Enfant terrible des deutschen FilmsRegisseur Klaus Lemke gestorben
München – Der Filmemacher Klaus Lemke ist tot. Er starb im Alter von 81 Jahren, wie das ZDF am Freitag bestätigte. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
„Wieder hat ein großer Mann des deutschen Films die Bühne verlassen“, schrieb der Münchner Künstler Flatz, der mit Lemke befreundet war und mit ihm zusammengearbeitet hat, der Deutschen Presse-Agentur. „Er wird fehlen.“
Klaus Lemke: Der Rebell unter den deutschen Regisseuren
Lemke galt als erklärter Rebell unter den deutschen Regisseuren, er begehrte auf gegen den filmischen Mainstream. Zuletzt war er Ende Juni noch beim Filmfest München aufgetreten – körperlich schon sichtlich angeschlagen. Er könne nicht mehr gut laufen, sagte er damals und hielt ein Schild hoch: „Kunst kommt von küssen“.
„Wer vermochte zu sagen, wo die Grenze verläuft zwischen der Kunst und dem Leben, im Leben des Klaus Lemke?“, schrieb Alexander Bickel, Leiter des WDR-Programmbereichs Fiktion, am Freitag. „In Personalunion Autor, Regisseur, gelegentlich Darsteller und stets steil formulierender Impresario seines Schaffens war er ein Filme-Macher im umfassendsten Sinne. Im einzig wahren, hätte er gesagt, um Unbescheidenheit nie verlegen.“
Klaus Lemke: Erste Angänge mit kleinem Budget
Lemke wurde 1940 in Landsberg an der Warthe im heutigen Polen geboren. Sein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte brach er frühzeitig ab – nach sechs Semestern an der Uni zog es ihn zum Theater.
Mehr als 60 Jahre lang hatte der in Landsberg/Warthe im heutigen Polen geborenen Lemke – mit kleinem Budget – Filme gedreht. Schon mit seinen ersten, vorwiegend für das Fernsehen produzierten Werken wie „Brandstifter“ (1969) oder „Rocker“ (1972) richtete er den Scheinwerfer auf die Schattenseiten der Gesellschaft.
Bickel über Lemke: „Der Menschenversteher Lemke wird uns fehlen“
Seine unkonventionelle Art, sein Arbeitsweise, die sich von denen seiner Kollegen von Grund auf unterschied und der Widerstand gegen das etablierte Filmgeschäft machten ihn zu einem Außenseiter in der Branche.
Lemke habe sich nie erhoben über die Menschen, von denen seine Filme erzählen, sagte Bickel vom WDR. „Die Sehnsüchte der Kleinen und Gemeinen, in Filmen wie „Rocker“, „Dancing with Devils“ oder zuletzt „Berlin Izza Bitch!“ bekommen sie einen Glanz, der brüchig ist, aber niemals vergeht. Der Menschenseher, Menschenversteher Lemke wird uns fehlen, was er uns hinterlässt, ist sein unfehlbarer Blick für die flüchtigen Momente dieses Dings namens Leben.“
Lemke entdeckte zahlreiche Talente auf der Straße
Der Ort seines Schaffens war in erster Linie München. Filme wie „Idole“ oder „Amore“ waren Studien der Schwabinger Szene. Meistens arbeitete er mit Laien zusammen, die er in München, Hamburg oder Berlin in Cafés oder auf der Straße entdeckte und oft vom Fleck weg engagierte. Zu seinen Entdeckungen zählen Fernsehstars wie Wolfgang Fierek und Cleo Kretschmer.
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Auch in den vergangenen Jahren drehte er Film um Film, etwa „Unterwäschelügen“ (2016), „Bad Girl Avenue“ und „Neue Götter in der Maxvorstadt“ (beide 2018) sowie „Ein Callgirl für Geister“ (2020). (pst/dpa)