren Haft. Einige der Männer gingen in Berufung. Ihre Fälle sollen im Herbst neu aufgerollt werden.

Pelicot ist vom Opfer zur gefeierten Vorkämpferin geworden

Gisèle Pelicot, die davon ausgeht, etwa 200 Mal vergewaltigt worden zu sein, wurde durch ihr entschiedenes Auftreten in dem Prozess in Frankreich zur feministischen Ikone. Sie hatte entschieden, das Verfahren nicht hinter verschlossenen Türen führen zu wollen, auch um anderen Missbrauchsopfern Mut zu machen. Sie wolle, dass diese keine Schande verspürten. „Nicht wir sollten uns schämen“, hatte Pelicot vor Gericht gesagt, „sondern sie“ und damit die Täter gemeint.

Piper-Verlegerin Felicitas von Lovenberg sagte: „Gisèle Pelicots unerschrockener und würdevoller Umgang mit den Verbrechen, die ihr angetan wurden, hat sie weltweit zu einer Ikone gemacht, über die viel gesprochen und geschrieben wurde. In ihrem Buch wird sie nun erstmals selbst ausführlich zu Wort kommen.“ Neben der deutschen Ausgabe sollen im kommenden Jahr auch 20 weitere internationale Versionen des Buchs erscheinen. (dpa)