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DokumentationDas Leben der Inuit in einer Welt im Wandel

Lesezeit 3 Minuten
Filmemacherin Josefin Kuschela verbrachte für den Dreh der Dokumentation mehrere Monate in Nordgrönland.

Filmemacherin Josefin Kuschela verbrachte für den Dreh der Dokumentation mehrere Monate in Nordgrönland.

Eine Dokumentarfilmerin reist ans Ende der Welt: Das Leben der Ureinwohner in Grönland ist geprägt von Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Jetzt kommt der Klimawandel.

Seinen ersten Hundeschlitten hat Jäger Olennguaq mit acht Jahren gelenkt. Auto ist er hingegen noch nie gefahren. Olennguaq lebt in einem kleinen abgelegenen Dorf in Nordgrönland. Die Anreise aus Deutschland ins Dorf Savissivik braucht insgesamt mindestens vier Tage, nur einmal wöchentlich kommt der Helikopter. Eine andere motorisierte Verbindung zur Außenwelt gibt es nicht. In einer neuen ZDF-Dokumentation begleitet Filmemacherin Josefin Kuschela den Alltag von Olennguaq und anderen Inughuit, einer kleinen Untergruppe von indigenen Grönland-Inuit.

Die meisten Menschen in Savissivik leben von der Jagd, etwa auf Seehunde und Schneehühner. Sie gehören zu den letzten Inuit der Welt, die heute noch von der Jagd mit Schlittenhunden leben. Das Leben ist geprägt von Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Doch dieses Leben ändert sich rapide. Am 17. Dezember wird eine gekürzte Fassung der Dokumentation um 22.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt, in der Mediathek werden vier Folgen zu sehen sein. 

„Wir spüren, dass sich die Natur verändert“

Auf 50 Menschen kommen in Savissivik etwa 200 Hunde. „Jedes Mal, wenn ich ein Tier fange, bin ich dankbar, denn damit kann ich meine Hunde und Familie versorgen“, sagt Olennguaq. „Ich lebe vom Töten der Tiere, aber ich töte nicht, um zu töten. Wenn ich ein Tier erlege, benutze ich jedes Teil davon.“

Das Leben der Inuit ist hart. Bei hohen Minusgraden ringen sie mit der Natur um ein Auskommen durch Fischerei und Jagd. Jeder Fehler hat schwerwiegende Folgen. Machen die Jäger keine Beute, steigt der finanzielle Druck auf die Familien, denn fast alles wird teurer. Für ihre eigene Ware aber bekommen die Jäger immer weniger Geld. An jedem Tag des Jahres geht es für sie darum, ihren Lebensunterhalt zu sichern. 

Aber selbst das Jagen an sich ist schwierig geworden, denn das Eis ist für immer kürzere Zeit sicher. Als er jung gewesen sei, habe es schon im September solides Eis gegeben, erinnert sich Quaerngaaq, Dorfältester in Savissivik. „Heute kommt es erst im Dezember oder noch später.“ „Wir spüren, dass sich die Natur verändert“, sagt einer der Inuit. Doch nicht nur die Natur verändert sich.

Der Wunsch nach einem modernen Leben

„Ich hoffe, wir werden weiter Jäger sein, wie wir es für so viele Generationen waren“, sagt Johny aus Qaanaaq. Qaanaaq ist mit 600 Einwohnerinnen und Einwohnern die Metropole Nordgrönlands. Hier lebt nur noch ein Bruchteil von der Jagd, denn die jungen Menschen wünschen sich zunehmend ein anderes Leben. Sie treibt der Wunsch nach einem modernen Lifestyle in einer größeren Stadt an.

Andere hingegen wollen die jahrtausendealten Traditionen bewahren und machen sich dafür sogar neue Technologien zunutze. Dan zum Beispiel postet auf sozialen Medien Beiträge in der Sprache der Inughuit, die immer weniger gesprochen wird, um auf diese Weise einen Teil seiner Kultur weiter zu erhalten. (dpa)