Deutschland und Österreich haben sich beim Eurovision Song Contest bekanntlich wenig Punkte gegeben. Dennoch soll nun eine österreichische Jury über den deutschen ESC-Beitrag mitentscheiden.
ESC 2023Deutscher Eurovision-Starter – Österreich will mitentscheiden
Die Abneigung zwischen Österreich und Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC) ist legendär, über Jahrzehnte gaben sich die Nachbarländer konsequent gegenseitig null Punkte. Da mutet es kurios an, dass der Norddeutsche Rundfunk (NDR) am Freitag ausgerechnet eine Jury aus Österreich bei der Auswahl des deutschen Starters für den diesjährigen ESC in Liverpool mit abstimmen lässt.
ESC 2022: Sänger Malik Harris landet auf dem letzten Platz
Immerhin: Schlechter werden kann es nach dem letzten Platz für Malik Harris im Vorjahr nicht mehr. Das ESC-Finale findet am 13. Mai in der britischen Hafenstadt statt, Deutschland ist gesetzter Finalist. Neun Acts bewerben sich im deutschen ESC-Vorentscheid um den Startplatz für den weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerb.
Die von der ARD übertragene Show findet erst am späten Freitagabend ab 22.20 Uhr in Köln statt, eine Entscheidung ist erst gegen Mitternacht zu erwarten. Geht es nach den Klicks für die offiziellen Videos der Vorentscheidstarter, gibt es drei Favoriten: Dazu zählt auch der polarisierendste Starter, der Partyschlagersänger Ikke Hüftgold. Er kann sich zumindest beim Zuschauervoting gute Chancen ausrechnen.
Partyschlagersänger Ikke Hüftgold beim Vorentscheid am Freitag dabei
Sein betont albernes „Lied mit gutem Text“ schaffte es als klarer Sieger in einer Abstimmung beim Onlinedienst Tiktok in den Vorentscheid. Ikke Hüftgold startet als siebter der neun Starterinnen und Starter. Direkt vor ihm singt Patty Gurdy ihren keltischen Folksong „Melodies Of Hope“, der bei Youtube auf erstaunlich hohe Klickzahlen kommt.
Noch mehr Resonanz schaffte nur die auch international bereits erfolgreiche Rockband Lord of the Lost mit ihrem Lied „Blood & Glitter“ vom gleichnamigen Nummer-eins-Album. Würde es nur nach den Fans gehen, dürften diese drei Starter vermutlich den deutschen Startplatz untereinander ausmachen.
Auch das Duo Frida Gold geht mit dem Song „Alle Frauen sind müde“ für den ESC 2022 ins Rennen
Das vom Namen her prominenteste Duo Frida Gold mit „Alle Frauen sind müde“ bekommt zumindest bislang genau wie die Starter Trong, René Miller, Anica Russo, Lonely Spring und Will Church nicht annähernd die Aufmerksamkeit der Fans. Allerdings können die Fans in der Online- und Telefonabstimmung nur die Hälfte der Punkte vergeben.
Die andere Hälfte kommt von jeweils fünfköpfigen Jurys aus dem Musik- und Showgeschäft aus acht verschiedenen Ländern – darunter neben dem Deutschland beim ESC traditionell abgeneigten Österreich auch die Schweiz, Niederlande, Finnland, Spanien, Litauen, die Ukraine und Großbritannien. Die nach der Zahl der Siege erfolgreichsten ESC-Länder Irland und Schweden sind nicht dabei.
Abstimmungskonzept erneut verändert – federführender NDR kann kein einheitliches Konzept etablieren
Das Abstimmungskonzept wurde einmal mehr verändert – schon seit vielen Jahren schaffte es der beim ESC federführende NDR nicht, ein Konzept zu etablieren und über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Ganz anders ist es etwa im Erfolgsland Schweden, wo das Melodifestivalen jedes Jahr mit vielen Zuschauern läuft. Der von den Fans liebevoll „Melo“ abgekürzte Wettbewerb ist noch gar nicht beendet.
Trotzdem steht Schweden bei den internationalen Wettbüros gerade auf Platz eins. Der Grund ist, dass die 2012 mit „Euphoria“ erfolgreiche Loreen mit ihrem neuen Lied „Tattoo“ hohe Erwartungen weckte.
Während Schweden also schon vor Abschluss des eigenen Vorentscheids Vorschusslorbeeren bekommt, ist es mit Deutschland genau andersherum: Die Siegchancen für Deutschland werden von den Wettbüros derzeit mit nur einem Prozent bewertet. (afp)