An Feiern ist bei Françoise Hardy nicht zu denken. Die vom Krebs gezeichnete Chanson-Legende wünscht sich nur noch den Tod.
80. Geburtstag der Chanson-Ikone„Es ist ein Albtraum“ – Françoise Hardy will nur noch sterben
Sie hat viel über Abschied und Tod gesungen. Jetzt wünscht sich die Grande Dame des französischen Chansons, dass der eigene so schnell wie möglich kommt. Sie wolle so schnell und schmerzlos wie möglich gehen, sagte sie Ende vergangenen Jahres in einem Interview mit der Wochenzeitung „Paris Match“. Die Sängerin, die seit Jahren gegen Lymphdrüsen- und Kehlkopfkrebs kämpft, wird am Mittwoch (17. Januar) 80 Jahre alt.
Françoise Hardy: Appell an Emmanuel Macron wegen Sterbehilfe
In einem bewegenden Brief hat die Sängerin im vergangenen Dezember den französischen Staatschef Emmanuel Macron aufgefordert, die Sterbehilfe zu legalisieren. In dem von der Zeitung „La Tribune Dimanche“ veröffentlichten Text beschreibt sie einen Krankenhausaufenthalt wegen ihrer Krebserkrankung, bei dem sie auf Patienten traf, die „bedauern, dass die Sterbehilfe nicht legalisiert wurde, weil sie sich des unnötigen Leidens bewusst sind“.
Sie selbst habe 55 Strahlentherapien hinter sich, wie sie in dem „Paris Match“-Interview erzählte. Seit ihrer Bestrahlung ginge es ihr schlecht: „Es ist ein Albtraum“.
Françoise Hardys Karriere begann früh
Hardy wurde mit ihren melancholischen Liedern und ihrer zarten, zerbrechlichen Stimme zur Grande Dame des französischen Chansons. Schon ihr erster großer Hit „Tous les garçons et les filles“ war melancholisch. „Alle sind verliebt, alle sind zu zweit, nur ich bin allein“, sang sie 1962 im Alter von 18 Jahren.
Das Lied über gleichaltrige Jungen und Mädchen auf der Suche nach Liebe verkaufte sich innerhalb weniger Tage über vier Millionen Mal. Ein Jahr später trat sie mit „L'amour s'en va“ für Monaco beim Eurovision Song Contest an, der damals noch Grand Prix Eurovision de la Chanson hieß. Sie erreichte den fünften Platz.
In Deutschland wurde die Französin, die die Titelseiten zahlreicher Illustrierten zierte, in den 60er Jahren bekannt, unter anderem mit „Frag den Abendwind“ und „Ich sag' ja“. Von den Lesern der Jugendzeitschrift „Bravo“ wurde sie 1966 zur zweitbeliebtesten Sängerin gewählt.
Ihr Deutsch hatte Hardy bei einer österreichischen Familie nahe Innsbruck gelernt, wo sie acht Jahre regelmäßig ihre Sommerferien verbrachte. Später studierte sie ein Jahr an der Pariser Sorbonne Germanistik. Sie nahm ihre Lieder auch auf Italienisch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch auf.
In ihrer über 40-jährigen Karriere hat die Pariserin über 25 Alben geschaffen und unsterbliche Lieder. Die Ikone der Sixties arbeitete mit den Besten der Musikszene und schrieb einige der schönsten französischen Chansontexte für großartige Albumklassiker wie „Soleil“ (1970), „La Question“ (1971) und „Et si je m'en vais avant toi“ (1972).
Françoise Hardy: Ihre Lieder sind melancholisch
Einsamkeit, Liebe, Sehnsucht und Abschied: Themen, die ihre Lieder bestimmen. Die Melancholie gehört zu ihrem Wesen, wie sie in Interviews immer wieder betont: „Ich mag in der Musik vor allem langsame, traurige Melodien, die Salz in die Wunde streuen. Nicht so, dass sie beschweren, sondern so, dass sie trösten. Denn es tut gut, wenn sich der Schmerz der Gefühle in etwas Schönes verwandelt“, sagte sie der Wochenzeitung „L'Obs“.
Verzweiflung und Enttäuschung hat sie selbst erfahren. 1944 als uneheliches Kind in Paris geboren, sei sie als junges Mädchen voller Komplexe gewesen. „Wir haben bei meiner Großmutter gelebt, sie hat mich immer schlecht gemacht, sagte sie der Zeitschrift „Brigitte Woman“. „Ich dachte, ich sei eine hässliche Landplage. Nicht wert, geliebt zu werden.“
Françoise Hardy: Verehrer von Mick Jagger bis Bob Dylan – doch sie liebt nur einen
An Verehrern hat es Hardy jedoch nicht gefehlt, unter ihnen auch Mick Jagger und Bob Dylan, der ihr auch Liebesbriefe geschrieben haben soll, wie sie dem „Zeitmagazin“ sagte: „Er war anscheinend so von mir besessen gewesen, wie man das wohl nur sein kann, wenn man noch jung ist.“
Ihr Herz verlor sie jedoch an ihren Künstlerkollegen Jacques Dutronc („Et moi, et moi, et moi“, „Mini, mini, mini“), dem sie 1981 das Jawort gab. Eine „amour fatale“, denn trotz aller Höhen und Tiefen hat Hardy nie aufgehört, den Sänger und Komponisten zu lieben. „Wir lebten zusammen, im selben Haus, in getrennten Wohnungen. Es hat nichts gebracht. Aber ich hatte diese große, leidenschaftliche Liebe zu diesem Mann“, sagte sie der Zeitschrift „Brigitte Woman“. Das Paar trennte sich 1988 ohne Scheidung. (mit dpa)