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Fotograf Robert LebeckRomy Schneider nannte ihn Lebo

Lesezeit 4 Minuten

Romy Schneider in Quiberon

  1. Robert Lebeck war einer der bedeutendsten Fotojournalisten der Nachkriegszeit.
  2. Eine Schau in Monschau zeigt seine Werke.

Monscha – Wer den Kinofilm „Drei Tage in Quiberon“ (2018) gesehen hat, weiß, dass Romy Schneider 1981 eine Auszeit in einem Kurhotel an der bretonischen Küste nahm. Doch ganz los von ihren alltäglichen Süchten, die sich im Alkohol- und Tablettenkonsum manifestierten, kam sie dort nicht. Auch nicht von ihrem Bedürfnis nach einer Berichterstattung in deutschen Medien, die ihr „wahres Ich“ abbilden sollte. Noch in der Bretagne arrangierte sie deshalb ein Interview mit dem „Stern“-Journalisten Michael Jürgs und seinem Fotografen. Drei Tage dauerte das Gespräch. Heraus kam ein intimes Porträt der Schauspielerin im Spannungsverhältnis zwischen privater und öffentlicher Person. Der Mann, der die Aufnahmen hierzu lieferte, war Robert Lebeck (1929 bis 2014).

Fast vierzig Jahre später sind die Bilder aus Quiberon sowie rund 120 weitere aus dem Archiv des Fotografen im Kunst- und Kulturzentrum der Städteregion Aachen in Monschau zu sehen. Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die zwischen den späten 1950er und 1990er Jahren entstanden sind. Neben Porträts auch Reisereportagen mit zum Teil unveröffentlichtem Material.

Spaziergang am Meer

Romy Schneider gebührt ein ganzer Raum. Er zeigt die Schauspielerin in Quiberon beim Spaziergang am Meer, auf den Klippen laufend, erschöpft mit der Kippe in der Hand oder mit ihrer Tochter Sarah tollend im Bett. Da war sie schon wieder in Paris und froh darüber, sich in Quiberon den Knöchel gebrochen zu haben, weil ihr das mehr Zeit mit ihrer Tochter bescherte. Schneider hatte ein enges, freundschaftliches Verhältnis zu Lebeck, der schnell schon zu ihrem Lieblingsfotografen avancierte. Sie nannte ihn „Lebo“, angelehnt an das französische le beau (der Schöne), er sie vice versa „la belle“ (die Schöne).

Ihm vertraute sie blind – auch in ungeschönten Momenten. Das ist den Fotos anzusehen, die von großer Nähe zeugen und eine natürliche, ungeschminkte, aber auch desperate Romy Schneider zeigen. Es brauchte keinen Stylisten oder Frisör für das Spiel der Verführung mit und ohne Kamera. „Wir wussten, wir können das nicht ausleben, was wir gerne täten. Wir mussten uns Hemmungen auferlegen“, gestand Lebeck in einem späteren TV-Interview hinsichtlich der prickelnden Foto-Sessions.

Für „Drei Tage in Quiberon“ habe sie der Regisseurin im Vorfeld gut 500 Abzüge zur Verfügung gestellt, erzählt Cordula Lebeck während eines Ausstellungsrundgangs. „In äußerster Akribie ist für den Film auf dieser Basis alles genau nachgebaut worden bis hin zum Interieur der Zimmer.“

Die vierte Ehefrau und Witwe Lebecks verwaltet heute seinen Nachlass in Berlin, der noch viel mehr Schätze birgt. Auch Elvis Presley bekam der Autodidakt, der ohne große Technik auskam und sich sein Knowhow beim Studium des Magazins Leif abgeguckt hatte, exklusiv vor die Linse. Das war 1958, als der Rock’n’Roller nach Deutschland kam, um im hessischen Friedberg seinen Militärdienst zu leisten. Lebeck gelangen abseits des organisierten Presserummels unorthodoxe Aufnahmen des 23-Jährigen, zum Beispiel in der Umkleide, in Uniform auf der Pritsche liegend oder zusammen mit den Kameraden. Es sei immer sein Bestreben gewesen, sich nicht gemeinsam mit anderen Fotografen in den Vordergrund zu drängeln, beschrieb Lebeck einmal seine Arbeit. Er zog es vor, den entscheidenden Moment oder die richtige Perspektive abzuwarten. Das kommt auch bei einer „Privataudienz“ bei Willy und Rut Brandt zum Tragen, die er im heimischen Wohnzimmer fotografiert – nebst Günter Guillaume, der dem damaligen Kanzler nicht nur beim Anzünden einer Zigarette „assistiert“.

Maestro mit wallendem Haar

1969 darf der Fotograf für eine Reportage zwei Wochen lang Herbert von Karajan begleiten. Das Genie habe dem Jahrhundert-Dirigenten im Gesicht gestanden, befand Lebeck. Als am Ende der Autor des Artikels diesen mit „Warum spielt Karajan mit falschen Tönen?“ tituliert, ist es aus mit dem Privileg des Fotografen. Nachdem Karajan die Geschichte gelesen hatte, ließ er Lebeck kurzerhand von seinem Leibwächter vor die Tür werfen. Das Foto im KuK zeigt den Maestro mit wallendem Haar, beide Hände vors Gesicht geschlagen.

Viele Porträts von Berühmtheiten zieren die kleinen Räume des Ausstellungshauses. Darunter Churchill, Hitchcock, Kinski, Beuys, „die Callas“, Paul Newman und Jackie Kennedy bei der Trauer um Robert Kennedy nach dessen Ermordung 1968. Aber Lebeck wäre kein Fotoreporter, wenn er sich nur auf die Abbildung populärer Menschen verstanden hätte. Mit seiner Leica im Gepäck hat er viele Länder (allein 17 Mal die Sowjetunion) bereist und Menschen in ihrer alltäglichen Umgebung fotografiert, bei der Arbeit, beim Frühsport, beim Essen, beim Stierkampf. „Das Foto der Wäscherinnen aus dem spanischen Cullera ist mein Lieblingsbild“, sagt Cordula Lebeck: „Robert hatte an dem Tag, wie eigentlich immer, zuerst das Gespräch gesucht. Dabei hat er den Wäscherinnen erzählt, dass er Geburtstag hat. Daraufhin sangen und tanzten sie für ihn.“

Robert Lebeck – Porträts von Menschen und Ländern bis 13.9. im Fotografie-Forum Monschau. Di bis Fr 14 -17 Uhr, Sa/So ab 11 Uhr. Eintritt frei www.kuk-monschau.de