Der populäre Quizmaster Günther Jauch erzählt im Interview der «Jüdischen Allgemeinen», was er an Hans Rosenthal schätzte - aber auch, was ihn vor 42 Jahren an der TV-Legende wunderte.
FernsehenGünther Jauch: Hans Rosenthal als Vorbild

„Hans Rosenthal hat sich immer schützend vor alle seine Protagonisten gestellt. Das hat sich mir eingeprägt“, sagt Günther Jauch. (Archivbild)
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Für Günther Jauch ist der legendäre „Dalli Dalli“-Moderator Hans Rosenthal (1925-1987) „durchaus“ ein Vorbild. In einem Interview der „Jüdischen Allgemeinen“ sagt der 68-Jährige: „Zum Beispiel, was die Art und Weise angeht, wie er jedem Menschen fair begegnete und versuchte, alle gleich zu behandeln“. Rosenthal habe stets Fingerspitzengefühl gezeigt, wenn Gäste aufgeregt waren.
„Im Fernsehen ist die Fallhöhe, sich lächerlich zu machen, relativ groß“, führt Jauch („Wer wird Millionär?“) aus. „Hans Rosenthal hat sich immer schützend vor alle seine Protagonisten gestellt. Das hat sich mir eingeprägt.“ Rosenthal wurde am 2. April vor 100 Jahren geboren, er starb 1987 mit 61.
Die Popularität Rosenthals erklärt sich Günther Jauch wie folgt: „Er machte nie Scherze auf Kosten anderer. Die Spiele, die bei ihm in der Sendung stattfanden, waren ja immer so etwas wie ein Kindergeburtstag für Erwachsene. Da hätte es sich angeboten, die Gäste etwas lächerlich zu machen, sich über sie zu erheben oder auf ihre Kosten Witze zu machen. Das hat er nie gemacht.“
„Diese ausnehmende Freundlichkeit, diese Fairness“
Wenn jemand verloren oder rein gar nichts gewusst habe, sei er trotzdem immer „zweiter Sieger“ gewesen. „Ich glaube, diese ausnehmende Freundlichkeit, diese Fairness, vielleicht auch ein bisschen die Harmlosigkeit, die seinen Sendungen anhaftete, fiel beim Publikum auf fruchtbaren Boden.“
Jauch war 1983 Spielshow-Gast bei „Dalli Dalli“ und erläutert, dass Rosenthal auch hinter den Kulissen „sehr, sehr nett“ gewesen sei. „Nicht nur mit mir, sondern mit allen Beteiligten der Sendung - und auch schon in der Probe.“
Worüber sich Jauch 1983 bei Rosenthal wunderte
Was ihn später gewundert habe, sagt Jauch, war das Schweigen Rosenthals zu seinem Nachnamen. Rosenthal war im Krieg von einer Frau namens Ida Jauch versteckt worden. „Im Nachhinein dachte ich mir, er hätte mich eigentlich mal fragen können, ob ich mit dieser Frau verwandt oder verschwägert sei, der Name Jauch ist ja relativ selten in Deutschland. Er schnitt das Thema aber nicht an, weder auf der Bühne noch im persönlichen Gespräch.“
Rosenthal überlebte den Holocaust in Berlin als junger Jude versteckt in einer Schrebergartenkolonie. Sein jüngerer Bruder Gert (1932-1942) wurde von den Nazis ermordet. Der Vater war an Nierenversagen gestorben, als Hans Rosenthal zwölf war. Die Mutter war an Krebs gestorben, als er 16 war. (dpa)