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So war der TatortSehenswerter Psycho-Thriller mit einigen Cringe-Momenten

Lesezeit 4 Minuten
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Komissarin Winkler ist sichtlich überfordert mit dem irrlichternden Simon Fischer.

Erst nach der Hälfte des neuen Dresdner Tatorts „Das kalte Haus“ spricht Kommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) das Offensichtliche aus: „Mit dem stimmt etwas nicht“, raunt sie ihrer Kollegin Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) entgegen und meint Simon Fischer (Christian Bayer), dessen Frau verschwunden ist. Ein düsterer Tatort auf der Suche nach Kathrin Fischer (Amelie Kiefer) nimmt seinen Lauf, der trotz einiger Cringe-Momente mit einem rasanten Schluss entlohnt.

Der Fall

Eigentlich sind Gorniak und Winkler gerade dabei auf Gorniaks Geburtstag anzustoßen, doch auf dem Weg in den Club kriegen die beiden einen Anruf von Kommissariatsleiter Peter Schnabel (Martin Brambach). Eine Frau ist verschwunden, und weil ihr Ehemann Simon Fischer mit der örtlichen Staatsanwaltschaft und Politikprominenz klüngelt, schickt Schnabel gleich die Mordkommission los, um Kathrin Fischer zu finden.

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Die Villa liegt verwaist am Dresdner Stadtrand, auch Fischer selbst ist nicht vor Ort. Dafür finden die Ermittlerinnen Blutspuren, die schlimmes erahnen lassen. Der irrlichternde Fischer gerät schnell in den Fokus der Ermittlungen. Zeugen berichten von häuslicher Gewalt. Hat Fischer seine Frau ermordet und die Leiche verschwinden lassen? Oder hat Kathrin Fischer ihre Entführung inszeniert, um sich von dem psychopathischen Ehemann loszueisen?

Die Auflösung

Zweiteres ist der Fall. Und doch nimmt die Auflösung des Falls eine Eigendynamik an, mit der zu Beginn nicht zu rechnen ist. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin und Nachbarin Beate Lindweg (Katharina Behrens) inszeniert Kathrin Fischer ihr Verschwinden als Mord, den sie ihrem verhassten Ehemann anhängen will.

Doch Nachbarin Beate hat einen Hintergedanken: Sie plant, Kathrin Fischer aus dem Weg räumen, weil sie mit Simon Fischer anbandeln will. Als dieser dahinterkommt, wird Fischer doch noch zum Mörder, als er aus Zorn Beate Lindweg erschlägt. Im großen Showdown mit seiner Frau wird Simon Fischer schließlich mit einem Jagdgewehr niedergestreckt.

Die Inszenierung

Regisseurin Anne Zohra Berrached bedient sich großzügig bei den Zutaten für einen gruseligen Psychothriller: da sind die hektischen Streicher als Hintergrundrauschen, während Gorniak und Winkler durch die dunklen Ecken einer Vorstadtvilla tapern.

Da werden Leichensäcke in Höhlengewölben geborgen und überall tauchen Blutlachen auf. Vor allem aber ist da Christian Bayer als Simon Fischer, der wirklich jedes Klischee eines Psychopathen erfüllt: die schmierigen Haare, der entgeisterte Blick und die cholerischen Ausbrüche, bei denen Fischer den Polizisten auch gerne mal Golfbälle entgegenschleudert. Ins Off murmelt er dann Sätze aus dem Psychopathenlehrbuch wie: „Alles was ich tue, mache ich aus Liebe zu dir.“ Ein bisschen mehr Understatement hätte der Rolle gut getan.

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Um die verhangene Atmosphäre aufzulockern, streut Regisseurin Berrached immer wieder Komik und Selbstironie in den Film. Etwa wenn Polizeikollegin Eva Kriegler (Nadja Stübiger) beim verspäteten Geburtstagskuchen mit Kommissariatsleiter Peter Schnabel flirtet, oder wenn die beiden Ermittlerinnen das Youtube-Studio der verschwundenen Kathrin Fischer entdecken, wo sie ihre Follower mit küchenpsychologischen Kalendersprüchen in Videoform beglückt.

Dieser Spagat zwischen Düsternis und Humor gelingt nicht immer und sorgt für den ein oder anderen Cringe-Moment, etwa wenn Polizistin Eva Kriegler nach dem Flirt mit dem alternden Schnabel den Satz „je oller je doller“ in die Runde hineinonkelt. Das actionreiche Finale entschädigt aber für solche Sprüche.

Fazit

Trotz der dick aufgetragenen Performance von Bayer als Simon Fischer ist Anne Zohra Berrached ein sehenswerter Dresdner-Tatort gelungen. Das Kommissarinnen-Duo Gorniak und Winter harmoniert prächtig mit ihrem latent überforderten Chef Schnabel.

Regisseurin Berrached versteht es, Spannung aufzubauen und das Thema häusliche Gewalt auf mehreren Ebenen zu verhandeln, auch wenn sie dabei manchmal etwas zu viel will. Vor allem der große Showdown am Ende, in dem die Ermittlerinnen der Eskalation der toxischen Beziehung zwischen den Fischers zusehen müssen, ist stark.