Ruhig und besonnen, stets nüchtern und kontrolliert – so hat Deutschland Olaf Scholz in seiner Funktion als Kanzler bisher erlebt. Am „Tag der Arbeit“ zeigte der SPD-Politiker, dass er auch anders kann.
Bei einer DGB-Kundgebung in Düsseldorf am Sonntag verteidigte der Bundeskanzler unter Pfiffen und Buhrufen mit lauter Stimme und geballter Faust die Entscheidung für deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine. Justizminister Marco Buschmann schien das gut gefallen zu haben.
Buschmann vergleicht Scholz-Auftritt mit Helmut Schmidt
Der Justizminister fühlte sich durch den Auftritt gar an einen früheren Amtsinhaber erinnert. Er teilte einen kurzen Ausschnitt der Scholz-Rede auf Twitter. „Ich finde, heute hatte @Bundeskanzler Olaf Scholz einen echten Helmut Schmidt-Auftritt“, schrieb der FDP-Politiker auf Twitter und versah den Eintrag mit einem Emoji, das einen angespannten Bizeps zeigt – in der digitalen Sprache ein Symbol für Stärke.
Auf Twitter löste der Post eine Debatte aus, viele Nutzer konnten Buschmanns Vergleich nichts abgewinnen. „Laut war er, sonst nix. Das Format eines Helmut Schmidt wird er nie bekommen“, twitterte ein Nutzer.
Ein anderer User argumentierte eher inhaltlich: „Helmut Schmidt war doch gegen Krieg, weil er ihn selbst miterlebt hatte. Er stand für Verhandlungen.“ Eine Userin teilte ein Bild des 2015 verstorbenen ehemaligen Bundeskanzlers mit dessen Zitat, „Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen“. Ihr Kommentar: „Nein, ganz sicher war das kein Helmut-Schmidt-Moment. Ganz und gar nicht.“
Kritik an Justizminister Buschmann für Schmidt-Vergleich
Die meisten Kommentare richten sich gegen Buschmann und kritisieren den Vergleich von Scholz mit Schmidt. Dieser sei unangemessen, Schmidt ein ganz anderer Typ als Scholz gewesen.
Für den Auftritt des Bundeskanzlers am „Tag der Arbeit“ finden viele aber durchaus lobende Worte. „Hauptsache er sagt mal überhaupt was. Und dann endlich auch das Richtige. Jetzt: Handeln und nicht reden! Das Wichtigste: liefern, liefern, liefern“, twittert ein Nutzer.
Bereits gestern hatte Marie-Agnes Strack-Zimmermann den Auftritt von Olaf Scholz gelobt: „Ich bin dem @Bundeskanzler sehr dankbar für diese klaren Worte. Dringend notwendig und absolut richtig“, schrieb sie.
Offensichtlich wird in der Debatte, die Buschmann mit seinem Tweet losgetreten hat, dass Helmut Schmidt, zwischen 1974 bis 1982 Regierungschef, vielen Usern auf Twitter positiv im Gedächtnis geblieben ist. „Kann mich nicht an Buhrufe in dem Ausmaß bei einem von Schmidts Auftritten erinnern“, lautet ein Kommentar.
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Innerhalb weniger Stunden kommentierten weit über 1000 Nutzer Buschmanns Tweet.